Job-Maschine Flughafen - damit werben Senat, Politiker und Airport-Chefs schon seit langem. Mal sollte es 1200, mal 2000 neue Arbeitsplätze geben, wenn Blankensee ausgebaut wird. Die Flughafen-Gegner haben diese Effekte stets bestritten. Jetzt liegt eine wissenschaftliche Studie vor, die dem Airport 2020 etwas mehr als 1400 Arbeitsplätze (derzeit 258) vorhersagt. Nimmt man die Beschäftigungseffekte bei Zulieferern, Unternehmen in der Region und in der Tourismuswirtschaft hinzu, kommen die Wissenschaftler vom "Zentrum für Recht und Wirtschaft des Luftverkehrs" (ZFL) aus Mannheim sogar auf 5313.
Voraussetzung ist, dass Blankensee im Jahr 2020 rund 3,25 Millionen Fluggäste abfertigt (2006: 678 000). Dann würde die Flughafen-Gesellschaft 325 Jobs anbieten (derzeit 128). Sicherheitsfirmen würden 260 Leute beschäftigen (derzeit 89), bei der Gastronomie gäbe es 130 statt neun Arbeitsplätze. Allein die Stationierung von zehn Maschinen auf dem Vorfeld in Blankensee würde Arbeit für Techniker und Flugpersonal schaffen. Prof. Richard Klophaus von ZFL: "Die fest stationierten Crews umfassen 223 Beschäftigte." Momentan gibt es überhaupt keine fest stationierten Crews in Blankensee. Aber auch Einzelhandel, Reisebüros und Autovermietungen würden neue Leute einstellen.
Wird der Flughafen nicht ausgebaut, fällt der Job-Effekt deutlich kleiner aus. 746 Menschen würden dann direkt am Airport Beschäftigung finden. Denn ZFL geht davon aus, dass Blankensee 2020 auch ohne Erweiterung rund 1,8 Millionen Passagiere abfertigen würde. Die Wissenschaftler stellten aber auch fest, dass der Flughafen bislang unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Klophaus: "Die Beschäftigungseffekte sind an anderen Regionalflughäfen zum Teil deutlich höher." Lübeck habe Nachholbedarf.
"Mehr als 5000 Arbeitsplätze sollten uns animieren, kraftvoll am Ausbau zu arbeiten", bilanzierte IHK-Präses Bernd Jorkisch das Gutachten. Blankensee sei nicht nur für Touristen, sondern auch für die Wirtschaft wichtig. Es sei dringend geboten, Linien nach München, Frankfurt, Kopenhagen oder Amsterdam zu gewinnen. "Nicht nur Dräger, auch kleine und mittlere Unternehmen sind auf den Flughafen angewiesen, um internationale Kontakte zu pflegen", bestätigte Bürgermeister Bernd Saxe (SPD). der Kieler Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) drückt deshalb auf's Tempo, will den Planfeststellungsantrag möglichst noch in diesem Jahr auf dem Schreibtisch haben.
Flughafen-Geschäftsführer Johannes Scharnberg will sich nicht auf ein Datum festlegen. Allerdings seien die Arbeiten weit gediehen. Mehr als 40 Studien lägen mittlerweile vor. Die Start- und Landebahn soll auf 2257 Meter verlängert werden - 90 Meter im Osten mit Wendehammer, 60 Meter im Westen. Auf dem Vorfeld wird Platz für zehn Maschinen geschaffen. Flughafen-Inhaber Infratil plant ein neues Terminal mit 40 000 Quadratmetern Fläche und 4500 neue Parkplätze. Der kommerzielle Flugverkehr soll im Norden der Startbahn, die Privatflieger sollen im Süden konzentriert werden. Gegenüber dem ersten, im Sommer 2005 gescheiterten Planfeststellungsverfahren sei das eine "deutlich abgespeckte Planung", so Scharnberg. Er sei überzeugt, dass das Vorhaben auch naturschutzrechtlichen Anforderungen gerecht werde.
Von Kai Dordowsky, LN |
Die sogenannten "unabhängigen" Gutachten des Prof. Klophaus:
- Neues Gutachten zum "Fluchhafen" Essen-Mülheim:
"Den Bock zum Gärten gemacht"
darin komme der ehemalige Lufthansa-Mitarbeiter immer zum gleichen Ergebnis: "Ausbau, Ausbau, Ausbau
- Vorwurf: Reine Gefälligkeit:
"Der Gefälligkeitsgutachter Prof. Klophaus verkennt die nackten ökonomischen Realitäten. Regionalflughäfen mit einem Aufkommen unter zwei Millionen Passagieren pro Jahr schreiben auf Dauer rote Zahlen, wie die Deutsche Bank unlängst analysiert hat"
- Altenburg soll größter Billigflieger-Flugplatz werden:
In den kommenden acht Jahren könnte sich die Zahl der Passagiere von derzeit 130 000 auf 500 000 Gäste pro Jahr erhöhen, erklärte Richard Klophaus vom Zentrum für Recht und Wirtschaft im Luftverkehr am Dienstag in Erfurt.
Zudem könnte die Zahl der Arbeitsplätze rund um den Flugplatz von derzeit 883 auf 2200 im Jahre 2015 steigen.
- ZFL-Studie "egionalökonomische Bedeutung und Perspektiven des Flugplatzes Zweibrücken"
Die Professoren Dr. Heuer und Dr. Klophaus haben im Auftrag der Flughafen Zweibrücken GmbH alle vier Säulen (Flugbetrieb, Designer Outlet Zweibrücken (DOZ), Multimedia Internet Park und Freizeit/Tourismus) ausgewertet. Zudem haben sie einen Unterauftrag an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln (DLR) zur Säule Flugbetrieb gerichtet.
- Studie: Rostocker Flughafen für Nordosten unverzichtbar -
Der Flughafen Rostock-Laage hat 2008 einen Verlust von 2,5 Millionen Euro erwirtschaftet.
Die mit dem Flughafen erzielte Bruttowertschöpfung liege bei knapp 384 Millionen Euro, das gesamte Steueraufkommen aus den Leistungen des Flughafens bei 95 Millionen Euro, sagte Richard Klophaus von der Fachhochschule Trier, der die Studie erstellt hat.
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