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Mit Fliegen allein ist kein Geld zu verdienen

Wann wirft der Flughafen Hahn endlich Gewinn ab? Die Muttergesellschaft Fraport hat nun ein Ultimatum gestellt: Bis 2010 soll mit dem Hunsrück-Flughafen Geld verdient werden. Über die Perspektiven des Hahns sprach der TV mit Flughafen-Geschäftsführer Jörg Schumacher.

Lautzenhausen. (wie) Zehn Millionen Passagiere - davon träumte die Geschäftsführung des Flughafens Hahn noch vor vier Jahren. Nun ist Hahn-Chef Jörg Schumacher froh, wenn er in diesem Jahr das Ziel von 4,3 Millionen Passagieren erreicht. Mit Schumacher sprach TV-Redakteur Bernd Wientjes.

Fraport, die Muttergesellschaft des Hahns, verliert langsam die Geduld mit dem Hunsrückflughafen. In Frankfurt will man endlich Gewinne sehen und nicht nur Verluste. Können Sie die Kritik verstehen?

Schumacher: Natürlich. Der Hahn ist ja nicht gegründet worden, um dauerhaft Verluste zu machen. Bis 2010 werden wir ein positives Gesamtergebnis aufweisen.

Vor zwei Jahren hieß es noch: 2008 soll der Hahn schwarze Zahlen schreiben.

Schumacher: Immerhin ist ja unser Betriebsergebnis im vergangenen Jahr positiv gewesen. Das bedeutet ja, was Umsätze und Kosten angeht, sind wir gut aufgestellt. Aber Sie haben Recht, im Gesamtergebnis sind wir nicht ganz nach Plan gelaufen. Das Minus beträgt 15 Millionen Euro. Die sprunghafte Entwicklung des Hahn seit 1998 hat uns zu Investitionen gezwungen, die so niemals vorgesehen waren. Es gab Jahre, da haben wir den gesamten Umsatz investiert.

Jetzt mal konkret: Wie wollen Sie denn Gewinne machen?

Schumacher: Zum Ersten werden wir Investitionen strecken. Zweitens überlegen wir, wie wir an zusätzliche Erlöse herankommen. Mit der Erweiterung des Terminals wollen wir den Einkaufs- und Gastronomiebereich deutlich erweitern - zu einem Marktplatz. Derzeit haben wir pro Passagier Einnahmen von 70 Cent, die durch den Einkauf hier hängen bleiben. Ziel ist es, 2,50 Euro pro Passagier zu verdienen. Bei vier Millionen Passagieren 1,80 Euro mehr, das rechnet sich.

Im vergangenen Jahr ist Ihnen ja bereits Umsatz weggebrochen.

Schumacher: Das ist richtig. Die Zahl der Transitflüge ist zurückgegangen, uns fehlen daher zwei Millionen Euro.

Sie meinen die militärischen Charterflüge, mit denen Soldaten und Material im Auftrag der USA transportiert werden.

Schumacher: Ja genau. Für uns sind das eben Transitflüge. Aber trotz dieses Umsatzrückgangs konnten wir unser Betriebsergebnis verbessern.

Wo sollen zusätzliche Einnahmen herkommen?

Schumacher: Wir bauen ein Schulungszentrum, und wir wollen Hotelanlagen auf dem Flughafengelände realisieren. Früher hätten wir solche Projekte nicht selbst gebaut. Heute wollen wir sie sogar betreiben.

Denken Sie auch daran, die Start- und Landegebühren für die Fluggesellschaften zu erhöhen?

Schumacher: Das ist kein Tabu.

Da wird aber Ryanair nicht gerade Hurra schreien. Befürchten Sie nicht, dass die Iren Sie unter Druck setzen und mit dem Weggang aus dem Hunsrück drohen?

Schumacher: Höhere Gebühren sind der letzte Schritt. Bisher wurde mit Ryanair auch noch nicht darüber gesprochen.

Aber auch beim Frachtverkehr scheint sich nicht so wirklich viel auf dem Hahn zu entwickeln. Außer Aeroflot und Air France haben Sie doch wenig vorzuweisen, oder? Die Post-Tochter DHL wird ihr Drehkreuz statt im Hunsrück in Leipzig bauen.

Schumacher: Vor zehn Jahren haben wir angefangen, da hatten wir 1000 Tonnen Fracht. Im vergangenen Jahr waren es 289 000 Tonnen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir noch in diesem Jahr eine weitere Frachtfluggesellschaft für den Hahn gewinnen können, die eine Basis einrichten wird.

Aber ohne die Frachtflüge von Aeroflot und die Passagierflüge von Ryanair könnte der Hahn geschlossen werden?

Schumacher: Da könnten wir sofort dicht machen. Da hätten wir hier einen zweiten Bitburger Flugplatz.

Sie brauchen also auch die Zuschüsse vom Land, um überlebensfähig zu sein?

Schumacher: Nein, das kann man so nicht sagen. Das Land hat eine Qualifizierungsmaßnahme für Flugpersonal von Ryanair gefördert, die über unsere Tochtergesellschaft Hahn Campus Management GmbH abgewickelt wurde. Unsere Gesellschaft hat keinen Nutzen davon gehabt. Bei der Flugsicherung hat das Land hoheitliche Aufgaben zu erfüllen - also beispielsweise die Luftaufsicht zu stellen. Der Flughafen nimmt diese Aufgaben im Auftrag des Landes wahr und erhält dafür eine Erstattung. Wir erwarten aber keine Zuschüsse für unsere Gesellschaft.

Thema Subventionen: Sie zahlen Fluggesellschaften Geld, damit sie vom Hahn aus fliegen.

Schumacher: Ja, das ist kein Geheimnis. Wenn eine Gesellschaft siebenmal pro Woche für eine bestimmte Zeit ein neues Ziel anfliegt, erhält sie von uns einen einmaligen Marketingzuschuss von 127 000 Euro. Wird an weniger Tagen geflogen, ist der Zuschuss entsprechend geringer. Falls die Strecke während der Zeit eingestellt wird, muss das Geld anteilig zurückgezahlt werden. Gibt es dafür als Ersatz eine neue Strecke, kann die Gesellschaft das Geld behalten.

Trotzdem steigen die Passagierzahlen kaum. Vor vier Jahren haben Sie noch mit zehn Millionen Passagieren bis 2010 gerechnet. Im vergangenen Jahr hieß es, 2008 erwarteten Sie fünf Millionen Passagiere. Anfang des Jahres wurde diese Zahl bereits nach unten korrigiert.

Schumacher: Wir sind damals vielleicht mit einem zu großen Optimismus in die Sache reingegangen. Das von Ryanair-Chef O'Leary angekündigte Blutbad unter den Billigfliegern hat es nicht gegeben. Die Konkurrenz ist heute sogar noch größer. Da gibt es kaum noch Wachstum. Wir rechnen mit 4,3 Millionen Passagieren in diesem Jahr.

(Trierischer Volksfreund vom 18.03.2008)