Die heutige Gebührenstruktur (Lex Ryanair)
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Steht der Flughafen Hahn vor dem Aus?
Derzeit machen die Passagiere von Ryanair rund 95 Prozent der Fluggäste am Hahn aus. Sollte die "Fraport AG" an ihren angeblichen Plänen festhalten und eine Sondergebühr für Fluggäste einführen, rechnen Insider mit einem Teil- bzw. Komplettabzug des Billigfliegers.

Hahn-Flughafen. Droht dem Vorzeige-Konversionsprojekt Flughafen Hahn das Aus? Nach dem WochenSpiegel vorliegenden Informationen plant die "Fraport AG" eine drastische Preiserhöhung für den Billigflieger "Ryanair". So soll nach Informationen unserer Zeitung ab Mitte kommenden Jahres von jedem Passagier eine Sondergebühr erhoben werden. Diese Gebühr, nach derzeitigen Planungen soll es sich dabei offenbar um einen Betrag von drei bis vier Euro handeln, soll von jedem Passagier gezahlt werden, der am Hahn landet beziehungsweise von dort aus startet. Nach internen "Fraport"-Planungen soll mit diesem Geld der defizitäre Geschäftsbetrieb in die schwarzen Zahlen geführt werden. Der Hunsrück-Flughafen macht seit Jahren Verluste. So hatte in den ersten neun Monaten der frühere Militärflughafen einen Verlust vor Zinsen und Steuern von rund 7,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Vorjahreszeitraum waren es sogar 8,7 Millionen Euro. Für den Großkunden des Flughafens, die irische Billigfluglinie "Ryanair", ist diese Preispolitik der "Fraport" offenbar nicht akzeptabel, wie aus dem Umfeld des Unternehmens verlautet. "Ryanair" sieht darin eine erzwungene Ticketpreiserhöhung, die der Fluganbieter nicht an seine Kunden weitergeben möchte.

Für den Flughafen Hahn, der im Passagierbereich, abgesehen von einigen unbedeutenden Fluglinien, die lediglich sporadisch fliegen, auf den einzigen Großkunden "Ryanair" angewiesen ist, könnte diese Entwicklung dramatische Folgen haben. Denn nach Informationen des WochenSpiegel droht Ryanair-Chef Michael O'Leary mit dem Abzug von Teilen oder sogar allen Maschinen vom Hahn, sollte es zu einer solchen Gebühr kommen.

Dass Michael O'Leary seinen Drohungen auch Taten folgen lässt, hat er vergangene Woche gezeigt. Nach Streitigkeiten mit dem Tourismusverbund AIE zog O-Leary alle Flugzeuge aus Fuerteventura ab und strich die Verbindung komplett. Auch Budapest ist von der Problematik betroffen: Nachdem die Flughafenbetreiber in der ungarischen Hauptstadt die Gebühren erhöht hatten, kündigte Ryanair Streckenkürzungen an. "Wir bedauern die Entscheidung, diese Budapest-Routen einstellen zu müssen. Allerdings erschweren die erhöhten Kosten die Flexibilität von Ryanair, weiterhin echte Niedrigpreise auf diesen preissensiblen Strecken anzubieten", hieß es in einer offiziellen Erklärung.

Für den Flughafen Hahn wäre der Abzug von "Ryanair" eine Katastrophe. Rund 95 Prozent der Passagiere des Hunsrück-Flughafens sind Fluggäste von "Ryanair". Sollte der Billigflieger sich vom Hahn verabschieden, dürfte dies auch massive Auswirkungen auf die insgesamt 3225 Beschäftigten in 116 Unternehmen an und um den Hahn haben. So sind alleine bei der Flughafengesellschaft 359 Mitarbeiter beschäftigt.

Die "Fraport AG" als größter Anteilseigner des Flughafens mit 65 Prozent wollte sich zu dem Thema nicht äußern, ebenso wenig das Land Hessen (17,5 Prozent) und das Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz (17,5 Prozent Anteile). Alle verwiesen bei einer Anfrage unserer Zeitung auf die Pressestelle des Flughafens Hahn. Dort wollte sich Pressesprecherin Christina Kronenberger zu einer angeblich geplanten Einführung einer Sondergebühr nicht äußern. "Ich kann Ihnen vor Donnerstag gar nichts sagen".

Nach Informationen des WochenSpiegel plant die "Fraport" bereits in der kommenden Woche die Bekanntgabe der Einführung solcher Extra-Gebühren.

Für die "Fraport AG" ist offenbar auch ein Verkauf ihrer Beteiligung am Hunsrückflughafen nicht ausgeschlossen. Hintergrund sind Aussagen der "Fraport AG" vom Anfang diesen Jahres, wonach der Flughafenbetreiber die Verluste auf dem Hahn nicht mehr akzeptieren möchte. Wenn Hahn nicht in zwei bis drei Jahren Gewinne schreibe, will die "Fraport AG" demnach ihre Beteiligung an dem Flughafen verkaufen.

(Wochenspiegel vom 16.12.2008)