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Logistik weltweit | |
Von Manfred Köhler
Ein Zug nach ChinaMehdorns Lob für die ungewöhnliche Frachtverbindung zeigt, wie weit sich die Deutsche Bahn inzwischen zu einem weltweit operierenden Logistik-Konzern entwickelt hat - auch wenn die meisten bei dem Konzern nach wie vor an ICE-Züge und S-Bahnen denken. Das Speditionsgeschäft von Schenker, für das Züge ebenso wie Lastwagen, Schiffe genauso wie eben Flugzeuge genutzt werden, hat am Umsatz des Deutsche-Bahn-Konzerns einen Anteil von gut vier Zehnteln, der Personenverkehr folgt mit weitem Abstand. Wenn bei der Deutschen Bahn von Fracht gesprochen wird, geht es denn auch rasch nicht mehr um Ware, die zwischen zwei Bundesländern transportiert wird, sondern um die weltweiten Güterströme. |
Bei der neuen Flugverbindung über Hahn etwa hält man sich zugute, dass die Kundschaft See- und Luftfracht verbinden kann, indem Produkte aus Asien zunächst mit dem Schiff nach Dubai gehen und dort für den zweiten Teil des Weges nach Deutschland ins Flugzeug umgeladen werden, wodurch die Ware doppelt so schnell ankommt im Vergleich zum Transport über die gesamte Strecke - bei der Hälfte der Kosten, die beim gesamten Weg mit dem Flugzeug anfielen. Für größere Artikel, Stahlbleche etwa oder Flachglas, will die Deutsche Bahn außerdem in Zukunft Züge von China nach Europa anbieten. Konkurrenz innerhalb des Konzerns sei das keineswegs, sagte ein Schenker-Sprecher. Spitze Worte gen RMZUm Deutschland ging es bei der gestrigen Vorlage der Halbjahres-Zahlen aber auch: Mehdorn berichtete von dem enormen Fahrgastzuwachs auf der Neubaustrecke nach Paris, die unter anderem von Zügen genutzt wird, die die Bahn in Frankfurt einsetzt - eine Nonstop-Verbindung, also ohne Zwischenhalt, so allerdings nicht geplant, äußerte der Vorstandsvorsitzende. Für die Kritik des RMV-Geschäftsführer Volker Sparmann, die Bahn betreibe bei der Instandhaltung Politik nach Gutsherrenart, hatte er nur die spitze Bemerkung übrig, mit solch einem Argument könne man die Bahn nicht "hinterm Ofen hervorlocken", der Konzern setze seine Anlagen bedarfsgemäß instand. Mit solchen Fragen immerhin haben die Konzerntöchter, die Güter rund um die Welt befördern, nichts zu tun: Die Flug- und Seehäfen besitzen ja andere. |
(Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19.08.2008)