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LAM-Sturzflug reißt 65 Beschäftigte mit

Wartungsunternehmen für Flugzeuge schließt auf dem Hahn die Tore

Nachdem die auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn ansässigen Wartungsbetriebe AMG und LMS zu Beginn des letzten Jahres in Insolvenz geraten waren, schien das Unternehmen LTU Aircraft Maintenance (LAM) für die Beschäftigten zum Rettungsanker zu werden. Doch schon Ende September stellt die LAM auf dem Hahn den Betrieb wieder ein: 65 Mitarbeiter verlieren ihren Job.

FLUGHAFEN HAHN. Anfang der Woche hielten die 65 Mitarbeiter der LTU Aircraft Maintenance (LAM) die Kündigung zum 30. September in den Händen. Das Wartungsunternehmen für Flugzeuge auf dem Hunsrück-Flughafen Frankfurt-Hahn schließt zu diesem Zeitpunkt seine überdimensionalen Hangar-Tore.

Geschäftsführer Thomas Tomkos hat die undankbare Aufgabe, den Beschluss der Gesellschafter umzusetzen, die Betriebsstätte auf dem Hahn zu schließen. "Unser Problem ist die Marktlage: Wir waren der Überzeugung, dass im letzten Jahr der Tiefpunkt am Markt bereits erreicht war. Die Lage hat sich aber noch weiter verschlechtert. Die Preise sind weiter gesunken, die Überkapazitäten auf dem Markt sind noch größer geworden", begründete Tomkos die Schließung.

LAM hatte sich auf die Wartung und Instandsetzung von Flugzeugtypen spezialisiert, die bevorzugt von Billigfluglinien eingesetzt werden. Einer der Hauptkunden war Ryanair. "Für Ryanair muss eine Lösung für die Wartung geschaffen werden. Wir werden da jeden unterstützen, der das fortführen will", sagte Tomkos ohne konkreter zu werden, wie eine solche Fortführung aussehen könnte.

"Das Schmerzhafteste an der Geschichte ist, dass 65 hochqualifizierte und engagierte Mitarbeiter von der Schließung betroffen sind", bedauerte Tomkos. Für die Beschäftigten ist das keine neue Erfahrung, sie kamen durch LAM quasi vom Regen in die Traufe. Die Mitarbeiter standen Anfang des letzten Jahres schon einmal auf der Straße. Damals waren die auf dem Hahn ansässigen "Flugzeugwerften" AMG und LMS in Insolvenz geraten. Drei Monate später wurde das Unternehmen "LTU Aircraft Maintenance" im Handelsregister Bad Kreuznach eingetragen und übernahm laut LAM-Mitarbeitern quasi alle Arbeitskräfte von AMG und LMS.

"Zu Beginn ist uns bei LAM gesagt worden, dass man auf jeden Fall drei Jahre durchhalten will, und jetzt schließt man schon nach eineinhalb Jahren", versteht ein Angestellter, der wie seine Kollegen nicht namentlich genannt werden will, die Welt nicht mehr. An Arbeit scheint es im Betrieb nicht gemangelt zu haben: "Wir haben jede Menge Überstunden geleistet, da wurde auch an Feiertagen durchgearbeitet", sagt ein anderer LAM-Beschäftigter. "Da hat sich jeder voll reingehängt, und jetzt wird man mit Füßen getreten", schwillt den Angestellten der Kamm.

Für viele LAM-Leute, die aus der Region rund um den Hahn kommen, war zunächst 1999 AMG und dann 2003 LAM eine Zukunftsperspektive. Zum großen Teil waren sie in Handwerksberufen ausgebildet, vornehmlich in der Metallbranche. "Wir sind jetzt fünf Jahre aus unseren Berufen heraus, da wird es nicht leichter, in den Job zurückzukehren. Und aus der in Aussicht gestellten Zertifizierung als Flugzeugmechaniker ist auch nichts geworden", ärgert sich ein Ex-Handwerker.

Die Gewerkschaft Verdi, die auf dem Hahn mit einem Büro vertreten ist, will für ihre Mitglieder Kündigungsschutzklagen einreichen und bietet Rechtsschutz an. Gewerkschaftssekretär Rolf Weigand will dabei auch die Frage geklärt haben, ob die LAM- Betriebsstätte in Köln tatsächlich rechtlich unabhängig von der auf dem Hahn sei. In Köln seien wiederholt LAM-Mitarbeiter vom Hahn eingesetzt worden, berichten die Beschäftigten. Peter Kuntz

(Hunsrücker Zeitung vom 11.08.2004)