Was der Ryanair-Geschäftsführer noch nicht einmal seiner Mutter erzählt.

Wirtschaftminister Bauckhage berichtet in einer aktuellen Stunde im Landtag, dass Ryanair am Flughafen Hahn weder Subventionen noch Sonderkonditionen erhält und obendrein sogar 4,35 € je Passagier an den Flughafen zahlt!

An der Richtigkeit dieser Aussage sind aus nachfolgenden Gründen erhebliche Zweifel angebracht.

In einem Untersuchungsausschuss vor dem Transportausschuss des Irischen Parlamentes (siehe Sitzungsprotokoll) erklärte Mr. Michael O`Leary, Geschäftsführer von Ryanair, auf die Frage, wieviel er in Hahn bezahle:

"A very low cost per passenger".

Als der Vorsitzende des Ausschusses nachbohrte und nach dem konkreten Preis fragte, antwortete Mr. O`Leary:

"I would not tell you that, Chairman. I would not tell my mother that."

Der Vorsitzende ließ nicht locker. Auf seine Frage, ob er in Hahn weniger als nichts bezahle, antwortete Mr. O`Leary:

"It was an immaterial sum of money on a per passenger basis".

Damit gab sich der Vorsitzende immer noch nicht zufrieden. Er fragte nach dem Verhältnis zwischen den Kosten an den Flughäfen Dublin und Hahn. Dabei kam heraus, dass Ryanair in Dublin über zehnmal soviel wie in Hahn bezahlt.
In Dublin bezahlt Ryanair 10,92 €. Demzufolge zahlt Ryanair am Hahn also einen Betrag von maximal 1,09 €, wahrscheinlich sogar noch weniger. Eine "immaterial sum" halt.

Wie kommt dann Wirtschaftsminister Bauckhage auf 4,35 €?

Hierfür gibt es eine Erklärung. Mitte 2003 stellte die BI Nachtflughafen Hahn eine Übersicht der Gebührensätze an den verschiedenen Ryanair-Flughäfen auf ihre Homepage. Der Flugplatz Hahn fiel dabei mit im Vergleich extrem niedrigen Gebühren auf. Kurz dannach wurden die Gebührensätze, vielleicht um den Schein zu wahren, nach oben angepaßt. Ryanair stellt seitdem den Passagieren neben der schon länger abkassierten "Government Tax" auch eine "Airport Tax" in Höhe von 4,35 € in Rechnung. Jeder Mensch erwartet, dass "taxes" gleich Steuern sind und direkt an den Staat abgeführt werden. Bei der Aufklärung, was bei Ryanair darunter zu verstehen ist, hilft uns wieder Mr. O`Leary. Er erklärte dem Ausschuss, dass die "Government-Tax" und die "Airport-Tax" entgegen den Erwartungen keine Steuern sind, sondern "Gebühren der Flughäfen".

Jetzt wird`s ernst richtig interessant!

1. Dem Fluggast werden von Ryanair am Flugplatz Hahn insgesamt 11,48 € an taxes and fees (Steuern und Gebühren) in Rechnung gestellt. (siehe GebührenÜbersicht
2. Die Einzelposten sind 2,78 € für Insurance Levy (Versicherung), 4,35 € für Airport Tax und 4,35 € für Government Tax.
3. Ryanair kassiert also von jedem Passagieren 8,70 € als Steuern deklarierte Gebühren.

Wenn Ryanair aber im Höchstfalle nur 1,09 € je Passagier an Hahn abführt, wo verbleiben denn die restlichen 7,61 €?

Geht man von ca. 2,3 Millionen Passagieren im Jahr 2003 aus, läppern sich 7,61 € je Passagier zu beachtlichen 17,5 Millionen € zusammen. Der Verbleib ist unklar.

Wenn die "Steuern" bei Ryanair verblieben sind, müßte man sich ernsthaft fragen, ob dies nicht "versteckte" Subventionen sind.

Olaf Simon, Altlay

PS: Ein Indiz, dass die "Government Tax" überhaupt keine Steuer ist, sind auch die verschieden hohen "Government-Tax" in den verschiedenen Bundesländern. (Übersicht der an den von Ryanair in Deuschland angeflogenen Flughäfen den Passagieren in Rechnung gestellten sogenannten "Government Tax":
von 4,07 € in Altenburg bis 10,00 € in Erfurt.)
Was mag sich dahinter verbergen?

Auch die Aussage des Geschäftsführers des Flughafens Frankfurt-Hahn, Herr Jörg Schumacher: "trotz der kräftigen Rabatte, die Ryanair bei Start-und Landegebühren aushandelt", lassen doch eher darauf schließen, dass Ryanair entgegen den Beteuerungen des Wirtschaftsministers Sonderkonditionen in Hahn erhält.

Diese Vermutung wird bekräftigt durch die gegenüber Ryanair wesentlich höheren Gebührensätze, die die italienische Volareweb ihren Fluggästen am Flugplatz Hahn berechnet: