Zurück zur Übersicht

drucken

"Es sieht nicht gut aus": Ryanair reduziert Angebot auf dem Hahn

Die irische Fluggesellschaft streicht wegen zu hoher Steuern in Deutschland zahlreiche Flüge. Auch auf dem Hahn. Gleichzeitig verlagert die Airline Flüge auf kleinere Flughäfen wie Saarbrücken.

VON BERND WIENTJES

HAHN: Die irische Fluggesellschaft Ryanair hat angekündigt, ihr Angebot auf dem Hahn in den kommenden Monaten zu reduzieren. Auch im kommenden Sommer müsse mit weiteren Kürzungen gerechnet werden, kündigte nun der Deutschland-Chef der Airline, Marcel Meyer, an. Das dürfte Auswirkungen auf das Passagieraufkommen des Hunsrück-Flughafens haben.

Meyer spricht von einem Kahlschlag in Deutschland. Ryanair hat angekündigt, im Ende der nächsten Woche startenden Winterflugplan deutlich weniger Flüge von deutschen Flughäfen anzubieten. Insgesamt 24 Strecken sollen gestrichen und damit 800.000 Sitzplätze weniger angeboten werden. Damit will die Airline den Druck auf die Bundesregierung erhöhen. Aus Sicht von Ryanair sind die Gebühren für Fluggesellschaften in Deutschland zu hoch. Vor allem die Luftverkehrsteuer sehen die Iren kritisch. Dieser Kahlschlag hat auch konkrete Folgen für den Hahn.

Im Winter werden drei Strecken vom Hunsrück gestrichen: Reggio Calabria, Sevilla, Venedig Treviso. Bis vor Kurzem waren die entsprechenden Flüge noch buchbar. Betroffene Passagiere sollen die Möglichkeit erhalten, umzubuchen, kündigte Meyer im Gespräch mit unserer Redaktion an. Insgesamt würde die Kapazität im Winter um 64.00o Sitzplätze am Hahn reduziert, zehn Prozent weniger als geplant. Der Schritt richte sich nicht gegen Hahn, stellte Meyer dar. "Hahn ist ein wichtiger Flughafen für Ryanair und wir haben auch keine Probleme mit dem Airport." Es sei ein Signal an die deutsche Regierung. Die Luftverkehrsteuer mache Fliegen nach und aus Deutschland zu teuer. Sie sei die zweithöchste in Europa. SPD und Union hatten sich in ihren Koalitionsvereinbarungen darauf verständigt, die Steuer nicht zu senken. Auch die Gebühren für die Flugsicherung gehören im europäischen Vergleich zu den teuersten, sagt Meyer.

Ryanair ist nicht die einzige Airline, die Kritik an den Luftverkehrssteuern übt. Lufthansa-Chef Carsten Spohr kündigte an, zahlreiche innerdeutsche Flüge im kommenden Jahr zu streichen. Der Flugbetrieb innerhalb Deutschlands sei teilweise nicht mehr wirtschaftlich, sagte er in einem Interview.

Die Start- und Landegebühren seien an vielen deutschen Flughäfen um ein Vielfaches höher als an ausländischen Airports, beklagt Meyer. Hahn stehe in Konkurrenz zu anderen deutschen Flughäfen mit niedrigeren Entgelten. Etwa Saarbrücken. Ab März 2026 fliegt Ryanair vom Saarbrücker Flughafen aus drei Ziele in Italien und Spanien an. "Wir gehen von den großen kostenintensiven Flughäfen wie Berlin, Hamburg, Köln oder Memmingen weg und wachsen an den noch kleineren, regionalen Flughäfen mit wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen wie Saarbrücken."

Wie geht es mit dem Hahn weiter? Der Sommerflugplan sei in der Ausarbeitung, so Meyer. "Es sieht nicht gut aus für den Hahn." Weitere Kürzungen seien nicht ausgeschlossen. Rüdiger Franke, Geschäftsführer des Triwo Hahn Airports, geht trotz der angekündigten Kürzungen von Ryanair davon aus, dass das Ziel von 2,2 Millionen Passagieren in diesem Jahr erreicht wird. Dank eines "starken Sommers" seien bislang bereits 1,74 Millionen Passagiere registriert worden. "Das sind etwa 300.000 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres", so Franke. Auch im Winter würde es "einen attraktiven Flugplan" geben. Er unterstütze Forderungen, Deutschland als Luftverkehrsstandort wieder wettbewerbsfähig zu machen.

(Trierischer Volksfreund vom 19.10.2025)