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Hahn: Chinesen verhandeln direkt mit Land


Investorenprozess HNA-Gruppe weiter im Spiel - Gespräche in Frankfurt Kein neuer Investor aus Kuwait - Regionaler Bieter außen vor

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Rheinland-Pfalz. Die Verhandlungen mit den Chinesen um einen Verkauf des Flughafens Hahn haben eine neue Stufe erreicht. Inzwischen sitzen nach Informationen unserer Zeitung auch Vertreter der Gesellschafter mit am Tisch, also der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Daran lässt sich ablesen, dass die Gespräche eine neue Intensität gewonnen haben. Am gestrigen Donnerstag wurde in Frankfurt verhandelt. Mit dabei waren neben dem Beratungsunternehmen KPMG auch ein Bevollmächtigter der Landesregierung sowie der chinesische Investor. Dabei handelte es sich aller Voraussicht nach um ein Konsortium um die HNA-Gruppe, zu der auch das Frachtfluguntemehmen Yangtze River Express gehört.

Ein Bericht der "Allgemeinen Zeitung", nach dem in den Bieterwettbewerb um den Hunsrück-Airport ein kuwaitischer Investor eingestiegen sein soll, war offenbar unzutreffend. hieß es aus aus informierter Quelle. Das Blatt hatte als potenziellen Käufer die Wren House Infrastructure Management genannt. Sie zählt zur Kuwait Investment Authority (KIA). Dahinter verbirgt sich die Regierung des Emirats Kuwait.

Informationen, nach denen die KPMG den Kuwaitis nachträglich einen Zugang zu dem virtuellen Datenraum für Investoren gewährt hat, wurden von der rot-grünen Landesregierung klar dementiert. "Der Datenraum ist laut KPMG für keinen weiteren Interessenten geöffnet worden", so ein Sprecher des Innenministeriums auf Anfrage unserer Zeitung. Diese virtuellen Datenbanken stehen ernsthaften Interessenten zur Verfügung, um ihr Kaufinteresse zu überprüfen und ein präzises Angebot sowie ein tragfähiges Geschäftsmodell auszuarbeiten.

Im Zuge des Bietprozesses soll lediglich ein Unternehmen aus Saudi-Arabien Interesse gezeigt haben. Daraus sind aber keine konkreten, vertieften Verhandlungen entstanden. Am Ende blieben nur drei Bieter übrig, die alle mit chinesischen Geldgebern in Verbindung stehen oder chinesische Konsortien sind. Dazu zählt die HNA-Unternehmensgruppe mit Yangtze River Express. Was insoweit bemerkenswert ist, da das chinesische Frachtflugunternelunen dem Hunsrück-Airport durch seinen Abzug einst einen harten Schlag versetzt hat. Nun könnte es möglicherweise zum Hahn zurückkehren. Nicht zum Zuge im Bietprozess kam nach Erkenntnissen unserer Zeitung übrigens eine regionale Bietergruppe, die von der Koblenzer Kanzlei KDU vertreten wurde. Bei der Erstellung dieses Konzeptes soll der frühere Hahn-Geschäftsführer Heinz Rethage eine Rolle gespielt haben.

Derweil verzeichnet der Flughafen Hahn weiter steigende Passagierzahlen, während der Frachtbereich nach wie vor starke Rückgänge verkraften muss. Das könnte sich durch die chinesischen Investoren ändern, die allesamt in diesem Bereich einen neuen Kunden mitbringen wollen.

Änderungen am Hahn gibt es wohl auch im Bereich Tanklager und Betankung der Flugzeuge. Für das Kerosinlager läuft der Vertrag mit einem Partner aus, an dem die Ölmultis Shell und BP beteiligt sind. Der Flughafen will das Lager künftig selbst betreiben. Er macht Insourcing, um Kosten zu sparen. Für die Betankung der Flugzeuge wird indes neben der RAS (Rheinland Air Service) noch ein zweiter Dienstleister gesucht. Von den rund ein Dutzend Arbeitern, die ihre Jobs verlieren, will die Flughafengesellschaft FFHG den größten Teil übernehmen. Sie braucht erfahrenes Personal zum Betrieb des Tanklagers.

(Rhein-Zeitung vom 11.03.2016)