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Wird der Hahn bald verkauft? Flughafen Konsortium um Yangtze River Express soll gute Chancen haben - Chinesen wollen Luftfahrtbasis im Hunsrück


Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Rheinland-Pfalz. Der angestrebte Verkauf des Flughafens Hahn geht in die heiße Phase. Mittlerweile soll sich unter drei Bietern mit chinesischem Hintergrund ein Favorit herauskristallisiert haben, der auch das höchste Angebot abgegeben hat. Nach Informationen unserer Zeitung hat ein Konsortium derzeit ziemlich gute Chancen, das mit dem chinesischen Frachtflugunternehmen Yangtze River Express verbunden ist.

Im Falle eines Vertragsabschlusses würde der einst größte Frachtkunde am Hahn demnach wieder in den Hunsrück zurückkehren. Doch bis zu einem Abschluss könnten noch einige Wochen vergehen. Noch sind wichtige Details ungeklärt. Und bevor nicht alle Klippen umschifft sind, kann jedes Geschäft jederzeit platzen.

Im März 2015 hatte Yangtze River Express überraschend den Hahn verlasen, um sein Geschäft nach Süddeutschland zu verlagern. Damals verlor der Hunsrück-Flughafen mindestens 50 000 Tonnen von insgesamt 133 000 Tonnen Frachtvolumen. Nun könnte die chinesische Firma mit Sitz in Schanghai spektakulär zur alten Wirkungsstätte zurückkehren.

Doch der potenzielle Käufer soll nicht nur aus Yangtze bestehen, nicht einmal ausschließlich aus chinesischen Investoren. Die Unternehmenskonstruktion ist, wie in solchen Fällen häufig, komplex.

Derzeit sind mehrere Anwaltteams mit den Verhandlungen beschäftigt, die auf der Seite des Landes von dem Beratungsunternehmen KPMG geführt werden. Sollte das Geschäft in trockenen Tüchern sein, ist angeblich mit einer Kaufsumme zu rechnen, die sich deutlich im zweistelligen Millionenbereich bewegt. Nach Einschätzung von Kennern der Szene wird das Land den Flughafen wohl noch eine Weile subventionieren, da kein Käufer komplett für die immensen Verluste des Flughafens geradestehen möchte. Der Hunsrück-Airport machte 2015 zwischen 16 und 18 Millionen Euro Miese. Für dieses Jahr ist ein Defizit von 16 Millionen Euro eingepe1eilt.

Alle drei Bieter, die zuletzt noch im Rennen waren, haben Verbindungen nach China. Daher hält man es in Luftfahrtkreisen für denkbar, dass sich die Chinesen im Hunsrück möglicherweise eine eigene Frachtdrehscheibe aufbauen wollen. Es könnte ein höchst flexibler Flughafen werden, der sich in alle Richtungen ausbauen lässt. Wie intensiv ein solches Modell am Ende verfolgt wird, hängt sicher auch von der wirtschaftlichen Entwicklung der chinesischen Geldgeber ab.

Ein weiterer möglicher Investor und Bieter am Hahn soll angeblich die Hainan-Gruppe, ebenfalls eine chinesische Fluggesellschaft, gewesen sein. Die ADC GmbH im pfälzischen Deidesheim, zu deren Gesellschafter chinesische Unternehmer sowie der frühere Wirtschaftsstaatssekretär Siegfried Englert gehören, kommt hingegen wohl nicht zum Zug. Sie dürfte aber den Zuschlag beim Verkauf der Housing-Anlage am Hahn erhalten - die ehemaligen Wohngebäude der US-Militärs.

(Hunsrücker Zeitung vom 17.02.2016)