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Flughafen Hahn: Verkauf soll Frachtgeschäft stärken Investoren Chinesen wollen Airport erwerben -Zuschlag für Housing geht wohl an ADC GmbH - CDU sieht Lage kritisch


Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Rheinland-Pfalz. Die Verhandlungen laufen auf Hochtouren, doch vor der Landtagswahl am 13. März dürfte der Flughafen Hahn wohl noch nicht den Besitzer gewechselt haben. Zugleich zeichnet sich ab, dass chinesische Lebenskultur demnächst die Gegend rund um den Airport prägen könnte. Alle drei verbliebenen Bieter haben starke Verbindungen nach China. Und alle wollen sie zusätzliches Frachtgeschäft mit zum Hahn bringen. Die besten Karten hat wohl derzeit eine Unternehmenskonstruktion, in die das Frachtflugunternehmen Yangtze River Express integriert ist. Dabei hatte Yangtze den Hunsrück erst vor knapp einem Jahr verlassen. Das Unternehmen könnte auch ein Expressgeschäft am Hahn ansiedeln.

Beim Investorenprozess soll sogar kurzeitig der ehemalige Airport-Manager Christoph Goetzmann mitgemischt haben, Ex-Vertriebsleiter und Asien-Fachmann. Daniel Tiator, der frühere Leiter der Bodenverkehrsdienste, ist sogar noch in einer Firma aktiv, die ebenfalls China-Kontakte hat.

Doch nicht nur der Flughafen steht vor einer gravierenden Veränderung. Auch das 12,5 Hektar große Areal zwischen dem Flughafengelände und der Landespolizeischule ist nach Informationen unserer Zeitung kurz vor dem Verkauf - ganz oder teilweise. Die Vertragsverhandlungen müssen in fortgeschrittenem Stadium sein, heißt es im Hunsrück. Bei dem Geschäft handelt es sich um die Fläche rund um die ehemaligen Housing-Gebäude des US-Militärs. Der Hunsrück-Aiport war lange ein amerikanischer Stützpunkt.

Die Verhandlungen sollen demnächst zum Abschluss kommen. Angeblich wurde eine siebenstellige Summe geboten. Mit im Spiel ist hier die ADC GmbH im pfälzischen Deidesheim. Einer der Geschäftsführer ist der China-Kenner und ehemalige Wirtschaftsstaatssekretär Siegfried Englert. Der frühere Leiter des Ostasieninstituts ist gemeinsam mit chinesischen Partnern Gesellschafter. Das Engagement der ADC war jüngst im Innenausschuss des Landtags auf Initiative von CDU-Fraktionsvize Alexander Licht Thema. Englert bestätigte gegenüber der "Rheinpfalz", dass es sich um ein Grundstückgeschäft handele. Gemeint war damit nach Informationen unserer Zeitung eben jener Verkauf der Housing. Im ADC-Aufsichtsrat sitzt übrigens der frühere Hunsrück-Landrat Bertram Fleck.

Englert soll sich ursprünglich auch mit einer Interessentengruppe um den Kauf des Flughafens bemüht haben. Der frühere Wirtschaftsstaatssekretär führte mehrfach mit chinesischen Partnern Gespräche vor Ort. Doch nach allem, was man hört, ist die "Englert-Gruppe" in dieser Frage weitgehend aus dem Rennen.

In der CDU macht man sich derweil weiter Sorgen um die Zukunft des Airports. "Die Zahlen für 2015 werden zeigen", so Fraktionsvize Licht, "dass der Hahn zusätzliche Steuermillionen braucht, um vor der Insolvenz bewahrt zu werden." Zudem wies der CDU-Politiker auf einen Investitionsstau von rund 45 Millionen Euro hin. Andere Quellen sprechen gar von 50 Millionen Euro.

(Hunsrücker Zeitung vom 17.02.2016)