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Dokument liegt unserer Zeitung vor: Wusste Beck schon 2010 vom Fall Hahn?


Rheinland-Pfalz - Paukenschlag in dem Skandal um den Hunsrück-Flughafen Hahn: Der damalige Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) soll bereits Mitte 2010 in einem Schreiben über die dubiosen Vorgänge um die Passagierabfertigung am Airport informiert worden sein. Ein entsprechendes Dokument liegt unserer Zeitung vor.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Das mehrseitige, vertrauliche Papier wurde von einer Person verfasst, die exakt mit den Betriebsabläufen der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH vertraut war. In dem Schreiben - mit einem persönlichen Fall belegt - ist in aller Ausführlichkeit von Missständen im Management die Rede, wobei der damalige Airport-Geschäftsführer Jörg Schumacher namentlich erwähnt wird. Der Brief an Beck ist persönlich unterzeichnet, mit Kontaktdaten versehen und sollte offenbar dem Ministerpräsidenten persönlich zugeführt werden.

Enthalten ist bereits der deutliche Hinweis auf den Hahn-Prokuristen Stefan Maxeiner, der 2009 einen Vertrag für die Passagierabfertigung unterschrieb - offenbar im Wissen, dass seine Ehefrau wenig später alle Gesellschafteranteile der Serve & Smile Dienstleistungs GmbH (SSD) übernehmen würde. Dieser fragwürdige Deal, von Schumacher abgesegnet, hat jüngst Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ausgelöst. Gegen Schumacher, Maxeiner und den Prokuristen Bernd Müller wird wegen Verdacht auf Untreue ermittelt.

Die Rechtsverbindlichkeit des SSD-Vertrags wird in dem Schreiben bezweifelt. Zudem wird auf die fehlende Ausschreibung hingewiesen und einen möglichen Schaden für den Steuerzahler. Es fehlt nicht der Hinweis, dass es sich um Millionensummen handeln könnte.

Ob Beck persönlich Kenntnis von dem Schreiben erhielt oder es komplett gelesen hat, liegt durchaus nahe, ist aber nicht belegt. Aufgrund des Briefs meldete sich bei der betroffenen Person der jetzige Parlamentspräsident und langjährige Vize-Vorsitzende im Hahn-Aufsichtsrat Joachim Mertes. Er muss der Betroffenen, so wird es geschildert, mit Entschiedenheit klar gemacht haben, dass derartige Initiativen unerwünscht seien. Mertes, der mit Schumacher ein Vertrauensverhältnis pflegte, hat sich bislang zu dem gesamten Hahn-Komplex nicht geäußert.

(Rhein-Zeitung vom 26.03.2014)