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Klöckner greift Dreyer scharf an: Am Hahn brechen alte Strukturen auf


Rheinland-Pfalz - Dicke Luft am Flughafen Hahn: Die Angst um die Arbeitsplätze geht an dem kriselnden Hunsrück-Airport um. Spannungen in der Führungsspitze schafften in den vergangenen Monaten ebenfalls eine aufgeladene Atmosphäre. In solch einer Situation liegen schnell die Nerven blank, wenn auch noch nach Unregelmäßigkeiten in der Vergangenheit gestöbert wird.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Wochenlang ertönte aus der Belegschaft vor allem der Wunsch, endlich in ruhigere Fahrwasser zu kommen.

Doch die jüngsten Durchsuchungen am Hahn scheinen die Stimmung verändert zu haben. Mehr und mehr Hinweise treffen bei unserer Zeitung ein, dass jahrelang Konflikte, die auch höchst fragwürdige Geschäftsprozesse betreffen, unter der Decke gehalten wurden. Zum Teil mit rigiden Methoden: Leute wurde unter Druck gesetzt, gemobbt, aus dem Unternehmen gedrängt.

Die jüngste interne Betriebsversammlung dokumentierte erstmals, so schildern es Teilnehmer des Treffens, dass die Belegschaft tief gespalten ist. Das räumte auch der um Harmonie bemühte Betriebsratschef Thomas Dillmann ein. Als Hauptredner traten neben Dillmann Hahn-Aufsichtsratschef Salvatore Barbaro (SPD) und Hahn-Geschäftsführer Markus Bunk auf.

In der bestens besuchten Versammlung ereiferte sich ein Mitarbeiter sogar erbost über das "System Maxeiner/Schumacher" und wurde rigide gestoppt. Andere fragten nach den Unregelmäßigkeiten. Aber auch harsche Kritik an Hahn-Geschäftsführer Heinz Rethage wurde laut.

Viele Mitarbeiter verübeln ihm offenbar seinen harten, zuweilen schroffen Umgang. Aber auch Rethages hartnäckiger Kampf um Aufklärung scheint in manchen Kreisen als Netzbeschmutzung interpretiert zu werden. Offenbar haben sich Betriebsratsmitglieder schriftlich bei Ministerpräsidentin Malu Dreyer über den kantigen Zahlenmenschen beschwert. Doch nicht mal der Betriebsrat ist geschlossen. Denn dort - wie auch in der Belegschaft - hat Rethage auch Unterstützer für seinen Reformkurs. Sie machen sich vor und hinter den Kulissen für ihn stark, haben offenbar lange darauf gewartet, dass endlich mal jemand am Hahn aufräumt.

Eine höchst umstrittene Rolle spielt auch der Vize-Betriebsratschef Jörg Munsteiner, der für sein aufbrausendes Wesen bekannt ist und als starker Mann in der Mitarbeitervertretung gilt. Gegen ihn liegen angeblich mehrere interne Beschwerden von Mitarbeitern bei der Hahn-Geschäftsführung vor. Munsteiner, der im Hahn-Aufsichtsrat sitzt, wird eine einschüchternde Dominanz nachgesagt.

Derweil spielen die Geschehnisse am Hahn auch in der rheinland-pfälzischen Landespolitik eine zunehmend wichtigere Rolle. CDU-Oppositionsführerin Julia Klöckner erwartet von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) eine Regierungserklärung zum Hahn, zum Nürburgring, aber auch zu den offenen Frage um die Subventionen für den 1. FC Kaiserslautern. Sie sieht die Regierungschefin in "Erklärungsnot".

Dreyer hat ihrer Meinung nach zu den Vorgängen am Hahn geschwiegen, obwohl sie wusste, dass die Staatsanwaltschaft am Flughafen vor der Tür stand. "Aufklärung und Landesregierung passen wie Feuer und Wasser zusammen", meinte Klöckner. Dem Hahn-Aufsichtsratschef Barbaro warf sie vor, "die Thematik heruntergespielt" zu haben - "und plötzlich ist die Staatsanwaltschaft da".

(Rhein-Zeitung vom 26.03.2014)