Zurück zur Übersicht

drucken

Unterlagen weg – Betriebsrat kocht


Von Markus Lachmann

HUNSRÜCK-FLUGHAFEN Geschäftsführer Rethage in der Kritik / Beschwerdeschreiben an Ministerpräsidentin

MAINZ - Nichts ist schlimmer, als wenn ein Unternehmen permanent in den Schlagzeilen steht. Der Flughafen Hahn befindet sich seit fast zwei Jahren in schwerem Fahrwasser. Bis 2024 muss die schwarze Null stehen. Zudem muss Brüssel der Landesregierung in Mainz noch grünes Licht geben: Diese will 80 Millionen Gesellschafterdarlehen in Eigenkapital umwandeln.

Angesichts dieses schwierigen Prozesses wünscht man sich in Mainz nichts sehnlicher als Ruhe im staatseigenen Betrieb. Doch die will sich nicht einstellen. Denn zwischen Betriebsrat und Flughafen-Geschäftsführung hat es erneut Zoff gegeben. Die Vorwürfe: Auf Veranlassung von Flughafen-Geschäftsführer Heinz Rethage sollen dem Betriebsrat Unterlagen entwendet worden sein. Das hat unsere Zeitung aus gut informierten Kreisen erfahren.

Brief an Dreyer

Die Arbeitnehmervertreter waren darüber so erbost, dass sie die Hilfe eines Anwalts in Anspruch genommen haben. Dieser, so wird kolportiert, hielt die Vorwürfe offenbar für stichhaltig. Nun ist von der Forderung nach Entlassung Rethages auf Basis des Betriebsverfassungsgesetzes die Rede. Sogar die Möglichkeit einer Strafanzeige steht im Raum. Rechtsanwalt Georg Wohlleben von der mit dem Fall befassten Kanzlei Wohlleben & Partner (Zell) sagte, er könne derzeit keinen Kommentar zum Flughafen Hahn abgeben.

Bestätigt wird von Staatskanzlei und Innenministerium nur, dass es einen Brief des Betriebsrates an Ministerpräsidentin Malu Dreyer gegeben hat, der vom 5. Februar datiert. "Die Ministerpräsidentin hat das zuständige (Infrastruktur-) Ministerium gebeten, der Sache nachzugehen", erklärte am Freitag Regierungssprecherin Monika Fuhr. Innenstaatssekretär Günter Kern habe die Situation "besprochen und befriedet".

Lautes Schweigen

Nach Informationen dieser Zeitung war Innenstaatssekretär Günter Kern vor einer Woche beim Betriebsrat. Kern bestätigte gegenüber dieser Zeitung, mit Betriebsrat und Flughafen-Geschäftsführung gesprochen zu haben. Zum Inhalt will er nichts sagen. Allerdings sei das Thema "zunächst befriedet" und er darüber hinaus im "ständigen Gespräch" mit dem Betriebsrat. Wie es heißt, soll dieser dem Land als Hauptgesellschafter eine Frist bis 22. April gesetzt haben, das Problem zu lösen.

Ansonsten lautes Schweigen. Wurde der Betriebsrat zum Stillhalten verdonnert? Vize-Betriebsratschef Jörg Munsteiner erklärte auf Anfrage dieser Zeitung: "Ich sage dazu gar nichts." Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Dillmann war nicht zu erreichen. Auch Hahn-Geschäftsführer Heinz Rethage ließ über eine Sprecherin ausrichten, dass er sich nicht äußere. Und Aufsichtsratschef Salvatore Barbaro verwies auf den Innenstaatssekretär.

Wird Rethage womöglich noch im März oder April abberufen? Im politischen Mainz hält man das nicht für unwahrscheinlich. Der CDU-Landtagsabgeordnete Alexander Licht kritisierte Innenminister Roger Lewentz (SPD). "Es zeigte sich mal wieder, dass Minister Lewentz keine Führungsqualität an den Tag legt und er mit der Besetzung von Heinz Rethage die falsche Entscheidung getroffen hat", sagte Licht dieser Zeitung. "Sanieren ja, sparen ja, aber Führen ist mehr als nur Sanieren."

(Allgemeine Zeitung vom 08.03.2014)