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Flughafen Hahn: IHKs warnen vor einer Bruchlandung


Rheinland-Pfalz - Die Industrie- und Handelskammern (IHK) machen sich weiter große Sorgen um den Flughafen Hahn. In einem erneuten Brandbrief haben sich die Präsidenten der IHK Koblenz, Manfred Sattler, und der IHK Trier, Peter Adrian, an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) gewandt.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Das Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, datiert vom 25. September. Darin artikulieren Sattler und Adrian große Unzufriedenheit mit dem jetzt beschlossenen Sanierungskonzept für den kriselnden Flughafen.

Sattler und Adrian nehmen kein Blatt vor den Mund: "Mit Blick auf die Ergebnisse der Aufsichtsratssitzung bleibt uns leider nur festzustellen, dass es den Verantwortlichen offensichtlich am Willen zu einer konsequenten Richtungsentscheidung mangelt." Wirtschaftsvertreter fordern bereits seit längerer Zeit einen engagierten Konsolidierungskurs, um die Zukunft des Hunsrück-Airports zu sichern. Der Aufsichtsrat der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH (FFHG) hatte jüngst ein Sanierungskonzept beschlossen, die ursprüngliche Vorlage aber deutlich abgemildert. Von einer schwarzen Null im operativen Geschäft im Jahr 2017 ist nicht mehr die Rede.

Sattler und Adrian bezeichnen den jetzigen Plan als in "den verbliebenen Festlegungen sehr vage". Beide kritisieren: "Die Entscheidung, beispielsweise das Thema Personalaufwand auszuklammern, können wir auch mit Blick auf andere Regionalflughäfen, die ihren Betrieb mit weniger als einem Drittel der Belegschaftsstärke im Vergleich zur FFHG abwickeln, nicht nachvollziehen." Zu diesem Vorwurf hatte der Hahn-Betriebsrat jüngst erklärt, dass Arbeitsbelastung und Arbeitsverdichtung an dem Hunsrück-Fliegerhorst vergleichsweise hoch sind.

Die IHK Koblenz und Trier glauben, dass mit dem abgemilderten Konsolidierungskurs "die schwierige Suche nach einem Käufer aus der Privatwirtschaft auf Jahre praktisch unmöglich wird". Weitere Verluste des Flughafens sind nach Ansicht von Sattler und Adrian programmiert. Beide erklären: "In der Konsequenz muss die Bereitstellung weiterer Finanzmittel für den Flughafen Hahn als Steuerverschwendung betrachtet werden." Zur Sanierung heißt es: "In der Summe kann das jetzt beschlossene Sanierungskonzept nicht einmal als halbherzig bezeichnet werden."

Bei der rot-grünen Landesregierung dürfte dieser Brief wenig Freude auslösen. In Staatskanzlei und Innenministerium heißt es seit geraumer Zeit, man habe den Ernst der Lage erkannt. Gestern traf nach Informationen der Rhein-Zeitung bei den betroffenen Industrie- und Handelskammern auch postwendend per Fax ein Antwortschreiben von Landtagspräsident Joachim Mertes (SPD) ein, dem stellvertretenden Hahn-Aufsichtsratschef. Dort wird gegenüber den Wirtschaftsvertretern beteuert, dass die Landesregierung ihre Sparbemühungen intensiv fortführen möchte. Jetzt wollen sich die Wirtschaftsvertreter mit Joachim Mertes treffen.

(Rhein-Zeitung vom 27.09.2013)