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RZ-Kommentar: Am Hahn wurde viel zu lange die bittere Realität geleugnet

Den Flughafen Hahn könnte man mit einem langsam sinkenden Schiff vergleichen. Tut man nichts, geht es unter. Tut man ein bisschen etwas, sinkt es langsamer. Die Schulden drücken.

Dietmar Brück kommentiert.

Im laufenden Geschäft klafft ein Loch. Um den Kahn flottzumachen, muss der Hahn auf die Werft. Der Nachtragshaushalt im Frühjahr hat ein wenig Wasser aus dem lecken Rumpf gepumpt, mehr nicht.

Angesichts dieser dramatischen Lage irritiert es, wie sorglos am Hahn gewirtschaftet wurde und wird. Den Verantwortlichen der Flughafengesellschaft muss der Ernst der Lage lange bekannt gewesen sein. Dennoch sind auch in jüngerer Zeit wenige glaubwürdige Bemühungen sichtbar, wirklich zu sparen. Der Wind dreht sich offenbar erst, seit am Hahn eine neue Führung ihre Arbeit aufgenommen hat.

Jetzt müssen auf einmal lukrative Verträge neu verhandelt werden. Jetzt wird deutlich, wo überall Geld versickert und Abläufe gestrafft werden können. Und jetzt stellt sich die Frage, ob sich die defizitäre Flughafengesellschaft weiter großzügige Sponsoringverträge leisten kann. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wenn Wirtschaftsunternehmen, auch landeseigene, regionale Vereine unterstützen, ist das weder anrüchig noch ungewöhnlich. Und die HSG Irmenach-Kleinich-Horbruch ist garantiert ein honoriger Handballklub mit viel ehrenamtlichem Engagement und einer vorbildlichen Jugendarbeit. Aber eine Flughafengesellschaft, der das Wasser bis zum Hals steht, kann kein beherztes "Weiter so" als Parole ausgeben. In Zeiten der Not gilt es, einen solchen Vertrag abzuspecken oder gar vorübergehend auszusetzen. Aber auf diese Idee kam offenbar niemand. Das wirft ein bezeichnendes Licht auf das Geschäftsgebaren am Hahn. Aber auch auf die, die als Aufsichtsräte oder im zuständigen Ministerium für die Flughafengesellschaft verantwortlich waren und sind.

Und was den CDU-Fraktionsvize Alexander Licht angeht: Wer die Landesregierung in Sachen Hahn derart hart in den Senkel stellt, hätte auch mal aus eigener Initiative ein Wort über den Sponsoringvertrag des Vereins verlieren können, dessen Förderverein er anführt. Dennoch ist es nicht der - fraglos für seinen Fleiß bekannte - CDU-Mann, der im Zentrum der Kritik steht. Es ist die alte Hahn-Führung samt Aufsichtsgremien, die offenbar lange die Hoffnung (auf bessere Zahlen) mit der Realität verwechselten. Im Hunsrück scheinen sich jahrelang Strukturen verfestigt zu haben, die eine finanzielle Gesundung blockieren. Man darf gespannt sein, was noch alles ans Tageslicht kommt, bevor der Flughafen wieder Fahrt aufnehmen kann.

(Rhein-Zeitung vom 27.08.2013)