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Kein Personalabbau und keine Gehaltseinbußen: Hahn geht auf abgespeckten Sanierungskurs


Rheinland-Pfalz. "Unsere Leute sind unheimlich verunsichert", meinte Betriebsratschef Thomas Dillmann kurz vor Ende der Aufsichtsratssitzung der Flughafen Frankfurt Hahn GmbH (FFHG). "Die ganze Belegschaft macht sich Sorgen", sagte er mit Sorgenfalten auf der Stirn. Eine Stunde später dürfte der Betriebsrat aufgeatmet haben.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Der Flughafen Hahn wird zwar saniert, aber nicht mit der Brechstange. Kein Schritt wird gegen den Willen der Mitarbeiter gegangen, beeilte sich selbst der zuweilen ziemlich raubeinige Geschäftsführer Heinz Rethage zu betonen.

Joachim Mertes (SPD), der die Aufsichtsratssitzung leitete, versprühte demonstrativ gute Laune angesichts der zuvor gefassten Beschlüsse zur Konsolidierung des kriselnden Airports. Die Arbeit, die zu dem jetzt eingeschlagenen Weg führte, wurde "ordentlich, gemeinschaftlich und freundschaftlich gemacht", versicherte er bei einer Pressekonferenz mit Blick auf die Betriebsratschefs Thomas Dillmann und Jörg Munsteiner.

Die Arbeitnehmervertreter bekundeten mit einem Nicken ihr Einverständnis. Viel Kritisches hatten sie auch anschließend kaum anzumerken. Schließlich wird es keinerlei Personalabbau geben (Mertes: "Das ist nicht unser erstes Ziel"). Eine Reihe von Mitarbeitern wird weiter einen Dienstwagen nutzen können. Gehaltseinbußen im Zuge eines Sanierungstarifvertrags sind ebenfalls tabu (wir berichteten).

Dafür verdienen die Hahn-Mitarbeiter nach Auskunft des stellvertretenden Aufsichtsratschefs Mertes einfach zu wenig. Das Rechenbeispiel des Sozialdemokraten: Ein junger Familienvater mit zwei Kindern, der auf dem Vorfeld arbeitet, bringt gerade mal 1438 Euro netto im Monat mit nach Hause.

Ein paar Positionen, die in Rethages ursprünglichem Sanierungskonzept noch enthalten waren, mussten jetzt zwangsläufig zurückgestellt werden. Den Verkauf von Landebahn, Vorfeld und Rollwegen duldet die EU-Wettbewerbsbehörde (vorerst) nicht. Auch die vielen Immobilien, die mit dem Flugbetrieb nichts zu tun haben, können so schnell nicht veräußert werden. Dazu gehören zum Beispiel mehrere Gebäude, Straßen und Rückhaltebecken.

Zudem hat der Aufsichtsrat die Vorgaben des ersten Sanierungskonzepts aufgeweicht. Neu sind Bandbreiten zwischen der maximalen Einsparung und Erlössteigerung sowie einem minimalen Wert. Ein paar Beispiele: Im Frachtbereich will man jetzt nur noch mindestens 1 Million Euro pro Jahr zusätzlich erlösen. Die alte Marge von 4 Millionen Euro bleibt als Maximalwert erhalten. Beim Sommer- und Winterdienst sollen auf jeden Fall 150 000 Euro eingespart werden (bisher 550 000 Euro). Auch bei der Passagier- und Gepäckabfertigung wurden Abstriche gemacht. Strebte der Hahn bisher Einsparungen im Volumen von mindestens 360 000 Euro jährlich an, stehen jetzt nur 150 000 Euro in der Tabelle.

Kein Kahlschlag bei Dienstwagen

Auch in der Flughafenverwaltung wird nicht mehr ganz so heftig gespart (400 000 Euro statt 696 000 Euro). Und bei den Dienstfahrzeugen bleibt ebenfalls mehr Spielraum (minimales Einsparziel 200 000 Euro statt 370 000 Euro). Bei den umstrittenen Sponsorenverträgen fällt der Schnitt indes sogar noch tiefer aus. Statt 120 000 Euro fließen nur noch 60 000. In der ersten Vorlage war von 80 000 Euro die Rede gewesen. Die 250 000 Euro für den zweiten Geschäftsführer fallen weg. Wolfgang Pollety verabschiedete sich nach internen Querelen vom Hahn. Er wechselt als Geschäftsführer zum Hamburger Flughafen. Mit dem abgespeckten Sanierungsplan dürfte das Jahresergebnis in einigen Jahren lediglich um 7,5 Millionen Euro statt 12 Millionen Euro verbessert werden, erläuterte Geschäftsführer Rethage. Die schwarze Null wird im operativen Geschäft 2017 noch nicht erreicht.

Aus der Wirtschaft kam Kritik. Manfred Sattler, Präsident der IHK Koblenz, erklärte: "Mit gestutzten Flügeln kann man nicht fliegen. Das jetzt beschlossene Sanierungskonzept ist eine Enttäuschung. Es reicht bei Weitem nicht aus, um den Flughafen zukunftsfähig zu machen."

(Rhein-Zeitung vom 24.09.2013)