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Flughafen Hahn: Minus ist größer als ausgewiesen


Rheinland-Pfalz - Das Sanierungskonzept zum Flughafen Hahn zeigt eine unangenehme Wahrheit auf.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Der Fliegerhorst steht noch schlechter da, als es die offiziellen Zahlen ausweisen. Der Verlust im operativen Geschäft ist jedes Jahr zweistellig. Zwar konnte das Minus 2012 von rund 10 Millionen Euro auf 5,7 Millionen nahezu halbiert werden, doch diese Zahlen sagen wenig aus. Denn der geringere Verlust rührt vom Verkauf des "Tafelsilbers" (zum Beispiel Grundstücke). Wirtschaftlich gesünder ist der Hunsrück-Flughafen trotz des geringeren Defizits nicht.

Denn wie die Zahlen aussehen, wenn sie um Einmaleffekte bereinigt werden, zeigt der Sanierungsbericht, den Flughafengeschäftsführer Heinz Rethage und eine Projektgruppe erstellt haben. In diesem ist von den "Jahresergebnissen nach Normalisierung" die Rede. Demnach liegen die Jahresresultate 2006 bis 2012 zwischen minus 11,4 Millionen Euro und minus 19,3 Millionen Euro. Wird kein strikter Sparkurs eingeschlagen, landet der Hahn 2017 - wie berichtet - bei einem Verlust von minus 14,5 Millionen und einer Liquiditätslücke von etwa 35 Millionen Euro. Die CDU-Opposition schreibt in einem Papier zu ihrer Klausur in Maria Laach: "Durch Einmalverkäufe geschönte Bilanzen haben noch kein Unternehmen dauerhaft zum Erfolg geführt."

Hinzu kommt, dass das Gesellschafterdarlehen des Landes in Höhe von 82,9 Millionen Euro, um dem Flughafen akut aus der Klemme zu helfen, nur einen Aufschub bedeutet. In rund eineinhalb Jahren muss diese Summe von der Flughafengesellschaft bezahlt werden. Derzeit ist völlig unklar, unter welchen Konditionen.

Weiter zwei Geschäftsführer?

Schließlich stellt sich die Frage, ob die Flughafengesellschaft sich weiter zwei Geschäftsführer leisten kann, die sich um Zahlen und Bilanzen kümmern. Wenn schon zwei, dann müsste einer von beiden Experte für das Luftfahrtgeschäft sein. Hier ist spannend zu beobachten, ob es tatsächlich zur Einrichtung eines Fachbeirats kommt, den unter anderem die Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz vorschlägt. Doch selbst wenn das Gremium ins Laufen kommt, dürfte die Doppelgeschäftsführung ein Thema bleiben. Der Vertrag von Wolfgang Pollety soll wohl im September 2014 auslaufen. Demnächst müsste über dessen Zukunft gesprochen werden. Oder will man abwarten, ob der neue Geschäftsführer Heinz Rethage nicht doch an dem Widerstand gegen seinen unbeliebten Sanierungskurs scheitert? Gegenüber dem SWR hat er einen Rückzug nicht ausgeschlossen, wenn er nicht ausreichend Rückendeckung erhält.

Üppigen Fuhrpark beschneiden

Der promovierte Bauingenieur lässt in seinem Sanierungspapier wenig aus. Er will an den üppigen Hahn-Fuhrpark ran - und bei Dienstwagen 370.000 Euro sparen. Marketing und Beraterverträge sollen gekündigt oder gekürzt werden (Spareffekt: 122 000 Euro). 917.000 Euro sollen bei Personalkosten wegfallen. In der Verwaltung will das Projektteam knapp 700.000 Euro einsparen. Ein Geschäftsführer weniger würde 250.000 Euro einbringen. Interessant ist, dass beispielsweise bei der Abfertigung im Passagierbereich allein 360.000 Euro gespart werden sollen. Das wirft Fragen nach der bisherigen Arbeitsweise auf. Schließlich sollen auch im Einkauf noch 150.000 Euro zu holen sein - unter anderem durch einen Zentraleinkauf.

(Rhein-Zeitung vom 23.08.2013)