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Lautzenhausen/Hunsrück
Neue Frachtfluglinien steuern Hahn an

Die Betreibergesellschaft des Hunsrück-Flughafen Hahn hat nach eigenen Angaben in dieser Woche mit vier Frachtfluggesellschaften Verträge abgeschlossen. Die Unternehmen aus China, der Türkei und Japan starteten ab sofort beziehungsweise ab September mit bis zu zehn wöchentlichen Flügen.

Die Akquise der neuen Airlines zeige, wie interessant der Flughafen Hahn für weltweite Frachtabwicklung sei, hieß es am Freitag. Bei den Unternehmen handelt es sich um Yangtze River Express (China), myCARGO (Türkei), Navitrans (China) sowie eine der weltgrößten Frachtairlines aus Japan, Nippon Cargo Airways.

Im SWR-Interview zeigte sich Jörg Schumacher, Sprecher der Geschäftsführung des Flughafens, überzeugt, dass es dem Hunsrück-Airport besser gehe, als die derzeitigen Schlagzeilen in den Zeitungen vermuten ließen. Presseberichte über eine angeblich drohende Insolvenz nahm Schumacher gelassen. Zwar bestätigt auch die Landesregierung, dass der Hahn derzeit 138 Millionen Euro Schulden hat, bei einem Eigenkapital von 44 Millionen Euro. Aber eine Pleite drohe derzeit nicht.

Verschiedene Medien hatten ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC zitiert, wonach der Hahn Ende März 2013 in akute Geldnot komme, wenn nichts passiere. Der Hahn könne kurzfristig neue Einnahmen verbuchen, sagte Schumacher dem SWR, etwa durch den Verkauf eines großen Geländes an einen Investor und durch neue Frachtfluglinien. Manager erneuert Übernahmeangebot

Gleichzeitig erneuerte er sein Angebot, die Gesellschaft selbst zu übernehmen, gemeinsam mit einigen Mitarbeitern und Investoren im Hintergrund. Er sei sicher, die Geldgeber wieder zusammenzubekommen. Bereits im vergangen Herbst hatte Schumacher das Angebot für ein sogenanntes Management-buy-out vorgelegt, also für die Übernahme durch angestellte Mitarbeiter. Damals bot Schumacher 25 Millionen Euro für deutlich mehr als die Hälfte der Gesellschafteranteile.

Land will Verkauf ausschreiben

Die Flughafen Hahn GmbH gehört zu 82,5 Prozent Rheinland-Pfalz und zu 17,5 Prozent dem Land Hessen. Rheinland-Pfalz will den Hahn zwar privatisieren, ging auf die damalige Offerte aber nicht ein. Vielmehr wollte das Land den Verkauf der Flughafengesellschaft ausschreiben, um Ärger mit den Wettbewerbshütern der EU zu vermeiden. Das Verfahren zieht sich jedoch hin. Erst im kommenden Monat will das Innenministerium einen Berater vorstellen, der die Ausschreibung aufsetzen und betreuen soll. Bis das Angebot öffentlich wird, dürften noch Monate vergehen. Dann will Schumacher mitbieten.

"Wir haben einen langen Atem", sagte er im SWR. Der erfahrene Manager setzt auf ein langfristiges Wachstum am Hahn. Denn der Frankfurter Rhein-Main-Flughafen könne irgendwann nicht weiter wachsen. Diese Einsicht, gepaart mit dem Nachtflugverbot über Rhein-Main, wird dem Hahn zusätzliche Aufträge bescheren - da ist sich Schumacher sicher. Schließlich hat der Hahn einen besonderen Freiflugschein: die Start- und Landeerlaubnis rund um die Uhr.

(SWR vom 24.08.2012)