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Russischer Frachtriese landet regelmäßig im Hunsrück


Flughafen Hahn - Für die größte Frachtfluggesellschaft am Flughafen Frankfurt/Main, die russische Air Bridge Cargo (ABC), ist der Flughafen Hahn eine wichtige Option. Seit Mitte Dezember fliegen Maschinen der russischen Airline regelmäßig den Flughafen Frankfurt-Hahn an. Auf Anfrage teilte die Flughafen Frankfurt-Hahn-GmbH lediglich kurz und knapp mit, Air Bridge Cargo sei ein neuer Kunde am Hahn, der zweimal wöchentlich im Hunsrück abgefertigt werde. Warum die größte Frachtfluggesellschaft vom Rhein-Main-Flughafen Frankfurt nun den Hahn anfliegt, darüber war dort nichts in Erfahrung zu bringen.

Sind die Flugbewegungen von ABC im Hunsrück auf das Nachtflugverbot, das derzeit zwischen 23 und 5 Uhr in Frankfurt gilt, zurückzuführen, oder steckt sogar mehr dahinter? Will Air Bridge Cargo sich möglicherweise am Hahn niederlassen? Die Flughafengesellschaft am Hahn gibt sich zugeknöpft: „Dazu können wir nichts sagen“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung. Ludwig Hamburger, ABC-Vizepräsident in Frankfurt und zuständig für Europa, den Mittleren Osten und Afrika, erklärt gegenüber unserer Zeitung, dass das Unternehmen mit seinen älteren Boeing 747-200 auf den Hahn ausweichen musste, weil diese Maschinen die in Frankfurt vorgeschriebenen Lärmwerte überschreiten. Die Flotte werde derzeit modernisiert, sodass die Ausweichflüge zum Hahn nicht mehr notwendig seien. Gleichwohl stellt Hamburger klar: "Wir haben Frankfurt und Hahn immer als einen Flughafen gesehen. Der Hahn war für uns immer eine Option." ABC werde den Hahn auch in Zukunft in seine Planungen einbeziehen, in welcher Form, könne man noch nicht sagen. "Der Hahn ist für uns ein Back-up", so Hamburger. Dass seit dem Ausstieg der Fraport AG auf dem Hahn das Thema Flughafensystem erledigt ist, sieht Air Bridge Cargo offenbar anders. Hamburger: "Wir nutzen den Hahn, wenn wir Bedarf haben."

Das trifft vor allem auch auf die Muttergesellschaft von Air Bridge Cargo zu. ABC ist ein Tochterunternehmen der Volga Dnepr-Gruppe, deren Riesenfrachter vom Typ Antonov AN124 seit Jahren regelmäßig am Flughafen Hahn abgefertigt werden. Und Air Bridge Cargo ist laut Internetseite unter anderem auch auf den Transport von Fracht mit besonderen Anforderungen spezialisiert, wie beispielsweise zeitkritische, schwere und übergroße Fracht sowie Tiere. Die problemlose Abfertigung von besonderen Lufttransporten ist seit Jahren ein Trumpf des Flughafens Hahn, wo es eben keine Einschränkungen beim Be- und Entladen gibt, ebenso wenig wie bestimmte Zeitvorgaben, wie sie an einem Großflughafen wie in Frankfurt zwangsläufig an der Tagesordnung sind. Air Bridge Cargo hat das in der Vergangenheit genutzt und wird diese Möglichkeit weiter nutzen. Anders als mit Lufthansa pflegt der Flughafen Hahn auf jeden Fall mit einem ganz „Großen“ von Frankfurt bessere Verbindungen.

So sind angesichts der Fluglärm-Probleme in Frankfurt die Aussagen zahlreicher Politiker, dass das Nachtflugverbot in Frankfurt eine Chance für den Hahn bietet, durchaus begründet. Es erscheint gar nicht abwegig, dass Frankfurter Großkunden den Hahn in ihre Planungen einbeziehen. Angesichts der engen Abfertigungszeitfenster sowie der begrenzten Start- und Landezeiten in Frankfurt geraten vor allem Frachtunternehmen schnell in den Zeitraum des Flugverbots am Rhein-Main-Airport. Wenn beispielsweise eine Frachtmaschine in Frankfurt nicht rechtzeitig vor 23 starten kann, kommt sie nicht mehr raus und muss warten. Neue Slots (Startzeitfenster) gibt´s erst am Folgetag. Und dass man dann direkt um 5 Uhr in Frankfurt starten kann, ist reine Glücksache. Möglicherweise geht der Transport dann erst um 7 Uhr weiter. Die Folge ist immenser Zeitverlust, der im hart umkämpften Frachtgeschäft viel Geld kostet. Für ein aufstrebendes Unternehmen, wie die 2004 gegründete Air Bridge Cargo, könnte es also lukrativ sein, sich sogar auf dem Hahn niederzulassen – vor allem nach der Versicherung der Landesregierung, dass an der Nachtflugerlaubnis des Hahns nicht gerüttelt wird. tor

(Hunsrücker Zeitung vom 27.01.2012)