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Koalitions-Knackpunkte (2): Am Hahn scheiden sich die Geister von Rot und Grün

Rheinland-Pfalz. Zu den kritischen Themen in den rot-grünen Koalitionsgesprächen gehört zweifellos der Flughafen Hahn.

Der Hunsrück-Airport ist neben dem Berliner Flughafen Schönefeld der einzige internationale Flughafen in Deutschland, der über eine 24-stündige Start- und Landeerlaubnis verfügt. Doch bei der Nachtflugerlaubnis vertreten SPD und Grüne komplett gegenteilige Positionen. Die Grünen wollen ein Nachtflugverbot durchsetzen, die SPD sieht damit ihr wichtigstes Konversionsprojekt in Gefahr.

Hahn-Geschäftsführer: 24-Stunden-Betrieb ist Bestandteil der Zukunftsprognosen

Neben dem Hahn gibt es noch weitere Airports mit geringen Beschränkungen. Hierzu gehören Hannover, Nürnberg und Münster/Osnabrück. Wolfgang Pollety, Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn-GmbH, hält daher diesen Standortfaktor für einen ganz zentralen Wettbewerbsvorteil: "Der 24-Stunden-Betrieb ist für uns Bestandteil der Zukunftsprognosen. Wir gehen davon aus, dass Teile unseres Wachstums unmittelbar davon abhängen."

Besonders im Asien-Handel gibt es enge Zeitfenster - Vorteil für den Hahn

Für zahlreiche Fluggesellschaften ist die 24-Stunden-Flugerlaubnis ein Grund, ihre weltweiten Lufttransporte über den Flughafen im Hunsrück abzuwickeln. Beispielsweise ist für die am Hahn ansässige "Air Cargo Germany" (ACG), die in jüngster Vergangenheit ihre Flotte innerhalb von zwei Jahren auf vier Boeing 747 erweitert hat, die Unabhängigkeit durch die Nachtflugerlaubnis von großer Wichtigkeit.

"Wer Waren zwischen Europa und Asien hin und her transportiert, ist auf die engen Zeitfenster am Drehkreuz Hongkong angewiesen" sagt Pollety. "Da entstehen beispielsweise beim Transport von Frischwaren ganz enge Zeitfenster, weil die Slots in Hongkong extrem eng gefasst sind. Fluggesellschaften, die bei uns auf dem Hahn keine Zeitrestriktionen haben, sind also auf dem Weltmarkt klar im Vorteil. Das macht den Hahn für diese Unternehmen äußerst attraktiv."

Am Hahn geht man davon aus, dass der 24-Stunden-Betrieb weitere Fluggesellschaften anlocken wird. "Derzeit sind wir mit neun Airlines im Gespräch", sagt Pollety. Vor dem Hintergrund der zu erwartenden verschärften Nachtflug-Restriktionen am Flughafen Frankfurt/Main erwarten die Hahn-Verantwortlichen die Verlagerung von zusätzlicher Kundschaft in den Hunsrück.

Grüne machten Wahlkampf gegen Nachtflugerlaubnis

Die Grünen haben aber die 24-Stunden-Genehmigung am Hahn zum Wahlkampfthema gemacht und wollen dagegen vorgehen. Dass die Nachtflugerlaubnis bei den Koalitionsverhandlungen zwischen Grünen und SPD in Mainz auf dem Spiel steht, scheint Wolfgang Pollety indes unwahrscheinlich: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Gesellschafter sein Unternehmen solcher Zukunftsperspektiven und Wettbewerbsvorteile beraubt." Die SPD wird auf der Nachtflugerlaubnis bestehen. Deswegen gehört der Hahn zu den Knackpunkten für Rot-Grün.

Von unserem Redakteur Thomas Torkler

(Hunsrücker Zeitung vom 04.04.2011)