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Nachtflugverbot: Lärmgegner reden mit Lufthansa-Cargo-Vertreter in Mainz

Von Werner Wenzel

Bei der Lufthansa Cargo AG stößt der Vorstoß des Umweltbundesamtes für ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr an allen stadtnahen Flughäfen nicht auf Gegenliebe. Das wurde am Dienstag deutlich, als auf dem Lerchenberg in der Folge einer SWR-Sendung eine kleine Runde von Fluglärmgegnern mit Nils Haupt, Sprecher der Lufthansa-Tochter, zu einer Diskussion zusammentraf.

Haupt machte kein Geheimnis daraus, dass LH Cargo ein komplettes Nachtflugverbot aus wirtschaftlichen Gründen für verheerend hielte. Bei Renditen von ein bis zwei Prozent stehe die Branche "enorm unter Druck", so Haupt. Der Frankfurter Flughafen sei für sein Unternehmen als Drehkreuz ideal, da hier auch viele Passagiermaschinen mit Fracht landeten, die hier umgeschlagen und dann in alle Welt weitertransportiert werde.

Verständnis für das Anliegen der Anwohner

Für das Anliegen der Gastgeber zeigte er dennoch Verständnis. So werde LH Cargo mittelfristig die lauten MD-11-Maschinen einmotten und nach und nach durch "um 25 Prozent leisere" Boeing 777 ersetzen. Investitionssumme: rund eine Milliarde Euro. Wenn die Flugzeuge sich amortisieren sollten, müssten sie in der Luft sein, so Haupt.

"Ich akzeptiere den Flughafen, nicht aber den katastrophalen Lärm, den er über dem Rhein-Main-Gebiet verteilt", sagte Fluglärmaktivist Richard Wagner. SPD-Stadtratsmitglied Sissi Westrich wandte ein, dass die volkswirtschaftliche Rechnung wohl nicht aufgehe, wenn die Luftverkehrswirtschaft Gewinne mache, die mit Krankheiten der Bürger und Wertverlust von Immobilien einhergingen.

Hahn für LH Cargo keine Alternative

Obwohl ab Oktober mit Inbetriebnahme der neuen Landebahn die Zahl der Flugbewegungen insgesamt von 86 auf bis zu 126 pro Stunde steige, werde es nachts leiser, versprach Haupt, zwischen 23 und 5 Uhr würden dann nur noch 15 planmäßige Flüge abgewickelt.

Kein Verständnis zeigte Haupt für die Mainzer der Landesregierung. Wenn Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) im Bundesrat eine Initiative für Nachtflugverbote einbringe, und auf der anderen Seite sein Innenminister sage, "Kommt doch zum Hahn", dann passe das in seinen Augen nicht zusammen. Für LH Cargo sei das keine Alternative, weil man dann Zeit verliere und die Infrastruktur für Wartung und Betrieb der Flugzeuge ebenso vorhalten müsse wie für die Abwicklung von 30.000 Lkw-Transporten pro Jahr.

(Allgemeine Zeitung vom 26.07.2011)