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Hahn fürchtet Luftverkehrsabgabe

Von unserem Mitarbeiter Thomas Torkler

Die Bundesregierung plant, ab 2011 eine "ökologische Luftverkehrsabgabe" zu erheben. Sie soll für alle Passagiere gelten, die von einem deutschen Flughafen starten. Die Regierung erwartet dadurch Einnahmen von einer Milliarde Euro. Der Betreiber des Flughafens Frankfurt-Hahn befürchtet Verluste.

Hahn. Der Flughafen Frankfurt-Hahn warnt davor, die von der Bundesregierung geplante Luftverkehrsabgabe einzuführen. Jörg Schumacher, Sprecher der Flughafengesellschaft, geht von einer Verlagerung der Verkehre auf Flughäfen im benachbarten Ausland und damit von einer Schwächung des Wirtschaftsstandorts Deutschland aus. "Beispiele aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass die Einführung einer solchen Abgabe nur auf nationaler Ebene desaströse Folgen für die Wirtschaft eines Landes hat", sagt Schumacher.

Einnahmen und Arbeitsplätze gefährdet

In die gleiche Kerbe haut Ryanair-Chef Michael O'Leary: "Die Maßnahme wird der Destination Deutschland in vielerlei Hinsicht schaden und zum Verlust von Einnahmen aus dem Tourismus und Arbeitsplätzen führen. Deutschland würde als Touristenziel teurer werden und Einnahmen ausbleiben", so O'Leary.

Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher bezieht sich mit seiner Aussage auf eine Studie eines Wirtschaftsinstituts in Amsterdam. Diese hat die Entwicklung der niederländischen Volkswirtschaft nach der Einführung einer ähnlichen Gebühr im Juli 2008 ausgewertet und kommt zu dem Ergebnis, dass es an den niederländischen Flughäfen nach der Einführung einer sogenannten Ticketsteuer (Ticket-Tax) einen Passagiereinbruch von zehn Prozent gab. Laut der Studie wichen rund eine Million Passagiere auf Flughäfen in Nachbarländern wie Deutschland oder Belgien aus, und die Zahl der einreisenden Touristen verringerte sich deutlich.

Verkehrsclub begrüßt die Abgabe

Die erhofften steuerlichen Mehreinnahmen seien ausgeblieben. Stattdessen hätten die von der Ticketsteuer betroffenen Unternehmen einen Einnahmerückgang von 1,2 Milliarden Euro verbucht.

"Die Einführung der Luftverkehrsabgabe würde die gesamte Region erheblich schwächen", sagt Jörg Schumacher und verweist auf die volkswirtschaftliche Bedeutung des Flughafens Hahn für Rheinland-Pfalz.

Schumacher sieht vor allem die Billigflughäfen durch die Einführung einer pauschalen Luftverkehrsabgabe gefährdet. "Vergleicht man die geplante Passagierabgabe mit unserem Durchschnitts-Ticketpreis von 36 Euro, dann kommt das einer Preiserhöhung von fast 40 Prozent gleich", so Schumacher. Der Verkehrsclub Deutschland begrüßt die Abgabe: Eine nach ökologischen Kriterien gestaffelte Gebühr könne dazu beitragen, den klimaschädlichen Flugverkehr in umweltverträglichere Bahnen zu lenken.

Fluggesellschaften wie Ryanair und Lufthansa schütteln dagegen den Kopf: Nach den Ausfällen wegen des Vulkanausbruchs in Island spotte eine Luftverkehrsabgabe jeder wirtschaftlichen Vernunft. Flughafen-Hahn-Sprecherin Maria Horbert kündigte Widerstand gegen die Luftverkehrsabgabe an: "Das ist kein Hahn-Problem, sondern ein bundesweites. Wir werden mit Fluggesellschaften und Flughafenbetreibern besprechen, wie wir dagegen vorgehen."

Auf die Frage, inwieweit Ryan air auf die Luftverkehrsabgabe reagieren könnte, sagt Maria Horbert: "Wir sehen, was in London passiert ist. Konkret wissen wir aber noch nicht, wie uns das auf dem Hahn betreffen würde." Als Reaktion auf eine britische Flugpassagiersteuer spart Ryanair in seinem Winterflugplan für Großbritannien allein 17 Prozent der Verbindungen London-Stansted, was ein Minus von ungefähr 1,5 Millionen Passagieren bedeuten würde.

Hunsrück registriert weniger Fluggäste

Unabhängig von der geplanten Luftverkehrsabgabe hat der Flughafen Frankfurt-Hahn im Mai sieben Prozent weniger Passagiere befördert. Laut Maria Horbert liegt dies am geänderten Flugplan gegenüber dem Vorjahr, der mehr Mittelstrecken beinhaltet.

"Im laufenden Sommerflugplan sind einige Kurzstrecken wie Lübeck (Flugzeit eine Stunde) gestrichen worden zugunsten von Verbindungen nach Kos und Volos in Griechenland (drei Stunden) sowie vermehrten Flügen auf die Kanaren", erläutert Horbert. Die weiter entfernt liegenden Ziele bedingen eine Verlängerung der Flugdauer, was wiederum eine Reduzierung der Flugreisenden nach sich zieht.

(Trierischer Volksfreund vom 11.ß7.2010)