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Lufthansa-Chef Mayrhuber legt sich mit Kurt Beck an
Streit um das Nachtflugverbot in Frankfurt

Von Ernst August Ginten 28. September 2009, 04:00 Uhr

Berlin - Der Streit um ein mögliches Nachtflugverbot an Deutschlands größten Flughafen Frankfurt, spitzt sich zu. Die Lufthansa fürchtet um die Konkurrenzfähigkeit ihres Frachtgeschäfts, falls das jüngst von den Richtern des Hessischen Verwaltungsgerichtes geforderte strikte Nachtflugverbot kommen sollte. Das Unternehmen sieht tausende von Arbeitsplätzen am Frankfurter Flughafen in Gefahr.

Kurt Beck(SPD), Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz, hatte jüngst kräftig gegen gehalten. Er unterstellt der Airline, dass sie mit dem Abbau von Arbeitsplätzen droht, falls das Nachtflugverbot kommt. Eine solche Erpressung dürfe sich "Deutschland nicht gefallen lassen." Um künftig nächtlichen Fluglärm in Frankfurt und den Umlandgemeinden zu vermeiden, könne die Lufthansa doch ihr Frachtgeschäft künftig in Frankfurt/Hahn abwickeln. Hahn liegt in Becks Bundesland, hat eine 24-Stunden-Betriebserlaubnis und wird unter anderem von der irischen Billigfluglinie Ryanair mit der Zielangabe Frankfurt angesteuert - obwohl der Flughafen mehr als 100 Kilometer außerhalb der Stadtgrenzen liegt.

Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber bezeichnet Becks Vorstoß als politisch durchsichtig. Er verweist in einem Brief, der der WELT vorliegt, auf die ökonomische Sinnlosigkeit einer Verlegung des Cargo-Geschäfts nach Hahn. Im Flughafenkonzept der Bundesregierung, das unter Mitwirkung der Bundesländer erstellt worden sei, werde eine bedarfsgerechte Flugmöglichkeit gefordert, " auch zur Nachtzeit - insbesondere an Drehkreuzen, bei denen erhebliche Befrachtungskapazitäten und Synergieeffekt mit Nur-Frachtflugzeugen bestehen".

Das heißt, dass sich das Frachtgeschäft für die Lufthansa auf lange Sicht nur lohnt, wenn Ware aus den Frachtern schnell in die Laderäume der Passagiermaschinen umgeschlagen und dann weitertransportiert werden kann. Zudem dürfte kein Spediteur 18 Stunden ein Frachtzentrum am Frankfurter Flughafen betreiben wollen, und ein weiteres für sechs Stunden im 100 Kilometer entfernten Hahn.

Mayrhuber hält Beck zudem vor, dass seine Landesregierung "die schon öffentlich verkündete Terminalgebühr am Flughafen Hahn nicht genehmigt hat". Damit werde ein irisches Unternehmen unterstützt, das verbraucherfeindlich und sozialpolitisch fragwürdig in Deutschland aktiv sei. "Im Krankheitsfall drohen Strafzahlungen oder gar Kündigungen", schreibt Mayrhuber über Ryanair.

Während die Lufthansa in ihren Betrieben in Rheinland-Pfalz neue Arbeitsplätze geschaffen habe, baue Ryanair gerade Personal am Check-in ab. Mayrhuber fordert Beck auf, nochmals zu überlegen welche "standortschädigenden Signale durch die unserer Meinung nach unüberlegten Äußerungen zu Nachtflügen" sowie die kritischen wirtschaftpolitischen Maßnahmen am Flughafen Hahn an "Lufthansa und Zehntausende unserer Mitarbeiter ausgesendet werden."

(Welt vom 28.09.2009)