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Fraport-Konkurrent berät Zweibrücken

Die türkische TAV Holding ist nach wie vor an einem Engagement am Flughafen Zweibrücken interessiert. Der Betreiber von sieben großen Flughäfen, der erst im März den Zuschlag erhielt, den Airport in Riga für 250 Millionen Euro auszubauen, hat einen Kooperations-Vertrag mit Zweibrücken geschlossen. Er eröffnet Zweibrücken Zugang zum internationalen Kundennetz der TAV.

ZWEIBRÜCKEN. TAV war im vergangenen Jahr einer der Bieter für den Kauf von 74,9 Gesellschaftsanteilen an der Zweibrücker Flughafen GmbH. Die Flughafen-Eigentümer, das Land Rheinland-Pfalz und der kommunale Zweckverband, hatten den Pfalz-Airport europaweit ausgeschrieben. TAV wollte auch den Betrieb übernehmen und 40 Millionen Euro investieren. Im Zuge der Finanzkrise zogen die Türken aber im Oktober zurück, woraufhin das Verkaufsverfahren gestoppt wurde. Carsten Kühl, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, erklärte nun: Auch nachdem TAV im Herbst erklärt hatte, nicht einsteigen zu können, ist unser Kontakt nicht abgerissen. TAV bekundet nach wie vor Interesse an Zweibrücken." Dokumentiert wurde dies nun im Abschluss eines Kooperationsvertrages. Er sichere Zweibrücken strategische Vorteile, sagte Kühl, ohne Details nennen zu wollen. Nach RHEINPFALZ-Recherchen ist der Kooperationsvertrag so angelegt, dass der Flughafen zusammen mit TAV bei Messen auftritt und gegenseitige Kontakte austauscht. Sollten daraus Geschäfte mit Dritten entstehen, würde auch Geld fließen. Da TAV auch als Dienstleister an seinen Flughäfen - vier in der Türkei, zwei in Georgien, je einer in Tunesien und Mazedonien - auftritt, verfügt die Holding über mehr als 100 Vertragspartner bei Flug- und Reisegesellschaften. Auf der anderen Seite ist Zweibrücken für die TAV als erster Partner in der Europäischen Union von Bedeutung. Eine Festlegung auf einen künftigen, nach neuer Ausschreibung oder nur Verkaufsanzeige, Gesellschafter sei der Kooperationsvertrag aber nicht, betonte der Aufsichtsrats-Vorsitzende Kühl. Sein Stellvertreter, Landrat Hans Jörg Duppré, sieht in dem Vertragsabschluss eine große Wertschätzung der TAV für das Konzept des Flughafens Zweibrücken. "Der Beratervertrag eröffnet uns Möglichkeiten, von denen wir vor Wochen nicht einmal geträumt haben." Eine erste hochrangige Delegation von TAV-Partnern hätte sich angekündigt. Duppré ist aber wie Kühl vorsichtig, Konkretes zu versprechen. Die TAV hatte im März eine Delegation des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums und der Flughafen-Geschäftsführung nach Istanbul eingeladen und dabei ihr strategisches Interesse an Zweibrücken bekundet. Als Ergebnis davon wurde der Beratervertrag geschlossen.

Bei einer Informationsveranstaltung der SPD-Stadtratsfraktion am Dienstag legte der Staatsekretär ein klares Bekenntnis zum Zweibrücker Flughafen ab. Man werde mit Augenmaß jede Chance nutzen, um den Flugaaffinen Bereich zu stärken. Das Land sei nach dem Ausstieg der Fraport am Flughafen Hahn stark gefordert. "Es ist aber definitiv nicht so, dass wir irgendeinen Kunden, der Interesse an Zweibrücken hätte, für den Hahn reservieren", so Kühl. Zweibrücken habe, weil auf den vier Säulen Flugbetrieb, klassisches Gewerbe und IT, DOZ und Freizeit-Gewerbe ruhend, Vorteile gegenüber dem Hahn. Die starke Marktstellung der Ryanair verhindere dort derzeit, dass sich andere Linien für das Passagiergeschäft interessierten.

Nach einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und des Flughafenverbandes hat Zweibrücken den Flughafen Ensheim als Airport für Low cost-Anbieter ("Billigflieger") abgehängt. 2008 hatte Zweibrücken der Studie zufolge 134 539 Low cost-Passagiere, Saarbrücken 117 698. Zweibrücken überholt damit auch Flughäfen wie Erfurt, Paderborn, Altenburg und Rostock. (cps)

VON CLAUS-PETER SCHMIDT

(Rheinpfalz vom 09.05.2009)