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Ryanair streicht Streichungen


Auch dank des niedrigen Pfundkurses ist Ryanair sehr zuversichtlich, im Sommer die Auslastung der Ryanair-Flüge von Zweibrücken nach London deutlich zu steigern - Einkaufen dort sei so billig wie nie.

Von Merkur-Redakteur Lutz Fröhlich

Zweibrücken. Nur eine Woche, nachdem Ryanair die bislang täglichen Verbindungen zwischen Zweibrücken und London-Stansted im Sommerflugplan auf nur drei Mal wöchentlich reduziert hat, ist diese Entscheidung wieder umgekehrt.

Ryanair-Deutschland-Managerin Anja Seugling nannte gestern als Begründung, warum nun doch bis Ende Oktober täglich in beide Richtungen geflogen wird, es seien überraschend wieder Slots (Landerechte) in Stansted frei geworden, weil andere Fluggesellschaften diese nicht nutzten.

Ryanair hatte seine Flüge ab Zweibrücken am 28. Oktober aufgenommen. Die Auslastung lag laut Seugling im Schnitt bei knapp über 50 Prozent, europaweit habe Ryanair 85 Prozent Auslastung. Deshalb habe Ryanair seine vorhandenen Slots in Stansted zunächst für rentablere Strecken reserviert.

Und wann entscheidet sich, ob Ryanair dauerhaft in Zweibrücken bleibt? Seugling: "Wir erwarten uns viel von diesem Sommer. Die Strecke müssen wir jetzt zum Laufen bringen. Aber alle Zeichen stehen auf unserer Seite." Und das gleich aus mehreren Gründen. Nicht nur, weil London (und englische Urlaubsregionen wie Cornwall) im Sommer noch schöner als im Winter seien. Der auf etwa einen Euro gesunkene Pfundkurs mache Urlaub in England und das Einkaufen einmalig günstig, betonte Seugling. Das habe sich aber "in den Köpfen noch nicht festgesetzt, weil Großbritannien einfach als teures Land gilt." Nicht nur in dieser Hinsicht sieht Seugling das Potenzial für die London-Strecke noch unzureichend ausgeschöpft. Dass Ryanair ab Zweibrücken fliegt, sei vielen in der Region noch nicht bekannt: "Wir sind weit davon entfernt, Stadtgespräch zu sein, außer in Zweibrücken." Ryanair werde deshalb mehr werben. Seugling machte klar: "Das Wachstum muss aus der Region kommen, weil die Engländer wegen des Pfundkurses Kurzreisen nicht mehr so machen."

Auch Flughafen-Geschäftsführer Werner Boßlet und sein Sprecher Franz-Rudolf Ubach sehen noch mehr Vermarktungs-Potenzial. Mit einem Jahresbudget von rund 160 000 Euro für sämtliche Marketing-Aktivitäten habe der Flughafen allein nur begrenzte Möglichkeiten. Boßlet appellierte, "die Kräfte der Tourismus-Werbung zu bündeln" und den Flughafen Zweibrücken als "Klammer" zu nutzen, um mehr Gäste in die gesamte Großregion zu bringen. Tut die Zweibrücker Stadtspitze genug, um eine solche Kooperation anzustoßen? Ubach: "Ich glaube nein." Er komme aus Cochem, da seien die Tourismusbüros aus Stadt und Land nicht nur zusammengelegt ("bei uns müssten auf jeden Fall auch der Kreis und die Franzosen dazu"), sondern privatisiert worden: "Da muss nicht jede Arbeit am Wochenende extra vergütet werden wie im öffentlichen Dienst - Touristen können dann betreut werden, wenn sie da sind." Meinung
Der Sommer der Entscheidung
Von Merkur-Redakteur Lutz Fröhlich

Zugegeben - Ryanair kann einem manchmal ganz schön auf die Nerven gehen. Mal verkünden die Iren Flugpreis-Senkungen, dann steigen Gepäckgebühren. Mal werden Flüge gestrichen, plötzlich sind sie wieder da. Dennoch - wenn es Billigfluggesellschaften wie Ryanair nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Denn sie haben Mobilität in Europa für breiteste Bevölkerungsschichten erschwinglich gemacht - und auch abseits der Metropolen liegende Städte wie Zweibrücken ans Flugnetz angeschlossen. Jetzt liegt es an den Menschen in und um Zweibrücken, dieses Angebot auch zu nutzen. Denn Billigflüge rechnen sich nur, wenn die Maschinen gut gefüllt sind. Insofern kann man dankbar sein, dass Ryanair Zweibrücken noch eine Chance gibt. Um diese Chance zu nutzen, müssen sämtliche Flüge ab Zweibrücken aber weit über die Stadt hinaus noch viel bekannter gemacht werden. Angesichts des wahren Kampagnen-Feuerwerks, das das Saarland für Ensheim abbrennt, ist hier auch Rheinland-Pfalz gefragt, das Marketing-Budget des Zweibrücker Flughafens deutlich - und schnell - zu erhöhen.

(Pfälzischer Merkur vom 28.05.2009)