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Flughafen Parchim -- Provinzposse ohne Substanz und Beständigkeit?

07.07.2009: Parchim/MVregio Hatte es der Parchimer Flughafen in der jüngsten Vergangenheit vor allem durch die hochfliegenden Pläne der chinesischen Betreiber in die Schlagzeilen geschafft, droht nun spätestens 2011 ein völliges Flugverbot.

07.07.2009: Parchim/MVregio Hatte es der Parchimer Flughafen in der jüngsten Vergangenheit vor allem durch die hochfliegenden Pläne der chinesischen Betreiber in die Schlagzeilen geschafft, droht nun spätestens 2011 ein völliges Flugverbot.

Während die Betreiber mit immer neuen Ideen für Furore sorgten, mit denen sie den Provinzflughafen zum Luftfahrt-Drehkreuz in Mecklenburg-Vorpommern entwickeln wollten, vernachlässigten sie offenbar die dafür notwendige Infrastruktur: Nach Informationen der "The Tower Company GmbH", einer Auftragnehmerin der Deutschen Flugkontrollbehörde, wurde ein notwendiger Tower-Neubau schon viermal aufgeschoben: Die Flugsicherer ließen sich jedes Mal von den Chinesen beschwichtigen, setzten aber nun eine letzte Frist bis 2011: MVregio titelte: "Ultimatum für Flughafen Parchim - Tower-Neubau bis 2011 oder Schließung"

Tatsächlich wirft die Verzögerungstaktik der Flughafenbetreiber die Frage auf, ob die vorgegebene Finanzstärke überhaupt vorhanden ist, schließlich wird auch der Kaufpreis von 30 Mio EURO bis heute in Raten abgestottert -- Vertragsabschluss war September 2007. Der Tower-Neubau würde mit zwei Mio. EURO zwar vergleichsweise wenig kosten, aber auch die laufenden Personalkosten können seit Mai nur durch die Einführung von Kurzarbeit getragen werden.

Der Pläne der Betreibergesellschaft LinkGlobal Logistics nehmen derweil immer skurrilere Züge an: War anfangs noch von der Errichtung eines deutsch-chinesisches Luftfrachtdrehkreuzes die Rede - in Montagehallen sollten chinesische Bauteile zu "Made in Germany"-Produkten veredelt werden -- schwenkte man später zu einem "Asia-Park" mit Hotel und Stausee um. Damit nicht genug, wurde kürzlich bekannt gegeben, dass Parchim nun zum Umschlagplatz im nigerianisch-chinesischen Handel mit Agrarprodukten avancieren solle. Tatsächlich fand kürzlich ein Treffen in Parchim statt, bei dem sich Chinesen und Nigerianer trafen - Alles seltsam und abenteuerlich meinen Anwohner.

Damit nicht genug wolle man zusätzlich US-amerikanische Truppenbewegungen nach Afghanistan und Irak über Parchim abwickeln. Schon im August, heißt es nun, würden die ersten US-Truppentransporter statt in Halle-Leipzig in Parchim zwischenlanden. Dort sollen in einer etwa zweistündigen Pause die Maschinen aufgetankt und die Soldaten versorgt werden. Ab 2010 sollen diese Flüge ganz über Parchim abgewickelt werden; erwartet werden 30 Transporte im Monat.

Das die Amerikaner trotz ungeklärter Flugsicherungslage langfristige Verträge schließen werden, muss indes bezweifelt werden. Die Betreiber benötigen aber dringend Planungssicherheit, um ihre Finanzierungsprobleme in den Griff zu bekommen: Bisher sind alle angekündigten zusätzlichen Investitionen fast gänzlich ausgeblieben. Zudem stehen weiter 17 Millionen Euro für den Kaufpreis aus. Bisher konnte Pang nur 13 von vereinbarten 30 Millionen begleichen. Bis zum Jahresende soll angeblich wieder mal Geld fließen. Ob dann auch Geld für einen Tower dabei ist?

(Mecklenburger Volkszeitung vom 07.07.2009)