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Offener Streit um den Flughafen Hahn

Von Jochen Remmert

Gehen am Flughafen Frankfurt-Hahn bald die Lichter aus?


13. Januar 2009 Wegen der zusätzlichen drei Euro, die die Frankfurt-Hahn Flughafen GmbH von Passagieren erheben will, um den Hunsrück-Flughafen Hahn doch noch in die Gewinnzone zu bringen, ist ein offener Streit unter den Anteilseignern ausgebrochen. Das Land Rheinland-Pfalz, das wie Hessen 17,5 Prozent der Anteile am Flughafenbetreiber hält, lehnt diesen sogenannten Hahntaler strikt ab, den Mehrheitseigner Fraport AG durchsetzen wollte. Fraport hält 65 Prozent der Anteile. 2008 sei der ehemalige Militärflughafen, der 120 Kilometer von Frankfurt entfernt liegt, bei Fraport mit einem Minus von 20 Millionen Euro zu Buche geschlagen, ist aus dem Unternehmen zu hören.

Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) kündigte gestern an, es werde den Hahntaler nicht geben. Damit reagierte die Mainzer Landesregierung auf die offene Drohung der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair vom Dezember, sechs der zurzeit elf der Flugzeuge abzuziehen, die die Gesellschaft auf dem Hunsrück-Flughafen stationiert hat, falls es bei dem Hahntaler bleibe. In der Branche gilt als sicher, dass der Flughafen Hahn ohne das Verkehrs- und Passagieraufkommen, das die Iren dort erzeugen, nicht überlebensfähig wäre.

Zukunft des Flughafens


Die Hahn-Geschäftsführung wollte mit den zusätzlichen Einnahmen das von der Frankfurter Konzernleitung ultimativ gesetzte Ziel erreichen, von 2010 an einen Gewinnbeitrag für das Konzernergebnis zu leisten. In diesem Zusammenhang war schon mehrfach aus der Fraport-Spitze zu hören, dass andernfalls auch ein Ende des Engagements als Anteilseigner des Hunsrück-Flughafens erwogen werde. Bisher hat der Vorstand allerdings offiziell stets versichert, dass er an die Erfolgschancen des Hunsrück-Flughafens glaube. Wie weiter zu hören ist, gehen Fraport-Rechnungen nicht davon aus, dass schon mit drei Euro endgültig die Gewinnzone zu erreichen sei, sondern erst mit einem Aufschlag von etwa sieben Euro.

Einfach wäre ein Ausstieg der Fraport aus dem Hahn allerdings nicht zu bewerkstelligen, weil dem Vernehmen nach Kreditverträge in niedriger dreistelliger Millionenhöhe von den anderen Anteilseignern zu übernehmen wären. Ein Sprecher des Fraport-Konzerns äußerte gestern nur, dass sein Haus Gespräche über die Zukunft des Flughafens Hahn führe. Was der Frankfurter Flughafenbetreiber selbst als Ergebnis dieser Gespräche wünscht, wollte er nicht sagen.


Flughafen Zweibrücken


Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium ließ gestern wissen, dass der Hahntaler nicht komme, weil man die 3.500 Arbeitsplätze am Flughafen und die weiteren mindestens 4.500 Jobs in umliegenden Unternehmen, die vom Erfolg dieses Konversionsprojekts abhingen, keinesfalls gefährden wolle. Ein Hahntaler müsste beantragt und von allen Anteilseignern sanktioniert werden, die Landesregierung in Mainz sei dazu nicht bereit.

Ein Sprecher von Minister Hering sagte weiter, man habe stichhaltige Informationen darüber, dass Ryanair schon Verhandlungen mit anderen Flughäfen geführt habe, die elf Flugzeuge aus dem Hunsrück zu verlegen. In Mainz war zu erfahren, dass der Flughafen Zweibrücken ein solcher Gesprächspartner gewesen sein könnte, eine Bestätigung dafür war aber nicht zu erhalten. "Fraport sieht den Hahn betriebswirtschaftlich, wir eher volkswirtschaftlich", hieß es in Mainz. Deshalb habe Minister Hering "die Reißleine gezogen", sagte der Sprecher aus Mainz weiter.

Flughafen gemeinsam zu übernehmen


Aus dem Haus des hessischen Finanzministers und Fraport-Aufsichtsratsvorsitzenden Karlheinz Weimar (CDU) hieß es gestern, dass Rheinland-Pfalz nicht erwarten könne, dass das Land Hessen auf Dauer die regionale Strukturpolitik der Landesregierung in Mainz mitfinanziere. Ziel müsse es sein, möglichst rasch einen rentablen Betrieb des Flughafens im Hunsrück sicherzustellen. Der Hahntaler sei ein Weg, auf dem dieses Ziel möglicherweise zu erreichen sei. "Hessen akzeptiert keine dauerhaften Defizite auf dem Flughafen Hahn", sagte der Sprecher aus Wiesbaden weiter.

Wie bei Fraport weiter zu erfahren war, halten es die übrigen Anteilseigener auch für denkbar, dass Rheinland-Pfalz und Ryanair planen, den Flughafen gemeinsam zu übernehmen. Das wollten gestern allerdings weder die irische Billigfluglinie noch das Ministerium in Mainz bestätigen. Die Iren wollen sich erst heute öffentlich äußern.

Die Deutsche Lufthansa, die regelmäßig den Betreibern des Flughafens Hahn vorwirft, Ryanair unzulässig zu subventionieren, äußerte gestern, der Flughafen Hahn habe sich offenbar in "die Geiselhaft" der Iren manövriert. Die Lufthansa ist seit Oktober 2005 Anteilseigner von Fraport; die Fluglinie hält knapp zehn Prozent an dem Flughafenbetreiber.

(FAZ vom 13.01.2009)