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Wachstum auf der Bremse
Krise verschont auch Low-Cost-Airlines nicht

30.4.2009, Der Flughafenverband ADV hat heute in Berlin gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) den aktuellen Low-Cost-Monitor veröffentlicht. Nach einer starken Zunahme in den vergangenen Jahren und einem gebremsten Wachstum im Sommer des Jahres 2008 gibt es im Frühjahr 2009 erstmalig auch auf dem deutschen Billigflugmarkt einen deutlichen Rückgang der angebotenen Flüge.

2008 begann für die Low-Cost-Airlines im deutschen Markt zunächst vielver¬sprechend mit Zuwachsraten von 17 Prozent. Im Jahresverlauf hat sich das Wachstum jedoch kontinuierlich verringert und war ab Oktober sogar rückläufig. Zu dieser Entwicklung hätten auch der konjunkturbedingte Nachfragerückgang und die erfolgreiche Preissteuerung der etablierten Fluggesellschaften mit günstigen Sondertarifen beigetragen. Und die Trennschärfe nimmt weiter ab: etablierte Carrier haben günstige Sondertarife; Low-Cost-Carrier bieten gerade bei kurzfristigen Buchungsanfragen nicht immer das günstigste Flugticket an.

Berlin ist auch Low-Cost-Hauptstadt
So nahm die Zahl der im Low-Cost-Verkehr (LCC) beförderten Passagiere in Deutschland im Jahr 2008 um 6,1 Prozent auf 54,3 Millionen Passagiere zu. Gegenüber den Vorjahren hat sich das Wachstum damit deutlich verlangsamt (2006: 24 Prozent; 2007: 20,5 Prozent).

Im zurückliegenden Jahr ist der Anteil des LCC Verkehrs am gesamten Passagieraufkommen der Flughäfen noch einmal leicht auf 28,3 Prozent angestiegen. 36 Prozent dieser Passagiere (19,8 Millionen) entfielen auf den Inlandverkehr. Im grenzüberschreitenden Verkehr wurden 34,5 Millionen Passagiere gezählt (+ 4,6 Prozent). . Die meisten Low-Cost-Passagiere wurden an den Flughäfen in Berlin (11,5 Millionen) Köln/Bonn (7,2 Millionen), Düsseldorf (5,2 Millionen) und München (5,1 Millionen) gezählt.

Billig-Fluggesellschaften reduzieren ihr Angebot erheblich
Gemessen an der Zahl der Flüge (Starts) im Januar 2009 ist Air Berlin weiterhin der größte Low Cost-Anbieter in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr gab es nur bei Ryanair mit über 20 neuen Strecken eine größere Zunahme an bedienten Strecken im Frühjahr 2009 gegenüber dem Vergleichszeitraum des letzten Jahres. Die meisten anderen Fluggesellschaften reduzierten ihr Streckenangebot deutlich. Insgesamt vereinen die fünf größten Low Cost Carrier in diesem Frühjahr nahezu 90 Prozent des LCC Marktes auf sich, zu ihnen gehören die Fluggesellschaften Air Berlin, Germanwings, TUIfly, Rynair und easyJet. Während sich einige Gesellschaften vom deutschen Markt zurückziehen, entdecken andere, kleinere Billigfluglinien neue Nischen im Verkehr mit Deutschland.

Insgesamt wurden im Frühjahr dieses Jahres 466 unterschiedliche Strecken im innerdeutschen und grenzüberschreitenden Verkehr bedient. Dies sind rund 30 Strecken weniger als im Frühjahr des letzten Jahres, gleichbedeutend mit einer Abnahme von rund sieben Prozent. Im Jahr davor gab es noch eine Zunahme von über 25 Prozent. Es wurden keine weiteren deutschen Flughäfen in das Netz der LLC integriert. Neue Ziele wurden besonders in den süd- und osteuropäischen Ländern angeflogen. Einen starken Zuwachs gab es am Flughafen Niederrhein (Airport Weeze), eine starken Rückgang am Flughafen Dortmund. Während Ryanair sein Angebot in Weeze gegenüber dem Vorjahr stark ausgebaut hat, gab es in Dortmund einen Teilrückzug von easyJet.

Großbritannien bleibt weiterhin Zielland Nummer eins
Bei einer Betrachtung des gesamten europäischen Marktes zeigt sich, dass Ryanair seine Marktführerschaft im Low Cost Carrier-Sektor weiter ausgebaut hat. Mit über 7300 Starts sowie mehr als 1200 Strecken verfügt diese Gesellschaft über das größte Verkehrsangebot, vor easyJet und dem Low Cost-Segment von Air Berlin. Das Zielland Nummer eins bei den Low Cost Carriern stellt auch diesmal Großbritannien dar, das mit weitem Abstand die meisten Flüge aufweist.

Dabei ist London Stansted Airport der Flughafen mit dem größten Aufkommen an Billigflügen, dicht gefolgt vom Flughafen Dublin Airport; Köln-Bonn Airport liegt auf Rang 13 und der Flughafen Berlin-Tegel liegt auf dem 14. Platz. Damit haben die deutschen Flughäfen im Ranking bei den angebotenen Flügen im europäischen Vergleich einige Plätze verloren. Inzwischen gibt es Low Cost-Angebote in über 40 Ländern Europas, dabei werden auch die Grenzen nach Nordafrika und Asien immer mehr überschritten. Insgesamt sind aber auch hier rückläufige Tendenzen erkennbar, so reduzierte sich die Anzahl der Strecken um fast 400 gegenüber dem Frühjahr 2008.

Mit dem LCCM informiert das DLR zusammen mit dem ADV zweimal jährlich über wesentliche Merkmale des Low Cost Carrier-Verkehrs in Deutschland.

(Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen vom 29.04.2009)