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Hahn als Dienstleister für Zweibrücken?
Schottische Investoren verhandeln mit der Fraport-Tochter Flughafen-Hahn GmbH

Von unserem Redakteur Wolfgang Kreilinger ZWEIBRÜCKEN/MAINZ. Die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH ist als neuer Betreiber des Zweibrücker Flughafens im Gespräch. Das verlautete gestern in Zweibrücken und Mainz aus politischen Kreisen, die ungenannt bleiben wollen.

Wie am 12. Dezember berichtet, verhandelt die schottische Kenmore-Gruppe mit dem Land über den Kauf einer Mehrheitsbeteiligung des Zweibrücker Flughafens. Kenmore, seit zwei Jahren auch Besitzer des Designer Outlets Zweibrücken, würde den Flughafen nicht selbst betreiben, sondern sich einen Dienstleister suchen. Hierzu werden Gespräche mit der Flughafen-Hahn GmbH geführt. Die Investoren haben dem Wirtschaftsministerium drei mögliche Betreiber vorgeschlagen. Das Konzept aus Hahn soll dabei in Mainz die größte Zustimmung bekommen haben.

Von Kenmore gibt es keine Stellungnahmen. Jörg Schumacher, Sprecher der Geschäftsführung in Hahn, wollte sich gestern auch nicht dazu äußern. Er ließ über seine Sprecherin aber ausrichten, dass er eine Verabredung mit dem Mainzer Wirtschaftsministerium getroffen habe, zum Stand der Gespräche keine öffentlichen Erklärungen abzugeben. Mehrheitsgesellschafter von Hahn ist die Fraport AG mit 65 Prozent, die den Frankfurter Rhein-Main-Flughafen betreibt. Die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz halten jeweils 17,5 Prozent. Die Flughafen Hahn GmbH macht zurzeit einen Verlust von rund 15 Millionen Euro im Jahr. Die Defizite werden bis 2010 von der Fraport AG übernommen. Im Gegenzug verpflichten sich beiden Bundesländer zu Investitionen in die Infrastruktur. Rheinland-Pfalz stellt über einer Fünf-Jahres-Zeitraum elf Millionen Euro zur Verfügung. Der Fehlbedarf des Flughafens in Zweibrücken, der jeweils zur Hälfte dem Land und den umliegenden Kommunen gehört, lag im abgelaufenen Jahr bei 2,4 Millionen Euro.

Auch der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) will den Stand der Verhandlungen nicht kommentieren. "Erfolgreiche Gespräche müssen nach meiner Auffassung intern geführt werden", erklärte er gestern. Es sei auf Dauer keine Aufgabe des Staates, einen Flughafen zu betreiben. Gleichzeitig müsse auch weiterhin mit dem Saarland über die Möglichkeiten einer Kooperation gesprochen werden. Hering und der saarländische Wirtschaftsminister Joachim Rippel (CDU) vereinbarten gestern am Rande einer Veranstaltung in Zweibrücken ein Treffen. Die Fraport war bis Mitte 2007 mit 51 Prozent an der Betriebsgesellschaft des Flughafens Saarbrücken beteiligt und stieg mit der Begründung aus, dass sich die Perspektive des Saar-Flughafens durch die Konkurrenzsituation mit Zweibrücken verschlechtert habe. Danach erhöhte das Saarland den Zuschuss für den Flughafen von drei auf acht Millionen Euro im Jahr und siedelte die Air-Berlin an. Die Erfolge der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft werden bei der Fraport, an der die Lufthansa neun Prozent hält, unter dem Konkurrenz-Gesichtspunkt kritisch gesehen.

Von unserem Redakteur Wolfgang Kreilinger

(Rheinpfalz vom 24.01.2008)