Nach Einführung dieser Flugverbindung müssen vielleicht nicht mehr so viele Teile für den Otto-Versand in Hamburg zunächst einmal zum Flugplatz Hahn geflogen und von dort weiter per LKw nach Hamburg gefahren werden.

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Von Parchim nach China
Mit Landung der ersten Frachtmaschine aus Zhengzhou startet China Southern heute ihre neue Linie.

Von Nina Dobratz

Von Parchim abheben in die große weite Welt - nach Zhengzhou in China. Seit mehr als 15 Jahren wartet der ehemalige Militär-Flughafen Parchim bei Schwerin auf den großen Aufschwung. Heute soll es endlich so weit sein, wenn mit der Landung der ersten Frachtmaschine vom Typ Boeing 747-400F aus China der regelmäßige Frachtverkehr anläuft. Dreimal wöchentlich sollen künftig Frachtflugzeuge der größten chinesischen Luftlinie China Southern die Strecke Parchim- Zhengzhou in der Provinz Henan fliegen.

Möglich macht das der chinesische Millionär Pang Yulian. In Zhengzhou besitzt Pang die Firma LinkGlobal Logistics Co. Ltd., die mit Fluglinien und Logistikunternehmen weltweit zusammenarbeitet und bislang Niederlassungen in Dubai, Abuja, Lagos und Moskau unterhält.

Ende Mai hatte der Geschäftsmann Pang eine Absichtserklärung zum Kauf des Flughafens Parchim notariell besiegelt. Der Kaufpreis soll gerade mal 30 Millionen Euro betragen, Investitionen in Höhe von 70 Millionen Euro sind zugesagt. "Noch ist aber der Airport im Besitz der Kreisstadt Parchim", sagt Andreas Kraus, Sprecher der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin. Das Innenministerium in Schwerin hat dem Verkauf bereits zugestimmt, noch fehlt aber offenbar das Placet aus dem Handelsministerium in Peking - und die Überweisung der Kaufsumme. Dafür soll ein Zahlungsaufschub bis spätestens Dezember gewährt worden sein. Mit dem Kauf des Baltic Airports Parchim hätte - einmalig in Europa - ein Chinese einen kompletten Flughafen samt 820 Hektar Land übernommen.

Die Geschichte des defizitären Provinzflughafens nach der Wende war bislang eine Kette von Missgeschicken. "Piste der enttäuschten Hoffnungen" wurde Parchim auch schon genannt. Das Land Mecklenburg-Vorpommern investierte viele Millionen Euro (auch aus Brüssel), um nach Abzug der russischen Armee die alten Kasernen abzureißen und eine teure Infrastruktur anzulegen. Verschiedene Versuche der Privatisierung folgten. Zum einen wollte der Hamburger Airport investieren, zum anderen gab es ein Kaufangebot der britischen Wiggins Group. Die Übernahme scheiterte an Geldmangel (wir berichteten).

Pang ist nun der Hoffnungsträger. Er will aus Parchim ein global agierendes Frachtflug-Drehkreuz zwischen Asien, Europa und Afrika machen. Diese Idee ist nicht neu. Alle vorherigen Interessenten wollten einen international tätigen Frachtflughafen in Parchim aufbauen. Pang plant auch Investitionen im Umland. Dort sollen zahlreiche Dienstleistungs- und Logistikunternehmen angesiedelt werden. Zunächst werden wohl ein neuer Tower und ein Tanklager gebaut. Langfristig könnten bis zu 1000 Arbeitsplätze entstehen.

Die Voraussetzungen sind gut. Eine 3000 Meter lange Start- und Landebahn, die auch der A380 anfliegen kann, eine 24-Stunden Flugerlaubnis und eine gute Verkehrsanbindung zeichnen den Airport aus. Trotzdem sind die Parchimer vorsichtig geworden. "Es wäre nicht das erste Mal, dass trotz großer Vorankündigung kein Flugzeug kommt, aber wir klammern uns an jeden Strohhalm", sagt Andreas Kraus.

Die Sprecherin des Flughafens Hamburg, Stefanie Harder, sieht das Projekt eher skeptisch: "Der Airport Hamburg hat keine Frachtfluglinie nach China. Ob sich eine wöchentliche Linie zwischen Parchim und ausgerechnet Zhengzhou rentiert, ist fraglich."

(Hamburger Abendblatt vom 24.09.2007)