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Bauarbeiten am Flughafen Leipzig / Halle schreiten voran / Bereits reger Flugverkehr
Neues Luftfracht-Drehkreuz von DHL schält sich aus dem Boden

Von Torsten Scheer

Noch drehen sich auf der Baustelle für das neue europäische Luftfracht-Drehkreuz der Deutsche-Post-Tochter DHL die Baukräne. Erst 2008 wird der so genannte HUB am Flughafen Leipzig / Halle vollständig in Betrieb gehen. Aber schon jetzt herrscht reger Flugverkehr. Die Liste der von DHL angeflogenen Städte in Europa wird länger und länger.

Leipzig. Brüssel, Köln / Bonn, Warschau, Kattowitz, Danzig, Nürnberg, Ostrau, Prag, East Midlands in England, Kiew und in wenigen Tagen auch Kopenhagen und Bergamo in Oberitalien – der Flughafen Leipzig / Halle ist für die Deutsche Post schon jetzt ein wichtiger Standort, ohne den das Unternehmen seinen europäischen Paket- und Frachtversand nicht mehr steuern könnte. Von Montag bis Freitag nutzen täglich zwölf DHLMaschinen unter anderem vom Typ Boeing 757 mit insgesamt 150 Tonnen umzuschlagender Fracht an Bord den mitteldeutschen Airport als Ziel- und Abflugort.

Das ist aber nur ein Vorgeschmack auf das, was DHL gerade aus dem Boden stampft. Die Tochter der Deutschen Post baut direkt am Flughafen ihr europäisches Luftfracht-Drehkreuz, das, wie Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel gestern in Leipzig sagte, zu den fünf größten Frachtumschlagzentren auf dem Globus überhaupt gehört. Der Flughafen selbst hat mit der neuen Start- und Landebahn Süd für 290 Millionen Euro und mit 24-Stunden-Betrieb die wichtigste Grundlage für die DHL-Ansiedlung geschaffen. Der " HUB Leipzig " wird neben Hongkong in Asien und Wilmington in den USA zum dritten Hauptumschlagplatz von DHL weltweit.

Im Detail entstehen ein 410 Meter langes und 96 Meter breites Verteilzentrum, in dem nachts Postsendungen sortiert und verteilt werden. Daneben wird eine 230 Meter lange, 96 Meter breite und 30 Meter hohe Flugzeughalle ( Hangar ) gebaut, in dem zwei Airbus-A 380-Riesen oder sieben Boeing 757 Platz haben werden. Die Roharbeiten für beide Gebäude stehen vor dem Abschluss. Im Verteilzentrum beginnen die Vorarbeiten für den Einbau einer 70 Millionen Euro teuren Sortieranlage, die sich auf mehr als fünf Kilometer Länge durch die riesige Halle winden wird und bis zu 60 000 Pakete pro Stunde vollautomatisch sortieren kann.

Voll in Betrieb geht das Drehkreuz, auf dem täglich bis zu 2000 Tonnen Fracht umgeschlagen werden sollen, in zwei Jahren. Dann werden wochentags zwischen 22 Uhr und Mitternacht jeweils 50 Maschinen aus aller Welt kommend in Leipzig landen. Die Flugzeuge werden innerhalb von drei, vier Stunden ent- und beladen und heben am frühen Morgen mit neuer Fracht in alle Himmelsrichtungen unter anderem nach Singapur und Moskau wieder ab. Der Frachtverkehr in die neuen Bundesländer wird per Lkw abgewickelt.

Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt ( CDU ) wertete gestern das Projekt mit Blick auf Sachsen-Anhalt als " Beispiel für die Kooperation von Landesregierungen über Grenzen hinweg ". Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre ( CDU ) betonte, die Impulse seien nicht nur für den Großraum Halle-Leipzig enorm. Die Investition der Post werde auch Auswirkungen auf die Arbeitsplatzsituation in anderen Landesteilen von Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen haben.

(Magdeburger Stimme vom 18.10.2006)