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Lufthansa Cargo erwägt Abschied aus Frankfurt
Flughafen Leipzig als neuer Standort denkbar

von Heiner Siegmund

Leipzig - Die Frachttochter der Lufthansa, Lufthansa Cargo, sieht sich in ihrer Existenz bedroht, wenn es am Frankfurter Flughafen mit Inbetriebnahme der Nordwest-Landebahn wie geplant zu einem totalen Nachtflugverbot kommt. Sollte es bei dieser Entscheidung bleiben, werde sein Unternehmen womöglich auf einen alternativen Standort im In- oder Ausland ausweichen, sagte Lufthansa-Cargo-Sprecher Nils Haupt der WELT. In Betracht komme ein Umzug an den Flughafen Leipzig/Halle. Eine Entscheidung sei vom Unternehmensvorstand allerdings bisher nicht getroffen worden.

Leipzigs Flughafen-Geschäftsführer Eric Malitzke zeigte sich erfreut über das Interesse der nach Air France/KLM weltweit zweitgrößten Frachtfluggesellschaft an seinem Standort. Die mögliche Verlagerung der gesamten Lufthansa-Frachterflotte von Frankfurt nach Leipzig/Halle sei für ihn ein "logischer Schritt", sagte Malitzke. Zur Begründung verwies er auf die sich verändernden Frachtströme, die sich Schritt für Schritt von West- nach Mitteleuropa verlagerten, wodurch Leipzig in eine zentrale Lage rücke.

Hinzu komme die seit März 2004 existierende vertiefte Kooperation zwischen der Lufthansa Cargo und der Expreßtochter DHL der Deutschen Post auf interkontinentalen Routen nach Nordamerika, Nahost und Ostasien. Diese Flüge würden mit dem geplanten Umzug von DHL aus Brüssel nach Leipzig ab 2008 ohnehin über die sächsische Metropole abgewickelt. Betroffen davon sind insgesamt sieben der 18 Flugzeuge umfassenden Flotte der Lufthansa Cargo.

Die enge Zusammenarbeit mit dem Paketdienst DHL auf interkontinentalen Routen könnte Pate für ähnliche Kooperationen sein, bestätigte LH-Cargo-Verkaufschef Roland Schütze der WELT. Bereits heute betreibt seine Gesellschaft gemeinsam mit den Spediteuren Schenker und Kühne + Nagel regelmäßige Frachtlinienflüge in die USA. Diesen Pfad werde man versuchen, konsequent auszubauen, so Schütze. Dies läßt sich leichter auf einem Flugplatz umsetzen, der wie beispielsweise Leipzig/Halle rund um die Uhr geöffnet ist.

Hintergrund dieser Strategie ist die Umorientierung in der Produktpalette der Lufthansa Cargo. Setzte diese bislang vorwiegend auf hochwertige Transporte von Premiumprodukten, hat sie in den vergangenen Monaten das Geschäft mit der Massenfracht stark ausgebaut und dadurch zuvor an die Konkurrenz verlorene Marktanteile vor allem in Zentraleuropa wieder zurückgewonnen.

Am vergangenen Freitag hatte das Braunschweiger Luftfahrt-Bundesamt das 30 000. in Deutschland zugelassene Verkehrsflugzeug registriert. Es handelt sich um einen MD-11-Frachter der Lufthansa Cargo. Das Flugzeug war zuvor in Singapur von einem Passagier- zu einem Cargoflieger umgebaut worden.

(Welt vom 14.02.2005)