Untersuchungen des Zentrums für Recht und Wirtschaft des Luftverkehrs (ZFL 2003) zufolge sind im Jahr 2003 ca. 522 Tsd der 2,4 Mio. Passagiere des Flughafens Frankfurt-Hahn einreisende Touristen.
(Prof. Dr. Schaper, Prof. Dr. Klophaus, Prof Dr. Heuer)
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Durchgangsstation Hahn

Studie: Nur 18 Prozent der Passagiere am Hunsrück-Flughafen bleiben im Land, alle Übrigen steigen um

HAHN/WITTLICH. Nur ein Prozent der Gäste in Rheinland-Pfalz kommen über den Hahn ins Land. Solche und ähnlich ernüchternde Zahlen legte die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH vor.

Von unserer Redakteurin MARION MAIER

Im Gegensatz zu den sonstigen Erfolgsmeldungen vom Flughafen Hahn klingt das, was die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (RPT) bei einer Befragung von 6500 Passagieren rausgefunden hat, ernüchternd.

Nach diesen Untersuchungen kommt gerade mal ein Prozent der Gäste in Rheinland-Pfalz über den Hahn ins Land. Das entspricht etwa 70 000 Menschen. Diejenigen, die Freunde oder Verwandte besuchen, sind hierbei ausgenommen. Von den Menschen, die den Hahn nutzen, bleiben gerade mal 18 Prozent im Land, die restlichen fliegen ins Ausland. Achim Schlömer von RPT sieht die positive Seite der Medaille: "Der Anteil derer, die im Land bleiben, ist im Vergleich zu anderen Flughäfen gering, da haben wir noch Potenzial."


Billig fliegen, wenig Geld ausgeben


Weiter ergab die Studie: Rund zwei Drittel der Gäste sind privat hier, 71 Prozent von diesen geben nichts für eine Übernachtung aus. Ein Grund: Der Anteil derer, die bei Freunden oder Verwandten unterkommen, ist recht hoch (44 Prozent). Billig fliegen und um so mehr im Land ausgeben, trifft auch auf die Verpflegung nicht zu. 37 Prozent der Privatreisenden geben laut Studie nichts aus, die übrigen im Schnitt 143,80 Euro. Die Gäste, die vor allem aus England, Italien, Spanien und Schweden kommen, bleiben durchschnittlich 6,7 Tage im Land.

Weitere Ergebnisse der Studie: Die Passagiere besuchen in erster Linie die großen Städte, wie Frankfurt und Mainz. Der Mainzer Dom und die Loreley sind die bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Rheinland-Pfalz. Die Reiseziele an Mosel, im Hunsrück und in der Eifel seien den Menschen nicht bewusst, so Schlömer. Die Passagiere locken die Romantikfaktoren ins Land, also Burgen, Kathedralen, historische Städte, Weinkultur und romantische Flusstäler. Erholung und Ruhe in den Mittelgebirgen spielen an zweiter Stelle eine Rolle.

Die RPT will gegen die Schwachpunkte angehen. Bisher gab es Pressereisen, Messen in den Quellgebieten des Hahns wurden besucht, Roadshows organisiert und die Internetseite www.flyhahn.com eingerichtet. Da die zeitlich befristeten Tarife von Ryanair sich nicht gut über Reisebüros vermarkten ließen, müsse man die Endkunden direkt ansprechen, um die Zahl der "Incoming-Gäste" zu erhöhen, so Schlömer. Er rechnet dafür mit Kosten bis zu 250 000 Euro, will sich aber auf zwei bis drei Märkte wie Irland, Schweden und Italien beschränken. Insgesamt 600 000 Euro von RPT, Kreisen und Leistungsträgern, so rechnete Schlömer vor, werde für Marketing in den Quellgebieten in den nächsten dreieinhalb Jahren benötigt.

Als diese Zahlen in der Kreistagssitzung vorgestellt wurden, stellte Landrätin Beate Läsch-Weber zunächst klar: "Ein neues Finanzkonzept für die Tourismuswerbung zu entwickeln, wird Ihnen nicht gelingen." Der Kreis zahle jährlich 200 000 Euro für den Tourismus. Es gebe eine klare Aufgabenteilung zwischen regionalen Tourismusagenturen, die für die Kundenbindung zuständig seien und RPT, die sich um Neukunden insbesondere im Ausland kümmere.

Einige Lokalpolitiker äußerten sich irritiert über die Zahlen der Passagierbefragung. Ein Gutachten des Umweltcampus Birkenfeld (der TV berichtete) habe ein viel positiveres Bild gezeichnet. Jürgen Jakobs (CDU) sagte: "Die Zahlen sind erschreckend!" Er wollte wissen, welche Zielgröße die RPT denn mit 600 000 Euro ansteuere. Schlömer: "Das ist schwierig zu sagen." 70 000 Gäste mehr innerhalb der dreieinhalb Jahren wären schön. Heide Weidemann (VBB) erhielt auf die Frage, was mit den für Touristen wichtigen Werten wie Ruhe, Erholung und schöne Landschaft passiere, wenn der Fracht-Nachtflughafen komme, keine Antwort.

(Trierischer Volksfreund vom 27.07.2005)