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Australier wollen 2006 in Lahr starten
Von Passagierflügen erhofft sich der Europa-Park zigtausende neuer Besucher aus dem Osten

LAHR/STUTTGART. Wenn es nach dem australischen Investor geht, sollen bereits im nächsten Jahr auf dem Black Forest Airport in Lahr regelmäßig Passagiermaschinen landen. Bis jetzt will das die Landesregierung nicht.

Von Martin Geier

Der neue Besitzer des Lahrer Flugplatzes ist zuversichtlich und mit ihm die Familie Mack aus Rust, der der Europa-Park gehört. Wenn es nach dem Investor Babcock & Brown aus Australien geht, werden auf dem ehemaligen kanadischen Militärflugplatz im nächsten Jahr schon die ersten Passagiere abgefertigt. Die meisten von ihnen werden nur ein Ziel haben: den Europa-Park. Er liegt unweit des Black Forest Airport. Mit Beginn des regelmäßigen Passagierverkehrs rechnet der Europa-Park, wie Michael Kreft von Byern jetzt in Stuttgart erklärte, mittelfristig mit 800 000 weiteren Besuchern in Rust. Das bringe nicht nur neue Arbeitsplätze am Flughafen selbst, sondern für die ganze Region, unterstrich der Beauftragte der Geschäftsführung. Der Europa-Park würde ein viertes Hotel bauen. Babcock & Brown schriebe schwarze Zahlen.

"Wir denken in Lahr an ein langfristiges Engagement", sagte Martin Rey, Europabevollmächtigter und Vorstandsmitglied von Babcock & Brown. Das Unternehmen hat im September für geschätzte 500 000 Euro die Betreibergesellschaft mit derzeit 30 Beschäftigten übernommen. In Lahr starten und landen regelmäßig Frachtmaschinen, Passagierjets nur mit Sondergenehmigung des Freiburger Regierungspräsidiums. Im nächsten Frühjahr wird dort auch die holländische Nationalmannschaft einfliegen, die während der Fußball-Weltmeisterschaft im Schwarzwald Quartier bezieht. Rey erklärte, dass Babcock & Brown grundsätzlich an langfristigen Investitionen interessiert sei. Den Australiern gehören heute schon Bahnlinien in Deutschland, 100 Lokomotiven mit Waggons und Güterwagen. In Spanien beteiligen sie sich an Windkraftprojekten. Sie verhandeln über einen 33-Prozent-Anteil am Mailänder Flughafen Malpensa. In Tschechien haben sie den Flugplatz Pilsen gekauft.

"Wir beschränken uns darauf, was wir können", unterstrich Rey. "Wir wollen zwar Eigentümer sein, gehen aber Partnerschaften auf lokaler Ebene ein." Nirgends sei eine Zusammenarbeit so Erfolg versprechend wie mit dem Europa-Park, unterstrich Jim Farley, der Babcock & Brown in London vertritt. In Rust liege einer der zehn größten Themen- und Freizeitparks der Welt. Die Passagiere landeten auf dem Black Forest Airport und seien schon nach zehn Minuten am Ziel. "In Lahr könnten wir morgen anfangen", so Farley. Auf der 3400 Meter langen Rollbahn könne sogar der Airbus A 380 landen.

Mit der Aufnahme des Flugbetriebs erhofft sich der Europa-Park vor allem die Erschließung neuer Besucherströme aus Osteuropa. Aber auch für Gäste aus Skandinavien werde man ein interessantes Ausflugsziel. Für diese Neukunden, sagte Kreft von Byern, seien Flughäfen wie Basel, Straßburg oder Karlsruhe uninteressant. Das belegten Untersuchungen. Der Lahrer Luftbahnhof, der ohne jegliche öffentlichen Subventionen auskomme, sei deshalb keine Bedrohung für die bestehenden Flughäfen am Oberrhein.

Der Europa-Park mit jährlich vier Millionen Besuchern setzt etwa 220 Millionen Euro um und hat in der Saison bis zu 3000 Mitarbeiter. Zudem sichere er 8000 weitere Arbeitsplätze in der Region. Die Aufnahme des Flugbetriebs in Lahr würde dem gesamten Tourismus im weiten Umkreis Impulse, Aufschwung und viele neue Arbeitsplätze liefern, versprach Kreft von Byern.

Dem Optimismus der Investoren steht bis jetzt aber noch die ablehnende Haltung der Landesregierung zu den Plänen in Lahr gegenüber. Derzeit prüft das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, ob die Verweigerung der Flugerlaubnis rechtlich Bestand hat. Bis die Richter entscheiden, können noch viele Monate vergehen. Vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim hatten die Lahrer Erfolg - damals die inzwischen insolvente Vorgängerfirma von Babcock & Brown, Planestation.

Inzwischen scheint die Front der Ablehnung in der Landesregierung zu bröckeln. Kultusminister Helmut Rau ist ein bekennender Verfechter der Lahrer Pläne. Auch Wirtschaftsminister Ernst Pfister sagte vergangene Woche, er sehe keinen Grund, dem Black Forest Airport die Passagierbetriebslizenz zu versagen, wenn Lahr und die regionale Wirtschaft sagen, der Flughafen sei auskömmlich zu betreiben. Er jedenfalls wolle die Entwicklungschancen der Region nicht schmälern.

(Süddeutsche Zeitung vom 28.11.2005)