Na ja, wenn die LTU dabei ist, kann ja nichts passieren!

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Bruchlandung für Werft-Betriebe

Aircraft Maintenance Germany und Line Maintenance Service in Schwierigkeiten ­ 100 Arbeitsplätze auf dem Hahn bedroht

Von unserem Redakteur
HERIBERT WASCHBÜSCH

HAHN. Vor Monaten galten die Firmen Aircraft Maintenance Germany (AMG) und Line Maintenance Service (LMS) als Beispiele für das Jobwunder auf dem Hahn. Nun müssen die rund 100 Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze fürchten. Die Unternehmen haben Insolvenz angemeldet.

Mehrere Millionen Euro hat die AMG in die Werfthalle auf dem Hahn investiert. Nun ist für das Unternehmen ein Insolvenzantrag gestellt worden.

Für den vorläufigen Insolvenzverwalter Eckhard Finke ist es ein Wettlauf mit der Zeit und eine große Herausforderung. "Schließlich geht es bei den Unternehmen nicht um eine Kfz-Werkstatt oder eine Bäckerei", sagte Finke dem TV auf Anfrage.

Insolvenzverwalter will Firmen fortführen

Die beiden Firmen AMG und LMS haben den Werft- und Werkstattbetrieb auf dem Flughafen-Hahn ausgeführt. Die rund 35 Mitarbeiter der LMS sind für die kleineren Sicherheits-Checks bei den Flugzeugen verantwortlich, die auf dem Rollfeld erledigt werden. Die rund 65 Mitarbeiter der AMG GmbH sind für die größeren Instandhaltungsarbeiten in den Wartungshallen zuständig.

Bei ersten Betriebsversammlungen hat Rechtsanwalt Finke die Mitarbeiter über die Situation informiert: "Vorrangiges Ziel ist es, die beiden Unternehmen wirtschaftlich weiterzuführen und den Werft- und Werkstattbetrieb zusammenzulegen. Es sollte unter neuer Leitung und Firmierung weiter gehen." Dies liegt auch ganz im Interesse der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, denn ein Wartungsunternehmen vor Ort ist für Fluggesellschaften ein wichtiger Standortfaktor. Rechtsanwalt Finke hat sich deshalb auch fachlichen Beistand gesucht: "Die LTU Lufttransport-Unternehmen GmbH ist in die Konzeptentwicklung einbezogen." Doch nebenbei führe er auch mit anderen möglichen Unternehmen Gespräche über die Übernahme der insolventen Betriebe.

"Die Firma hat gut ausgebildetes Personal und eine Dienstleistung mit Zukunftsaussichten", glaubt Finke an das Potenzial der Firmen. Die Flugzeugwerft sei durch die Krise nach dem 11. September in finanzielle Schwierigkeiten geraten, sagt der Rechtsanwalt. Erste finanzielle Probleme tauchten Ende 2002 auf. Nachdem diese offenen Forderungen ­ der Insolvenzantrag der Krankenkasse ging am 23. Dezember beim Amtsgericht Bad Kreuznach ein ­ beglichen wurden, kamen Anfang 2003 weitere Ansprüche. Die Mitarbeiter haben noch ihre Dezembergehälter erhalten. Insgesamt aber sollen sich die Forderungen gegen die beiden Unternehmen auf einen zweistelligen Millionen-Betrag belaufen. Die "Vorzeige-Unternehmen" von früher haben auch in der Vergangenheit schon für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. So erlitt Geschäftsführer Christiaan Sorber schon mit seiner Ausbildungs-Akademie für Flugzeuggerätemechaniker eine Bruchlandung. Im Sommer 1999 hatte die AMG bei den Arbeitsämtern der Region um Mitarbeiter nachgefragt. In einer zwölfmonatigen Umschulung sollten 100 Interessierte zum Flugzeugwart ausgebildet werden. Das Problem: Damals konnte der praktische Teil der Ausbildung nicht ausgeführt werden, denn es fehlte noch ein entsprechender Hangar, in dem die Flugzeuge von den Auszubildenden gewartet werden konnte. Inzwischen steht die mehrere Millionen-Euro teure Wartungshalle und die Finanzierungskosten haben das Unternehmen in die Schwierigkeiten geführt.

Insolvenzverwalter Finke: "Junge Unternehmen haben häufig Anlaufprobleme, und wenn dann auch noch Krisen wie jetzt in der Luftfahrtbranche hinzukommen, ist es sehr schwierig." Auch deshalb sucht Finke nach erfahrenen Partnern, um die Betriebe fortzuführen.

(Trierischer Volksfreund vom 29.01.2003)