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Lötzbeuren wehrt sich gegen längere Startbahn

Von unserem Redakteur
WINFRIED SIMON

LÖTZBEUREN. Die geplante Verlängerung der Start- und Landebahn am Flughafen Frankfurt-Hahn stößt in der Gemeinde Lötzbeuren auf Widerstand. Der Rat hat am Montagabend zum Raumordnungsverfahren einstimmig eine umfassende Stellungnahme beschlossen.

Der Flughafen Frankfurt-Hahn plant, die Start- und Landebahn von derzeit rund 3000 Meter auf 3800 Meter zu verlängern. Damit erhoffen sich die Manager des Flughafens, das Frachtaufkommen deutlich zu steigern. Zurzeit sind Frachtflüge nur mit Einschränkungen in der Reichweite oder der Beladung möglich.

Im Klartext: Große Maschinen brauchen, wenn sie voll beladen sind, einen längeren Anlauf, um abzuheben. Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, ist sich sicher: "Um auch Langstreckenflüge wirtschaftlich durchführen zu können, brauchen wir eine längere Startbahn." Die Manager gehen davon aus, dass ohne Startbahnverlängerung bis zum Jahr 2015 die Zahl der Beschäftigten auf 4570 steigen wird, mit einer längeren Start- und Landebahn nochmals zusätzlich um rund 1300.

Mitte August hat die Flughafengesellschaft die Antragsunterlagen zum Raumordnungsverfahren für eine Startbahnverlängerung eingereicht. Beteiligt sind rund 70 Gemeinden, Träger öffentlicher Belange und Verbände.

Im Anschluss an das Raumordnungsverfahren wird ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt, in dem die Pläne noch mal einen Monat lang öffentlich ausgelegt werden und Einwendungen gegen das Vorhaben geltend gemacht werden können.

Betroffen innerhalb der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach sind die Gemeinden Irmenach und Lötzbeuren. Eine Stellungnahme hat auch schon der Verbandsgemeinderat abgegeben. Dieser steht grundsätzlich positiv zu dem Projekt und stimmt den Planunterlagen zu. Die Planer favorisieren eine Verlängerung der Start- und Landebahn in Richtung Südwest, sprich Richtung Trier. Der VG-Rat will in diesem Falle, dass die B 327 (Hunsrückhöhenstraße) mittels eines Tunnels weitergeführt wird, um zu verhindern, dass wertvolle Waldflächen abgeholzt werden müssen. Außerdem müsse während der Bauarbeiten die Befahrbarkeit der B 327 gewährleistet sein.

Auch die Ortsgemeinde Irmenach hat grundsätzlich keine Einwände gegen die Verlängerung in Richtung Südwest und hat einen entsprechenden Beschluss bereits gefasst.

Anders sieht es im 380-Einwohner-Ort Lötzbeuren aus. Ortsbürgermeister Klaus Reitz hat am Montagabend den Ratsmitgliedern eine umfassende Stellungnahme mit Bedenken vorgelegt, die einstimmig beschlossen wurde. Hauptkritikpunkt ist, so, Reitz, dass für eine Verlängerung der Start- und Landebahn überhaupt kein Bedarf besteht. Dies hätten die bereits fehlgeschlagenen Ansiedlungsversuche wie zum Beispiel von MNG Air Cargo, Malaysian Air Cargo oder Coyn-Airways deutlich gemacht.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die verschiedenen Varianten des Projektes "nicht ermessensfrei" vorgenommen worden seien. Vier Alternativen waren im Gespräch: Eine Verlängerung der Start- und Landebahn in Richtung Trier, eine Verlängerung in Richtung Koblenz, eine gleichmäßige Verlängerung in beide Richtungen und eine Verlängerung in eine Richtung um ein Drittel, in die andere um zwei Drittel, beziehungsweise umgekehrt.

Der Lötzbeurener Rat ist der Auffassung, dass eine "sorgfältige Prüfung" aller Varianten nicht vorgenommen wurde, sondern "zielgerichtet" die Verlängerung in Richtung Trier (Südwest) betrieben wurde.

Und genau diese Planungsvariante würde die Ortsgemeinde am stärksten treffen. Ortsbürgermeister Klaus Reitz gegenüber dem TV : "Der Zugewinn von 1300 Arbeitsplätzen rechtfertigt nicht, dass Menschen mehrerer Gemeinden so nachhaltig in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt werden." In der Stellungnahme heißt es unter anderem: "Durch die verstärkt auftretende Lärmbelästigung wird die Ortslage deutlich stärker beschallt. Dies wirkt sich vor allem auf das Bebauungsgebiet Hinterm Strauch aus. Es wird dadurch massiv in die Planungshoheit der Gemeinde eingegriffen."

Laut Reitz wird die Gemeinde bei der favorisierten Planvariante Südwest 47 Hektar Wald opfern müssen. Dies habe neben den erheblichen Auswirkungen auf die Erholungseignung und den Lärmschutz auch gravierende finanzielle Folgen. Außerdem befürchtet der Ortschef Wertverluste der Wohnhäuser und Grundstücke. Reitz: "Wer will schon ein Haus kaufen, über dem Flugzeugmotoren dröhnen?"

Unterdessen hat sich auch der Kastellauner Verbandsgemeinderat kritisch zum Raumordnungsverfahren geäußert. Man befürchtet negative Auswirkungen auf den Tourismus. Dies vor allem deshalb, da ein größerer Frachtumschlag die Zahl der Nachtflüge enorm ansteigen ließe. Die Flughafenmanager sind sich aber sicher: Der Flughafen Frankfurt-Hahn ohne Nachtflug werde es nie schaffen, in die Wirtschaftlichkeit zu kommen.

(Trierischer Volksfreund vom 23.10.2002)

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