Noch ein Fracht- und Charterflughafen!

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"Take off": Jetzt sollen Investoren durchstarten
Bezirksregierung Trier genehmigt Verkehrslandeplatz Bitburg mit Einschränkungen: An der Entscheidung scheiden sich die Geister

Von unser Redakteurin INGRID FUSENIG

BITBURG. "Keine Wolke am Himmel" - Dr. Axel Simon, Sprecher der Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft Flugplatz Bitburg, wertete das strahlende Sommerwetter als gutes Omen für einen "guten Flug" des künftigen Verkehrslandeplatzes Bitburg. Soeben war in der Bezirksregierung Trier die Genehmigung zur zivilen Mitbenutzung des NATO-Reserveflugplatzes öffentlich verkündet worden, und die EBFB-Vertreter zeigten sich frohgelaunt. Vergessen schienen die "Turbulenzen" im Vorfeld mit Diskussionen, Anträgen, Anhörungen und zerplatzten Träumen (siehe Chronik auf dieser Seite).

Die Genehmigung beinhaltet zwar Einschränkungen gegenüber dem EBFB-Antrag (Beschränkung auf sechs Flüge in der Nacht), aber Bitburg steht doch vor dem "Take off". Schon Ende des Jahres soll die Rollbahn auf der ehemaligen Air Base wieder Flugzeuge sehen.

"Der EBFB eröffnet sich nun die Möglichkeit, Nutzer, Gesellschafter und Investoren zu akquirieren", sagte Simon. Die EBFB werde die Unterstützung des örtlichen Gewerbes suchen, um ihre Kapitalbasis durch Aufnahme von Gesellschaftern zu stärken.

Die Gesellschaft habe die Möglichkeit erhalten, die Wirtschaftskraft der Großregion durch Ansiedlung von flugaffinem Gewerbe und Bildung von zusätzlichen Arbeitsplätzen zu stärken. Zu Arbeitsplatz-Prognosen ließ Axel Simon sich aber nicht hinreißen, schließlich habe er keine Lust "meine eigenen Worte nachher fressen zu müssen." Doch - auch ohne Genehmigung -habe sich bereits eine Firma angesiedelt und sechs Beschäftigte eingestellt.

Heinrich Studentkowski, kommissarischer Regierungspräsident, ließ noch einmal die Vorgeschichte von der Antragstellung der EBFB (30. Oktober 1996) bis zur Genehmigung Revue passieren. Seine Behörde habe etwa 2000 Einwendungen geprüft. 42 Gemeinden oder Verbände, 16 Behörden und sieben weitere Träger öffentlicher Belange hätten Stellungnahmen abgegeben. Der Schwerpunkt habe beim Thema "Lärmbelästigung" gelegen. Der Abzug der Amerikaner sei zunächst ein Schock gewesen und "hat die Wirtschaftskraft des Raumes Bitburg sehr beeinträchtigt." Die "Eigeninitiative, sich zu behaupten", sei von der Bezirksregierung unterstützt worden. Es gebe den Konflikt Wirtschaftskraft kontra berechtigter Schutzinteressen der Betroffenen. "Ich denke, der Kompromiß ist gelungen", sagte Studentkowski.

Erfreut zeigte sich Landrat Roger Graef über das Votum der Bezirksregierung. "Der Flugplatz ist für die weitere Entwicklung auch bei der Ansiedlung von Betrieben wichtig", sagte er. Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit dagegen sieht die Genehmigung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Die Regelungen scheinen dem Stadtratsbeschluß zu entsprechen. Der Rat wird also zufrieden sein. Der Flugplatz bietet eine Option auf die Zukunft." Aber: "Ich bin Nachtfluggegner und stehe dazu. Den Nachtbetrieb kann ich nicht gutheißen."Gleichwohl müsse er die Beschlüsse des Rates ausführen.

Die Initiative "Bürger gegen Nachtflug" will zunächst die Genehmigungsunterlagen prüfen. Vorsitzender Ludwig Kewes äußerte dennoch seine erste Einschätzung: "Die EBFB ist angetreten, Arbeitsplätze zu schaffen. Mit dieser Genehmigung ist der Plan weitgehend gescheitert." Mit kleinen Flugzeugen könne man den Flugplatz nicht rentabel führen. In punkto Finanzierung seien Zweifel angebracht. In vier Jahren sei kein weiterer Investor auf die Idee gekommen, mitzumachen.

"Das ist eine Kröte, die wir schlucken müssen", sagte Otto Kranz, Ortsbürgermeister von Scharfbillig. Er wolle jedoch erst einmal abwarten, wie der Wortlaut der Genehmigung ist, bis er Stellung bezieht. Bis gestern hatte die Gemeinde gehofft, daß sie von künftigen Belästigungen verschont bleibt. "Seit die Amis weg sind, gab s ein Aufatmen in der Gemeinde. Das ist jetzt vorbei", sagte Kranz. Deprimiert ist Leo Maus, Ortsbürgermeister von Hüttingen/Kyll. Seine Gemeinde hatte sich bei den Einwendungen besonders eifrig gezeigt. Gemessen an der Einwohnerzahl (326) lag Hüttingen mit 226 Einwendungen ganz vorn. "40 Jahre Lärm. Das hat gereicht", befindet Maus. Wegen der Länge des Verfahrens habe die Gemeinde gehofft, daß sich nichts mehr tut. Und jetzt die Genehmigung: "Das ist eine ganz große Sauerei", sagte Maus.

(Trierischer Volksfreund v. 15.05.1998)

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