Traumtänzereien einer FDP-Abgeordneten

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Paris - Hunsrück - Warschau
Vorläufiges Aus für Transrapid beflügelt Fantasien rheinland-pfälzischer Politiker

Von unserem Redakteur ROLF SEYDEWITZ
TRIER. Das Tauziehen um eine Alternativstrecke für den vorerst auf Eis gelegten Transrapid treibt immer buntere Blüten.

Jetzt träumt die liberale Bundestagsabgeordnete Marita Sehn sogar schon von einer zukünftigen Transrapid-Trasse Warschau-Paris. Bis es soweit ist, soll laut FDP allerdings erst einmal der Frankfurter Flughafen mit dem Hunsrück-Airport Hahn verbunden werden. 5,5 Milliarden Mark müssten nach Berechnungen der Kasseler Rapid-Ingenieure investiert werden, um den Hightech-Zug zwischen dem Hahn und dem 104 Kilometer entfernten Frankfurt schweben zu lassen.

Rentabel ist diese Verbindung angeblich erst ab jährlich zehn Millionen Passagieren - für den Hahn eine vorläufig völlig illusorische Größe. Denn 1999 wurden dort - dank der irischen Billig-Fluglinie Ryanair 100 000 Fluggäste abgefertigt, in sieben Jahren sollen's laut Plänen der Frankfurter Flughafengesellschaft (FAG) eine halbe Million sein. Womit immer noch 9,5 Millionen Passagiere fehlen würden, um die Rentabilitätsschwelle zu erreichen.

Dennoch träumen nach dem Aus der Transrapidstrecke Berlin-Hamburg mittlerweile Politiker aller rheinland-pfälzischen Parteien (bis auf die Grünen) von dem Hunsrück-Express. Besonders ausgeprägt ist die Schwärmerei allerdings bei den Freidemokraten, wo es Multiminister Hans-Artur Bauckhage offenbar nicht schnell genug gehen kann mit einer Umsetzung der "visionären" Pläne.

Doch auch die Hunsrück-Politikerin Marita Sehn (Paris-Hahn-Warschau) und FDP-Fraktionschef Werner Kuhn ("Wenn die Flughäfen Hahn und Frankfurt durch den Transrapid auf 20 Minuten Fahrtzeit zusammenrücken, kann man schon fast von einem Flughafen sprechen") sind schon Feuer und Flamme.

Bundestagsabgeordnete Sehn, die in Kirchberg und somit nur einen Steinwurf vom zukünftigen Transrapid-Bahnhof entfernt wohnt, sinniert bereits über "die potenzielle Drehkreuzfunktion von Hahn in Europa".

Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt, der den Transrapid erst am Wochenende begraben hat, und am Dienstag erklärte "Der Transrapid ist nicht tot", will den vorgesehenen Bundeszuschuss von 6,1 Milliarden Mark auf jeden Fall weiter im Haushalt bereitstellen. Klimmts Versprechen: In den nächsten zwei Jahren werde eine andere Strecke gesucht. Genügend Zeit für die Damen und Herren Politiker, um mit vielen Vorschlägen zu neuen Trassen im Gespräch zu bleiben ...

(Trierischer Volksfreund v. 10.02.2000)

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