100 Flüge die Woche aus 40 Städten geplant

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Flugverbindung Hahn-Aserbaidschan vor dem Aus
Organisator der Handelsreisen beklagt Hinhaltetaktik und will sein Engagement im Hunsrück aufgeben

Von unserem Korrespondenten JOACHIM WINKLER

MAINZ. Die Tage der Flugverbindung vom aserbaidschanischen Baku zum früheren US-Fliegerhorst Hahn scheinen gezählt. Kommt es bis Mitte März nicht zu einem Vertrag mit der Betriebsgesellschaft des Flughafens, will sich der türkische Kaufmann Harun Aslan vom Hunsrück-Airport zurückziehen. Seit sieben Monaten verhandele er erfolglos mit der landeseigenen Gesellschaft und deren Aufsichtsratsvorsitzenden, Staatssekretär Ernst Eggers, erläutert der Chef der Aslan Trading, die seit Jahren Handelsreisen vor allem aus GUS-Staaten organisiert

Hochfliegende Pläne

Seine Pläne, Einkaufstouristen und Geschäftsleute aus der ehemaligen Sowjetunion nach Rheinland-Pfalz zu bringen, werden vor allem von den Grünen und Christdemokraten im Mainzer Landtag beargwöhnt, die eine "Aserbaidschan-Connection" mit dubiosen Geldquellen wittern. Aslan sieht sich dagegen durch völlig unbegründete Unterstellungen in seiner Kaufmannsehre verletzt und verweist auf Visumspflicht, Grenzschutz- und Zollkontrollen. Zudem vermutet er eine gezielte Hinhaltetaktik, um seine Pläne zu verhindern. Widerstände spürt er vor allem bei dem Baukonzern Wayss & Freytag, der in Kürze zusammen mit dem Land eine Holding gründet, um den Flugplatz zu vermarkten.

Noch beabsichtigt der türkische Unternehmer mit georgischer Abstammung, im Laufe des März den Flugbetrieb von Batumi (Georgien) und möglicherweise von Kischneu (Moldawien) aus aufzunehmen. Aschkabat (Turkmenistan), Taschkent (Usbekistan) und Alma Ata (Kasachstan) stehen als weitere Startpunkte auf seinem Programm. Flugverbindungen mit bis zu 40 Städten in den GUS-Ländern, bis zu 100 Flüge pro Woche, so lautet sein langfristiges Ziel. Auf dem Flughafen Hahn will Aslan große Hotelanlagen, Restaurants und möglichst zollfreies Einkaufen einrichten. Bisher werden seine Gäste noch mit gecharterten Bussen ins Rhein-Main-Gebiet oder nach Köln gebracht.

Wayss & Freytag-Manager Heilmann, künftiger Geschäftsführer der noch zu gründenden HahnHolding kann sich die Aslan-Projekte nur auf dem Gelände der Flughafengesellschaft, also in unmittelbarer Umgebung der Rollbahn vorstellen. Und dafür ist er nicht zuständig. Bei der Vermarktung des restlichen Areals, für das demnächst die Holding verantwortlich zeichnet, paßten die Pläne jedoch nicht ins Konzept. Der Flughafen soll nicht zum Einkaufszentrum werden, so die Überlegung seines Konzerns, der auf Gewerbe, Ausbildungs- und Freizeiteinrichtungen setzt.

Kommen Flughafenbetreiber und Aslan nicht doch noch in den nächsten Tagen mit ihren Vorstellungen auf einen gemeinsamen Nenner, könnte sich zumindest der im Januar von Köln nach Hahn umgeleitete Probeflug aus Batumi am Schwarzen Meer als Eintagsfliege erweisen.

(Trierischer Volksfreund vom 02. März 1995)

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