"Ryanair verliert massiv an Marktanteilen", sagt Michael Garvens

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Flughafen und Airlines legen Erfolgsbilanz hin
Vor einem Jahr startete der erste Billigflieger in Köln

Köln (rpo). Vor einem Jahr gab es eine Revolution auf dem deutschen Flugmarkt: So genannte Billigflieger eroberten die Geldbörsen der Passagiere. Eine Maschine von germanwings hob als erste ab, kurze Zeit später folgte Hapag-Lloyd Express unter dem Kürzel hlx. Und mit den beiden Billiganbietern hat vor allem der Flughafen Köln/Bonn profitiert.

Vor fast einem Jahr eroberten die Neueinsteiger im Billigflugmarkt den Himmel über Europa und machten den Flughafen Köln/Bonn zu Deutschlands Drehscheibe für die Günstig-Airlines. Am 27. Oktober vergangenen Jahres hob die erste Maschine der Linie germanwings aus dem wolkenverhangenen Köln Richtung Zürich ab. Damit gewann die Eurowings-Tochter den Wettlauf um den Markteintritt gegen die TUI-Tochter Hapag Lloyd-Express (HLX). Ein Jahr später wollen die beiden großen Konkurrenten am Flughafen Köln/Bonn weiter expandieren und noch mehr Passagiere im kommenden Jahr befördern.

Mit Kampfpreisen und Niedrigst-Angeboten waren die beiden Billiglinien gestartet. Die Idee hinter dem Konzept: Die Kunden buchen die Flüge über das Internet, auf intensive Betreuung beispielsweise beim Check-In wird verzichtet. Die Kosten für ein Ticket steigen, je näher das Abreisedatum rückt. germanwings bietet Flüge mit dem Einstiegspreis ab 19 Euro an - Hapag Lloyd Express startet mit einem Preis ab 19,99 Euro für innerdeutsche und europäische Ziele.

Und damit brachen die Neueinsteiger die damalige Vorherrschaft des irischen Low-Cost-Anbieters Ryanair im deutschen Markt und jagten ihm die Kunden ab. Der hatte etwa vom rheinland-pfälzischen Flughafen Hahn Flüge zu bis dahin nicht denkbaren Preisen angeboten. "Ryanair verliert massiv an Marktanteilen", sagt Michael Garvens, Geschäftsführer des Flughafens Köln/Bonn. Der Airport ist nach eigenen Angaben mit einem Marktanteil von 25 Prozent der Marktführer im Günstig-Segment. Nach Garvens Schätzungen reisten in 2002 rund zwei Millionen Kunden mit den Billigfliegern, in 2003 werden es vermutlich zwölf Millionen Menschen sein.

Linien sind zufrieden

Grund genug auch für andere ausländische Low-Cost-Anbieter den Weg in den deutschen Markt zu suchen - beispielsweise für die britische Linie easyjet. "Wir führen Gespräche", sagt Garvens und gibt sich optimistisch, auch die Briten als dritten Anbieter nach Köln/Bonn zu locken. Die bisherigen Low-Cost-Anbieter im Rheinland geben sich ein Jahr nach dem Start optimistisch. Mit den erreichten Passagierzahlen sei man zufrieden. Beide Linien haben ihr Streckennetz seit dem Start kräftig ausgebaut und dieser Trend soll beibehalten werden.

Hapag-Lloyd Express, seit dem 3. Dezember 2002 von Köln aus am Start, wird möglicherweise 2004 mehr Flugzeuge einsetzen, sagt HLX- Sprecher Herbert Euler. HLX fliegt von den Drehkreuzen Köln/Bonn und Hannover aus. Auch in Stuttgart soll der Betrieb demnächst losgehen. Zu neuen Zielen meint Euler: "Wir schauen uns das nahe Ost- und Nordeuropa gut an." germanwings will im kommenden Sommer die Zahl der Ziele von 22 auf 30 erhöhen. Auch erprobe man neben den Drehkreuzen Köln/Bonn und Stuttgart auch Berlin als weiteren Standort.

(Rheinische Post vom 27.10.2003)

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