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Absturz vor dem Start?

Von MICHAEL KLATT

WEEZE. Gibt es auf dem Flughafen Weeze-Laarbruch eine Bruchlandung, noch bevor das erste Flugzeug gestartet ist? Für Unruhe nicht nur im Kreis Kleve sorgt die Kunde von der Zahlungsunfähigkeit der Flughafen Niederrhein GmbH (FN). Vor allem bei den Dutzenden von niederrheinischen Unternehmen, die das Abflugterminal samt kompletter Technik gebaut haben und nun auf ihr Geld warten. Mit Millionen von Euro steht die FN bei ihnen in der Kreide. Einige Firmen haben in dieser Angelegenheit bereits ihre Anwälte eingeschaltet.

Offene Rechnungen

Die Verantwortlichen des Flughafenprojekts versuchen sich in Beschwichtigungen. "Die Verzögerung ist bedauerlich, aber alle Leute kriegen ihr Geld", beteuerte FN-Geschäftsführer Alex van Elk gegenüber unserer Zeitung nicht zum ersten Mal.

Noch ist freilich offen, woher das Geld stammen soll. Die Deutsche Bank jedenfalls, mit der die FN-Manager über einen 25-Millionen-Euro-Kredit für die Anschubfinanzierung verhandelten, winkte jetzt ab. "Nach dem 11. September 2001 ist die ganze Luftfahrt im Tiefflug. Und auch die deutsche Ökonomie ist im Tiefflug", nannte van Elk Gründe für die Absage.

Jetzt ist der Investor, die niederländische van de Lande-Gruppe, auf der Suche nach neuen Geldgebern. Der FN-Geschäftsführer gibt sich immer noch zuversichtlich. Das Flughafengelände als Pfand sei das Sechsfache von dem wert, was als Sicherheit nötig sei. Das 615 Hektar große Grundstück und die Immobilien auf Laarbruch, die Ende März mit der Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Gemeinde Weeze und van der Lande in den Besitz des Investors übergegangen sind, werden laut van Elk auf 130 Millionen Euro geschätzt. Warum die Deutsche Bank bei solchen Sicherheiten den Kredit platzen ließ, vermochte er nicht zu beantworten.

"Fantasiewert"

Die Sicherheit von 130 Millionen Euro bezeichnete Willibald Kunisch, Vorsitzender des Klever Kreisverbandes von Bündnis 90 / Die Grünen, gestern als "Fantasiewert". Trotz aller Euphorie sei das Projekt Flughafen zum Untergang verurteilt, weil das Konzept auf tönernen Füßen stehe, sagte das Kreistagsmitglied. Noch immer habe sich keine Fluggesellschaft für Laarbruch entscheiden. Ungereimtheiten sieht Kunisch zudem bei der Informationspolitik der Kreisverwaltung.

Die übrigen Fraktionschefs im Kreistag sind ebenfalls verstimmt über die offenen Handwerkerrechnungen. Grundsätzlich in Gefahr sehen sie das Projekt Laarbruch dennoch nicht. FN-Geschäftsführer van Elk hofft, dass im Januar das Problem mit dem Kredit gelöst werde. Auch Verzögerungen in der Planung seien angeblich nicht zu befürchten: Ab Frühjahr 2003 werde von Laarbruch aus auf jeden Fall geflogen.

(Rheinische Post vom 10.12.2002)