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Russischer Fracht-Riese sucht neue Basis

Zweibrücker Flughafen in Konkurrenz mit Schwerin-Parchim - Schmitt: Kontakte über Mittelsmann

Die russische Luftfracht-Gesellschaft Volga-Dnepr sucht eine neue Fracht-Basis in Westeuropa. In der engeren Wahl befinden sich zwei Standorte: der ehemalige Militärflugplatz Schwerin-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern und Zweibrücken. Das meldet das Luftfahrt-Magazin "Aero International" in seiner Dezember-Ausgabe.

Ende Oktober wurde eine Maschine der Luftfracht-Gesellschaft Volga-Dnepr auf dem Zweibrücker Flugplatz beladen.

Volga-Dnepr ist Weltmarktführer für den Lufttransport übergroßer und sperriger Fracht - mit einem Marktanteil von 47 Prozent im Jahr 2001 - und derzeit noch auf dem irischen Flughafen Shannon stationiert. Nun suchen die Russen eine neue Basis für ihre europäischen Charterflüge, denn Irland liegt ihnen zu weit von den Wirtschaftszentren des europäischen Festlandes entfernt, und Leerflüge verursachen unnötige Kosten. Die Luftfrachtflotte von Volga-Dnepr umfasst zehn Antonows vom Typ AN-124, für die ein geeigneter Stützpunkt gesucht wird. Wie das Magazin "Aero International" schreibt, waren Vertreter der russischen Frachtgesellschaft Mitte September zu Verhandlungen in Schwerin, hätten dort aber deutlich gemacht, dass auch Kontakte zu anderen Flughäfen bestehen - und dabei ausdrücklich Zweibrücken genannt.

"Ich kenne die Gesellschaft, die haben auch schon Zweibrücken angeflogen. Eine der ersten hier gelandeten Antonows gehörte Volga-Dnepr, und die waren mit unserem Flughafen sehr zufrieden", sagte Flughafen-Geschäftsführer Peter Schmitt gestern auf Anfrage. Er wisse, dass das Unternehmen einen Stützpunkt in Deutschland suche, zwei Standorte im Auge habe. Der ehemalige sowjetische Militär-Flughafen Schwerin-Parchim verfüge gegenüber Zweibrücken über eine längere Start- und Landebahn von deutlich über 3000 Metern - und über eine uneingeschränkte Nachtfluggenehmigung. "Meines Wissens fliegen die Russen allerdings überwiegend im Tagbetrieb", so Schmitt.

Für Schwerin spreche sicher die strategisch gute Lage direkt an der Autobahn Hamburg-Berlin, aber Volga-Dnepr sei mit seinen Aufträgen auch stark auf den süddeutschen Raum ausgerichtet, so dass Zweibrücken zentraler liege. Zu konkreten Verhandlungen mit ihm sei es bislang noch nicht gekommen, so Schmitt. Aber es existiere ein indirekter Kontakt über einen Mittelsmann, der die Bedingungen des Zweibrücker Flughafens für eine Ansiedlung kenne.

Bei dem Mittelsmann handelt es sich um den Zweibrücker Rechtsanwalt und Stadtratsmitglied Knut Klinnert, der den Flughafen Parching durch seine Ost-Kontakte gut kennt. "Das war einst der größte Sowjet-Flughafen außerhalb der Sowjetunion." Aber neben der Flugpiste sei sonst praktisch keine Infrastruktur - wie etwa Abfertigungsgebäude - vorhanden. Er unterhalte seit eineinhalb Jahren Kontakte zu Volga-Dnepr, so Klinnert. Seine Partner seien auch schon in Moskau gewesen und hätten sich für den Zweibrücker Flughafen eingesetzt. Bis eine Entscheidug falle, dauere es aber noch.

"Im Zarenreich geht`s langsam zu", meint Klinnert. Die Führungsebene von Volga-Dnepr halte Zweibrücken für einen äußerst interessanten Standort - vor allem auch wegen der Nähe zu Luxemburg und dem dortigen Fracht-Riesen Cargolux. Die russische Cargogesellschaft arbeite mit Fracht-Brokern zusammen, die sich auf Geschäfte zwischen Russland und Westeuropa spezialisiert hätten. "Volga-Dnepr ist nicht auf Parching fixiert", meint Klinnert. (ts)

(Rheinpfalz Online vom 29.11.2002)

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