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Mehr Passagiere, mehr Fracht, aber weniger Flüge

ZWEIBRÜCKEN. Geschäftsführer sieht Flughafen besser akzeptiert - Zwei neue Ansiedlungen - Ryanair kein Thema - Zukunft im Frachtbereich?

Der Zweibrücker Flughafen legt in diesem Jahr bei den Passagierzahlen und dem Frachtumschlag deutlich zu. Bereits Ende September wurden die bisherigen Höchstzahlen aus den Vorjahren übertroffen. Bei der Zahl der Flugbewegungen (Starts und Landungen) wird das Vorjahresergebnis allerdings nicht erreicht, so Flughafen-Geschäftsführer Peter Schmitt, der sich über zwei Ansiedlungserfolge freut. Seit August ist die Firma Arcus-Air-Logistic präsent, und in Kürze folgt eine Außenstelle des Instituts für Betriebs- und Flugmedizin (IBF).

Dass die Zahl der Flugbewegungen rückläufig ist, bewertet Schmitt als eine eher gute Entwicklung, auch ökologisch. "Die gewerblichen Flüge haben zugenommen, auch durch die Flugschule von Cirrus. Im Gegensatz dazu sind die nicht gewerblichen Flüge stark zurückgegangen", erklärt Schmitt. Das liege vor allem daran, dass der Förderverein allgemeine Luftfahrt Homburg-Zweibrücken sowie die Firma ASS weniger Ausbildungsflüge durchgeführt hätten. "Wenn man bedenkt, dass zum Erwerb des Flugscheins 200 Landungen gefordert werden, macht sich das mal schnell durch tausend Flugbewegungen weniger bemerkbar." Aber für die Entwicklung des Flughafens seien die steigenden Passagierzahlen und das Frachtaufkommen sowie die größeren Flugzeuge viel wichtiger.

Die Verlagerung von Flügen von Saarbrücken nach Zweibrücken im September hat die Passagierzahlen um etwa 2400 auf 23850 bis Ende September erhöht. Aber auch ohne diese Verlagerung sind über den Zweibrücker Flughafen deutlich mehr Passagiere befördert worden als in den Vorjahren. Mit den Mallorca-Flügen habe das Jahr sehr vielsprechend begonnen, vor allem wenn man bedenke, dass in der Nachbarschaft geplante Flüge nicht zustande gekommen seien, so der Flughafen-Geschäftsführer. Dass der Reiseveranstalter DRS pleite ging, sei bedauerlich, aber nicht dem Flughafen anzulasten. Schmitt: "Die Ferienflüge haben aber gezeigt, dass Zweibrücken gute Voraussetzungen bietet und die Reisenden den Flughafen akzeptieren."

Ebenso positiv sei die Entwicklung bei der Luftfracht, die sich bis Ende September auf 220 Tonnen summiert hat. So seien beispielsweise Rücklichter für Automobile von Spanien über Zweibrücken nach Rüsselsheim geliefert worden. Und auch ein saarländisches Autowerk nutze den Flughafen für die Anlieferung von Ersatzteilen. Wenn die Firma Pallmann in der kommenden Woche mit einer Antonow eine Zerspanungsmaschine in die USA liefert, erhöht sich das Frachtaufkommen um weitere 23 Tonnen. Wichtig für den Frachtbereich ist laut Schmitt auch die Ansiedlung von Arcus-Air-Logistic. Die Firma habe seit Juli/August zwei Flugzeuge des Typs Dornier 228 in Zweibrücken stationiert und beschäftige hier etwa zehn Mitarbeiter. Schmitt: "Arcus-Air befördert Luftfracht und ist als Broker tätig, vor allem bei der Vermittlung von Aufträgen in der Kfz-Branche."

Ryanair ist für Schmitt kein Thema mehr. Nachdem sich der Billigflieger auf dem Hahn und in Straßburg niedergelassen hat, kann sich Schmitt wegen der Nähe nicht vorstellen, dass die irische Fluggesellschaft noch Interesse an Zweibrücken hat. Ihm erschließe sich auch nicht, welche wirtschaftliche Grundlage Ryanair einem Flughafen bieten könne. "Die Passagierzahlen nehmen zwar enorm zu, aber die Umsätze steigen damit nicht linear", meint der Zweibrücker Flughafen-Geschäftsführer.

Die Verluste der beiden Flughafengesellschaften FGAZ und FZG, die nach Schmitts Angaben 2001 zusammen 1,6 Millionen Euro betrugen, ließen sich nur durch ein höheres Passagier- und Frachtaufkommen mit größeren Maschinen und damit einhergehende Steigerungen bei den Landegebühren verringern. "Sechs bis acht Starts und Landungen täglich würden zu einem ausgeglichenen Betriebsergebnis führen", sagt Schmitt. Dann verblieben noch Kosten für Zinsen und den Kapitaldienst sowie die Abschreibungen. "Wir schöpfen unsere Möglichkeiten schon aus." So seien die Nebeneinnahmen durch artfremde Nutzungen des Flugplatzes - als Teststrecke für Terex-Demag-Krane, Opel und John Deere - fast so hoch wie die direkten Landegebühren.

Dass die eingeschränkte Nachtfluggenehmigung - drei Starts und drei Landungen zwischen 22 und 6 Uhr - für den Flughafen mittlerweile erteilt und veröffentlicht wurde, sei wichtig. Denn das sei eine Voraussetzung für Frachtverkehr in größerem Rahmen. Unabhängig davon gebe es im Charterbereich eine Anfrage wegen regelmäßiger Flüge ab November.

Von unserem Redakteur: Thomas Salzmann

(Rheinpflaz Online vom 19.10.2002)

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