Zurück zur Übersicht

drucken

Siegen statt Fliegen
FLUGHAFEN NIEDERRHEIN / Bei den Gegnern ist die Stimmung jetzt wieder positiver. Widerspruch in Düsseldorf eingereicht.

AM NIEDERRHEIN. Es bleibt dabei, auch in diesem Jahr. Wenn´s um Prognosen geht, ob vom Flughafen Niederrhein in grauer Zukunft tatsächlich einmal Linien- oder Charterflüge starten werden, taucht Kornelia Laqueur auch weiterhin am liebsten in die Welt der Ironie ab. "Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand", schmunzelt die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm, in der auch zahlreiche Sonsbecker Mitglied sind. Will in ihrem Falle sagen: Wenn´s irgendwann einmal hart auf hart kommen sollte, dürften auch Unterschriftenaktionen oder zwischenzeitliche juristische Erfolge den Tag X - ursprünglich sollte im März der erste Flieger abheben - nicht letztlich verhindern können.

Noch immer fehlen Fluggesellschaften

Doch es gibt in diesen Tagen einen Silberstreif am Horizont der Flughafen-Gegner, das konnte Kornelia Laqueur beim letzten Stammtisch am Dienstagabend in Winnekendonk auch den vielen Gästen mitteilen. Denn nach wie vor fliegt nichts und niemand über Laarbruch. Und es sind auch keine Flugesellschaften bekannt, die Weeze-Laarbruch in ihren Flugplan einbauen wollen. Zwar will beispielsweise die irische Gesellschaft "Ryanair" neben Frankfurt-Haan künftig noch von einem weiteren deutschen Flughafen aus starten, doch wo das sein wird, steht noch in den Sternen.

Auch in Sachen Flugrecht ist lange noch nicht das letzte Wort gesprochen. So ist die Haltung der niederländischen Regierung bezüglich der Überflugrechte noch nicht klar. Und auch über den Eilantrag der niederländische Gemeinde Bergen zur Umweltverträglichkeitsprüfung hat das Oberverwaltungsgericht Münster auch nach einem Jahr noch nicht entschieden. Ende November ist übrigens auch die Aktionsgemeinschaft juristisch aktiv geworden, hat über eine Klägergemeinschaft ihren Widerspruch gegen die luftverkehrsrechtliche Änderungs-Genehmigung bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht.

Zudem schien der niederländische Investor Hans van de Lande zwischenzeitlich in finanzielle Turbulenzen geraten zu sein: So blieben im Dezember zahlreiche Handwerker-Rechnungen unbezahlt - und sind es nach Informationen von Kornelia Laqueur auch immer noch: "Da sind jede Menge Forderungen offen." Alex van Elk, Geschäftsführer des Flughafens Niederrhein, indes erklärte gestern gegenüber der Redaktion, die Rechnungen seien inzwischen alle beglichen, und es gäbe auch sonst keine finanziellen Probleme. Für Laqueur sieht die ganze Sache unter finanziellen Aspekten dagegen "etwas seltsam aus."

Am Flughafen sind die Arbeiten inzwischen wieder angelaufen - zumindest in der Schalterhalle. Und in diesem Monat noch, so van Elk, wolle man den Vertrag mit der ersten Fluggesellschaft unter Dach und Fach bringen. Vielleicht sind derlei Visionen auch der Grund dafür, warum sich die Euphorie bei Kornelia Laqueur "noch immer in Grenzen hält" und sie trotz möglicher Geld-Probleme kaum die Chance sieht, dass sich die Politik plötzlich zur Kehrtwende entscheidet. "Ich glaube eigentlich nur an kurzfritige Erfolge", sagt Kornelia Laqueur, "auch wenn ich das Projekt weiterhin für unwirtschaftlich halte." Die große Sorge der Gegner ist nicht unbegründet: Gerade weil das Gebiet rund um den Flughafen Niederrhein dünn besiedelt ist, besitzt es für die Verantwortlichen einen besonderen Reiz, denn hier bekommen sie leichter eine Nachtfluggenehmigung. Allerdings gäbe es, hält Laqueur dagegen, kein Gebiet in Deutschland, was mit Flughäfen so gut ausgestattet sei wie die hiesige Region. Im Umkreis von 150 Kilometern finden sich allein13 Flughäfen. Eins aber dürfte beiden Parteien inzwischen klar sein: In diesem Jahr wird in Laarbruch die Entscheidung fallen. So oder so.

09.01.2003 CHRISTIAN SCHYMA

Originalartikel aus NRZ-Online

(NRZ-Online vom 09.01.2002)

Zurück zur Übersicht