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Memmingen will einen Zivilflughafen
Umwandlung des Bundeswehr-Fliegerhorstes im Unterallgäu aber heftig umstritten

Von Dieter Baur

Memmingen – Die Stadt Memmingen schert vermutlich aus der Front der Gegner einer Umwandlung des Fliegerhorstes Memmingerberg in einen Regionalflughafen aus. Oberbürgermeister Ivo Holzinger (SPD) geht davon aus, dass sich der Stadtrat am Montag für eine zivile fliegerische Nutzung des Platzes aussprechen wird, den die Bundeswehr im Juni 2003 aufgeben wird. Auch der Kemptener OB Ulrich Netzer ist dafür. Gestern befürwortete bereits der Ausschuss des Regionalen Planungsverbandes Allgäu, dem Netzer abgehört, den Zivilflughafen als eine historische Chance für den Tourismus. Der Kreis Unterallgäu lehnt dagegen das von der Air + Park Allgäu (APA) betriebene Projekt ab. Die APA hat beim Luftamt Süd die Genehmigung für einen Flughafen beantragt, der neben Geschäfts- und Sportfliegern auch Linien- und Charterflüge aufnehmen soll. Mit jährlich 20 000 Starts und Landungen und 320 000 Fluggästen soll sich der Platz nach einer Anlaufphase wirtschaftlich rechnen.

Der Gegenwind, in den die APA mittlerweile mit ihren Plänen geriet, hat nach Darstellung des Aktionskreises "Stopp dem Fluglärm" schon "Sturmstärke" erreicht, sagt ÖDP-Stadträtin Gabriele Schimmer. Die Initiative zähle inzwischen an die 2000 Mitglieder. An einer Demonstration nahmen 3500 APA-Gegner teil. Ihrer Meinung nach bringt der Flughafen "nichts außer Lärm, Dreck und die Kinder um den Schlaf". Diese Ansicht wird von einer Medizinerinitiative geteilt. Zusätzliche Arbeitsplätze, wie sie die APA verspricht, entstünden allenfalls in den Praxen der Ärzte, wo sich lärmgeschädigte Patienten behandeln lassen müssten. Protest kommt auch aus den Gemeinden, denen der Flugplatz gehört. Über 4000 Unterschriften gegen das Projekt wurden in Benningen vorgelegt, und der Gemeinderat von Memmingerberg beschloss, mit einer Wohnbebauung am Flugplatzrand die Pläne der APA zu durchkreuzen. Es rumort aber auch in Orten, die als Anlieger nur gehört werden. So wird in Ungershausen ein Bürgerbegehren vorbereitet. Am gewichtigsten ist jedoch der Beschluss des Unterallgäuer Kreisausschusses, der den Zivilflugplatz abgelehnt hat. Das Projekt sei eine Hausnummer zu groß. Die APA habe in der Eile nicht die notwendigen Wirtschaftlichkeitsüberlegungen auf den Tisch gelegt, sagt Landrat Hermann Haisch (CSU). Er kritisierte, dass die Air+Park vorgeprescht sei, statt sich mit allen Beteiligten in einer Zukunftswerkstatt abzustimmen. Die APA beharrt zwar weiter auf ihrem Antrag, die Gesellschafter sehen aber Grenzen der Belastbarkeit, betont ihr Sprecher Wolfgang E. Schultz.

(Unbekannte Quelle vom 14.11.2002)