"Nach Hahn geht kein normaler Flug"

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Erster Langstreckenjet hob vom Hahn ab
204 Karibik-Touristen entflohen gestern dem kalten Winter in Deutschland in Richtung Dominikanische Republik

Von Thomas Torkler
Handschuhe, Wollmütze, Schal, dicke Jacke, Rollkragenpulli und was warmes untendrunter - das liest sich eigentlich nicht wie die Kleiderordnung für die Karibik. Dick vermummt waren gestern früh die meisten der 204 Touristen, die den ersten Jet in die Dominikanische Republik bestiegen.

FLUGHAFEN HAHN. Für das sonnige Urlaubsparadies waren die Leute sicherlich" overdressed", für die wartenden Presseleute, die den Start des ersten Fluges in die Dominikanische Republik vom Hahn miterleben wollten, war die Kleidung mehr als angemessen: Ein eisiger Wind pfiff in den Morgenstunden übers Flughafengelände.

Gottlob bläst dieser den Verantwortlichen der Flughafen Hahn GmbH nicht ins Gesicht. Im Gegenteil, Geschäftsführer Jörg Schuhmacher freute sich gleich zweifach: Mit FTI-Touristik und Britannia Airways wurden zwei neue Partner gefunden und seit der Gründung des Zivilflughafens im Jahr 1993 startete gestern der erste Passagier-Langstreckenflug in Richtung Karibik vom Flughafen Hahn aus.

Gleichzeitig war es der größte Passagierflieger. Es hoben in der Vergangenheit zwar schon" dickere" Maschinen vom Hunsrück ab, die jedoch nicht besetzt waren. Die Boeing 767-300 der Britannia Airways hatte 204 Sonnenhungrige an Bord. 328 Sitzplätze bietet der Jet. Mit den Buchungen war man trotzdem zufrieden. Parallelflüge von deutschen Großflughäfen waren nicht stärker ausgelastet. Bei Reisen um die Weihnachtszeit und danach wird der Flieger voll sein. Die Reisenden kamen aus ganz Deutschland. Der Preis sorgt dafür, daß die Urlauber in Kauf nehmen, auch von kleineren Airports abzufliegen, selbst wenn die Anreise weit ist.

Bis so ein Langstreckenflugzeug aber vom tiefen Hunsrück in der fernen Karibik ankommt, ist allerdings einige Organisationsarbeit zu bewältigen: Allein drei (!) Crews waren gestern an dem Trip beteiligt, Die erste brachte die Boeing leer von Puerto Plata frühmorgens nach Hahn. Die zweite Besatzung landete, von München kommend, um kurz vor acht mit einem kleinen zweimotorigen Propellerflugzeug im Hunsrück, um den Flieger nach Stuttgart zu bringen. Dort wartete die dritte Mannschaft und flog ans endgültige Ziel. Kommentar eines ersten Offiziers: "Nach Hahn geht kein normaler Flug"

Normalität wird jedoch der Trip in die Karibik. Alle 14 Tage startet künftig vom Hunsrück-Airport eine Maschine, jeweils mittwochs.

(Hunsrücker Zeitung vom 26. November 1998