Förderung: mind. 13,1 Millionen DM für 50 Arbeitsplätze = 262.000 Mark je Arbeitsplatz

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Der große Hahn-Crash mit dem "Crash-Testzentrum"

Aus für Entwicklungs- und Prüfzentrum auf dem Flughafen Hahn - Vermeintlicher Investor sieht nur geringe Marktchancen

Von Markus Lorenz

FLUGHAFEN HAHN. Zuschüsse und Fördermittel in Millionenhöhe waren bereits bewilligt, da zog der Investor zurück, Das geplante "CrashTestzentrum" auf dem Flughafen Hahn erwies sich als Luftschloß. Die aversierten 50 Arbeitsplätze sind endgültig "gecrashed".

"Im Frühjahr 1999 wird mit dem Bau begonnen" - so verlautete es im Dezember 1998 von der Berliner Wokratek GmbH &Co. KG. Frühjahr ist's - die Bäume schlagen aus und auch die Knospen sprießen. Einzig und allein auf dem Gelände des Flughafen Hahn sprießt nichts - dort schlägt's eher aus.

Der Bauantrag war gestellt, das Baurecht geschaffen und die Fördertöpfe weit geöffnet - dann kam der Crash des "Crash-Zentrums": In einer Mitteilung an die rheinland-pfälzische Investitions- und Strukturbank (ISB) und die Hahn-Holding verkündete Wokratek-Boss Rainer Willi Wolf lapidar: "Das Ergebnis für die Einrichtung des EPZ auf dem Hahn ist leider negativ." Den Ausschlag für diese Entscheidung hätten die "außergewöhnlich hohen Kosten ", aber auch "nicht sicher ausreichende, zukünftige Auftragsumfänge" gegeben, Damit ist das Millionen-Projekt bereits vor dem ersten Spatenstich Geschichte.

Auf rund 40 000 Quadratmetern wollte die Wokratek, ein Unternehmen des Bad Dürkheimer Ingenieurs Rainer Willi Wolf, ein Entwicklungs- und Prüfzentrum für die Kfz-Industrie errichten. In einer 210 Meter langen Halle waren Entwicklungs- und Forschungsarbeiten an Kraftfahrzeugen zur Steigerung der aktiven und passiven Sicherheit angedacht.

Der Geschäftsbetrieb sollte noch in diesem Jahr aufgenommen werden - dies hatte der Investor vor fünf Monaten verkündet. Aus und vorbei auch für die 50 angekündigten Arbeitsplätze. Noch im Dezember hatte Wokratek-Justiziar Dr. Andreas Hiemsch die rosigen Perspektiven für das Vorhaben angepriesen: "Wir haben ein dreiviertel Jahr Marktforschung betrieben und sehen für das Projekt hervorragende Chancen."

Der Blick scheint nun getrübt. Positiv hat sich der Markt hingegen für die ISB entwickelt: Sie kann ihre Fördermittel jetzt im Sparstrumpf belassen.

Die geplanten Gesamtinvestitionen von rund 45 Millionen Mark sollten mit einem 18 prozentigen Zuschuß aus GA-Mitteln unterstützt werden entspricht 8,1 Millionen Mark. Zusätzlich wurde dem Unternehmen in Aussicht gestellt, die Bauinvestitionen von geschätzten 20 Millionen im Rahmen des sogenannten RIM-Modells zu fördern. Hinter dem Kürzel steckt die rheinland-pfälzische Gesellschaft für Immobilien- und Projektmanagement - eine hundertprozentige ISB-Tochter. Über ein Leasing-Projekt wollte sich diese am "Crash-Zentrum" beteiligen.

Die anfallenden Leasing-Raten hätten sich für die Wokratek um jährlich 500 000 Mark verringert - zur Hälfte finanziert durch die RIM, die verbleibenden 250 000 Mark sollten sich die Verbandsgemeinde Kirchberg und der Rhein-Hunsrück-Kreis je zur Hälfte teilen.

Summa summarum wäre das EPZ dadurch mit mindestens 13,1 Millionen Mark gefördert worden - macht 262 000 Mark pro Arbeitsplatz.

Die für die kommenden zehn Jahre vorgesehenen 2,5 Millionen Mark "regionale Wirtschaftshilfe" von Kreis und der Verbandsgemeinde Kirchberg verbleiben jetzt mit Sicherheit in den kommunalen Säckeln - und zwar aktiv und passiv.

(Hunsrücker Zeitung v. 22.04.1999)

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