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Durch den Hunsrück schweben?
Transrapid-Konsortium entdeckt den Flughafen Hahn - Pläne für superschnellen Shuttle zum Frankfurt Airport skizziert

Der Vorsprung für den deutschen Zauberzug gegenüber der japanischen Konkurrenz wird immer knapper. Das Transrapid-Konsortium entdeckt deshalb jetzt den Flughafen Hahn. Denn es fürchtet auf der Strecke Hamburg Berlin abgehängt zu werden, weil die Bahn mit Tempo 450 gegen eine Wand von Bedenken rast.

Von Ursula Samary

HAHN/FRANKFURT. Als Kanzler Gerhard Schröder bei einer Probefahrt im Emsland das Riesenspielzeug testete, sollen seine Augen geglitzert haben. Das Transrapid-Konsortium von Thyssen, Siemens und ADtranz fürchtet jetzt trotzdem im Spar-Stau stecken zu bleiben. Damit die japanische Konkurrenz - nicht wie einst die Franzosen mit dem berühmten TGV-vor den Deutschen auf den Markt düst, zieht die Magnetbahn-Bauer nun der Hunsrück magisch an.

Wirtschaftsminister Hans Artur Bauckhage (FDP) soll auch ohne Probefahrt von den Plänen fasziniert gewesen sein, als man ihm in Mainz bereits mit Trassen-Skizzen die Idee präsentierte, per Schwebebahn den um die vierte Landebahn kämpfenden Frankfurter Airport zu entlasten und die Provinz besser an die weite Welt anzubinden. Das Kalkül für das Konsortium, das zweigleisig fährt: Notfalls fern der Prestige-Strecke Hamburg -Berlin den Durchbruch schaffen, damit die Patente nicht ins Ausland schweben. Denn die letzte sozial-liberale Koalition der Republik erscheint den Bauherrn bei ihrem ehrgeizigen Technologie-Projekt hilfreicher zu sein als Rot-Grün in Berlin mit vielen Bremsern. Deshalb haben die Planer viele Argumente aufgezählt, zumal die Strecke zwischen Frankfurt und Hahn mit dem BundeskassenLimit von zu gesagten 6,1 Milliarden Mark theoretisch in Fahrt kommt.

Um den Hunsrück mit der 104 Kilometer entfernten Frankfurter Flug-Drehscheibe in 20 Minuten zu verbinden, müssten in die Strecke drei Milliarden und ins Betriebssystem 2,5 Milliarden investiert werden. Da solle Bauckhage, der die vierte Landebahn befürwortet, doch die Frankfurter Flughafen AG als Hahn-Partner doch einmal fragen, ob diese Bahn nicht teurer - und politisch viel langsamer durchzusetzen - sei als ein rasanter Shuttle.

Das Baurecht für die Magnetbdhn sei sicher sehr viel einfacher zu schaffen als für die ICE-Trasse durch den Westerwald, weil sich der Zauberzug - akkustisch kaum wahrnehmbar - auch mit engen Bögen und Stelzen über Biotopen wendig der Landschaft anpassen könne. Und Bauckhage, der sich neuen Beschäftigungsschub im strukturschwachen Hunsrück erhoffe, solle auch bedenken: Mit dem Transrapid sinke auch Fluglärm-Pegel im Korridor Mainz-Frankfurt. Denn das Passagieraufkommen 1999 werden wohl 46 Millionen Fluggäste auf Rhein-Main abgefertigt- steigt ständig.

Keine Frage: Seit die FAG auf den Hahn eingestiegen ist, geht es mit dem Airport aufwärts. Denn die FAG weicht als Fracht-Carrierer aus und bringt potente Frachtkundschaft - so die Air France - in den Hunsrück. Ohne die FAG bliebe aber ein Super-Shuttle nur utopische Vision von Verzweifelten. Denn ein Transrapid zwischen Hahn und Frankfurt wäre - so interne Berechnungen - nur mit zehn bis 15 Millionen Passagieren pro Jahr rentabel!

Die Hahn-Variante des Konsortiums könnte bei einem Aus in Deutschlands Norden nur in Fahrt kommen, wenn Bauckhage den Ministerpräsidenten für Verhandlungen mit Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD) gewinnen und die FAG überzeugen könnte. Der Liberale hält das ihm präsentierte Konzept dem Vernehmen nach zwar für sehr visionär, aber auch nicht für völlig unrealistisch.

(Hunsrücker Zeitung v. 21.12.1999)

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