Der Widerstand regt sich! Mal sehen, was draus wird!

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Nachtflug mit Geräusch verbunden

Im Raumordnungsverfahren um die Verlängerung der Start- und Landebahn des Flughafens Hahn melden sich die Kritiker

Langsam aber sicher regt sich Widerstand auf den Hunsrückhöhen gegen ein verstärktes Nachtflugaufkommen auf dem Flughafen Hahn. In einer Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren über die geplante Startbahnverlängerung hat der Kastellauner Verbandsgemeinderat deutliche Kritik an den Planungen der Flughafenmanager geübt.

KASTELLAUN. Eine Interessenskollision zwischen der weiteren touristischen Entwicklung auf den Hunsrückhöhen und dem Ausbau der Start- und Landebahn auf dem Flughafen Hahn befürchtet die Verbandsgemeinde Kastellaun. In einer Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren über den Ausbau des Hunsrück- Airports an die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz, die in dieser Woche im Verbandsgemeinderat behandelt wurde, äußert die Verwaltung massive Bedenken und fordert klare Richtlinien in Sachen Lärmschutz.

Im Vorfeld hatten sich bereits die Ortsgemeinden Beltheim, Mastershausen, Gödenroth, Bell sowie die Stadt Kastellaun gegen die Verlängerung der Start- und Landebahn - zumindest zu den bisherigen Bedingungen - ausgesprochen. In Bell wurde sogar beantragt, ganz auf nächtlichen Flugverkehr zwischen 22 und 6 Uhr zu verzichten.

Einer der Hauptgründe für den Widerstand ist die im Raumordnungsverfahren angekündigte Ansiedlung eines so genannten Integrators, also einer Fracht- Express- Gesellschaft mit entsprechendem Verkehrsaufkommen. Dies könnte nachts - zwischen 1 und 6 Uhr - von 228 Flugbewegungen pro Halbjahr auf 5388 ansteigen und somit um das 25- fache ansteigen - so sehen es die Zukunftsprognosen von Intraplan/München, dem führenden Verkehrsgutachter- Unternehmen in Deutschland, das unter anderem auch für die Bundesverkehrswegeplanung zuständig ist.

Die Flugbewegungen sind mit Propellermaschinen vorgesehen und müssten sich daher keinen Beschränkungen unterwerfen.

Bisher gelten für den Hahn verschärfte Auflagen im Nachtflugbereich nur für strahlgetriebene Flugzeuge. Deshalb fordert die Verbandsgemeinde Kastellaun unter anderem "klare rechtliche Verhältnisse und Regelungen" für den Nachtflug und sowie entsprechende Lärm- Regelungen auch für Propellerflugzeuge. Dies könnte die Einführung von Lärmkontingenten oder von flugfreien Zeiten bedeuten.

Desweiteren befürchten die betroffenen Kommunen bei einer weiteren Entwicklung des Flughafens mit bis zu 4,5 Millionen Passagieren den drohenden Verkehrskollaps auf der B 327. Umgehungen für Gödenroth und Kastellaun seien ebenso unverzichtbar wie eine "leistungsfähige Verknüpfung der B 327 und der B 50 östlich des Flughafens im Bereich Bärenbach / Lautzenhausen" sowie einen besseren Anschluss des nördlichen Verkehrs an den Hahn.

Die drohende nächtliche Lärmentwicklung hat nach Befürchtungen der Verbandsgemeinde Kastellaun nicht nur negative Auswirkungen auf die Nachtruhe der Hunsrücker Bevölkerung - sie könnte vor allem auch der touristischen Zukunft der Region im Wege stehen.

"Der extrem ansteigende Nachtfluganteil steht im Widerspruch zur touristischen Entwicklung der Region", heißt es in der Stellungnahme an die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Soll heißen: Touristen, die nachts im Hunsrück kein Auge zutun, werden wohl kaum ein zweites Mal die Höhe bereisen.

Hahn- Geschäftsführer Andreas Helfer räumt ein: "Es wird mehr Nachtflug geben." Allerdings sei die 5000 eine "Horrorzahl", die sich auf ein halbes Jahr bezieht: "Auf den Tag heruntergerechnet relativiert sich die Zahl der Nachtflüge", so Helfer. Und: "Wir wollen die 24- Stunden- Genehmigung als Wettbewerbsvorteil nutzen. Außerdem sieht die Landesplanung von Anfang an vor, einen Integrator am Flughafen Hahn anzusiedeln." Dies werde auch gelingen. Insofern stimmten die Prognosen der Raumordnung mit der ursprünglichen Planung überein.

Helfer ist sich dessen bewusst, dass verstärkte Nachtflug- Aktivitäten mit Geräusch verbunden sind: "Man kann das nicht vermeiden. Mein Kollege Jörg Schumacher und ich wollen die Diskussion darüber jedoch offen führen und legen deshalb die Zahlen auf den Tisch", so der Hahn- Geschäftsführer.

Es gebe zwei Alternativen: Ein Flughafen Hahn ohne Nachtflug würde es nie schaffen in die Wirtschaftlichkeit zu kommen, so Helfer. Dagegen stehe die Möglichkeit, mit verstärkten Nachtflug- Aktivitäten einen Flughafen aufzubauen, der sich als Chance für die gesamte Region entwickelt.

M. Lorenz/Th. Torkler

(Hunsrücker Zeitung vom 19.10.2002)

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