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Den Zeitpunkt wieder verschoben

Sachstandbericht des Mainzer Verkehrsministeriums für Interessengemeinschaft Hunsrückbahn brachte Ernüchterung

Zwischen hochmoderner Magnetschwebebahn und wild wucherndem Buschwerk auf den Bahnhöfen entlang der Strecke bewegen sich die Diskussionen um einen Schienenanschluss des Flughafens Frankfurt-Hahn. Der Landrat hat die Faxen langsam dick: "Wenn das so weiter geht, stelle ich mich doch noch mit Herrn Dunger hin und demonstriere für einen Radweg zwischen Langenlonsheim und Morbach", sagt Bertram Fleck.

RHEIN-HUNSRÜCK. Als Vorsitzender der Interessengemeinschaft Hunsrückbahn hatte Landrat Bertram Fleck verantwortliche Mitarbeiter des Mainzer Verkehrsministeriums um einen Sachstandbericht in Sachen Reaktivierung der Hunsrückahn gebeten. Der Leiter der Verkehrsabteilung im Ministerium, Dr. Kaufmann, erklärte im Sitzungssal der Kreisverwaltung, man sei inzwischen an einem Punkt angelangt, der über ein Gutachten hinausgehe.

Derzeit erarbeitet die Bahn- Tochter DE-Consult einen Vorentwurfsplan aus, bei dem es unter anderem auch um die Schließung von Bahnübergängen geht (wir berichteten). Eine Vorentwurfsplanung sei etwas anderes als eine Machbarkeitsstudie, stellte Dr. Kaufmann klar.

Kernpunkt dieser Untersuchung ist die Ermittlung der tatsächlichen Kosten. Es muss genau feststehen, welche Maßnahmen zu welchem Preis notwendig sind. So lange das nicht feststeht, werden sich Land und Bund nicht an einen Tisch setzen, um darüber zu befinden, wer denn nun wieviel Anteil an den Sanierungskosten zu übernehmen hat.

Wer gedacht hat, diese Streitfrage sei längst beantwortet, hat sich also zu früh gefreut. "Das geht mir nicht in den Kopf", ärgert sich der Landrat. Man könne doch einen Kostenschlüssel ermitteln. Schließlich sprechen sämtliche Gutachten, die bisher erstellt wurden - und das sind nicht wenige - von einem Betrag um die 70 Millionen Euro. Mal sind es 65, mal kommt man auf 80. "Wo man am Schluss endet, kann doch bei der Einigung über den Kostenanteil nicht so relevant sein, dass man darüber nicht schon befinden könnte", so Bertram Fleck.

Erst wenn auf den Cent genau Klarheit über den Kostenaufwand herrscht, beginnt also das Tauziehen zwischen Bund und Land. Danach ist nicht etwa Baubeginn. Erst wird dann eine Entwurfsplanung gemacht. Und wenn die fertig ist, gibt's noch eine Genehmigungsplanung. Deutsche Gründlichkeit! Im Spätsommer soll der Vorentwurf fertig sein. Land und Bund müssen sich dann über die Kostenbeteiligung einigen.

Landrat Kurt Velten vom Kreis Bad Kreuznach, der der Veranstaltung ebenfalls bewohnte, wollte nun wissen, wie lange es denn dauert, bis all die Planungen erfolgt sind und der erste Zug rollen kann. Dr. Kaufmann gab Auskunft, wenn alles optimal verlaufe, wenn es keinerlei Verzögerungen gäbe, könnten Ende 2006/Anfang 2007 die ersten Züge rollen.

Damit ist das "magische" Datum von ehemals 2003 ein weiteres Mal nach hinten korrigiert worden. Die Verbindungsspange Gensingen, die die Fahrtzeit ins Rhein-Main- Gebiet nochmals verkürzen würde, ist in diese Planungen nicht einmal einbezogen. Es handelt sich also nicht um einen Finanzierungsbedarf von rund 70 Millionen Euro, sondern um grob geschätzt 40 Millionen Euro. Angesichts dessen ist für Landrat Fleck eine Diskussion um den Transrapid erst Recht heiße Luft: "Vor dem Hintergrund, dass man es noch nicht einmal auf die Reihe bekommt, sich zügig zwischen Bund und Land über einen solchen Betrag zu einigen und den Versprechungen Taten folgen zu lassen, sind für mich Visionen über eine Magnetschwebebahn, die Milliarden verschlingt, mehr als überflüssig", sagt der Landrat.

Immerhin hat Bertram Fleck seinen CDU-Parteifreund Hans-Josef Bracht so weit auf Kurs gebracht, dass dieser - nach seinem spontanem Transrapid-Hurra - ebenfalls die Priorität bei der Hunsrückbahn sieht. Thomas Torkler

(Hunsrücker Zeitung vom 05.07.2003)

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